Ottobrunn:Gute Stimmung im Keller

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Ingrid Eichhorn-Menzel leitet die Mittagsbetreuung an der Grundschule 1 in Ottobrunn seit 18 Jahren. (Foto: Claus Schunk)

In der Mittagsbetreuung der Grundschule 1 herrscht Raumnot. Doch Schüler und Betreuer fühlen sich wohl

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die Stühle sind auf den Tischen hochgestellt, die Spüle an der Wand glänzt sauber und durch die Fenster, die bis an die Decke reichen, fallen ein paar Sonnenstrahlen in den Keller unter der Grundschule 1 in Ottobrunn. Normalerweise herrscht hier zu dieser Tageszeit hektisches Treiben, dann holen sich zuerst bis zu 60 Erstklässer der Einrichtung an der Friedenstraße ihr Mittagessen ab, bevor es an die Hausaufgaben geht. Aber nichts ist normal in diesen Zeiten, Corona trifft natürlich auch die Mittagsbetreuung an der Schule 1.

Dass die Einrichtung zuletzt Thema im Gemeinderat war, liegt aber weniger an der Pandemie, sondern vielmehr an einem Problem, das die dicht besiedelte Gemeinde Ottobrunn immer wieder beschäftigt: Es gibt zu wenig Platz. SPD-Gemeinderätin Ariane Wißmeier-Unverricht sprach dieses Problem unlängst im Hauptausschuss des Gemeinderats speziell für die Schule an der Friedenstraße an. Seit Jahren sei bekannt, dass die Mittagsbetreuung - eine der ältesten im Landkreis - unter den beengten räumlichen Verhältnissen leide. "Wir haben hier wie an den anderen zwei Grundschulen eine fantastische Mittagsbetreuung, aber an der Schule 1 herrscht eine extreme Raumnot", sagte Wißmeier-Unverricht.

Ingrid Eichhorn-Menzel empfängt direkt am Haupteingang der Grundschule. Sie leitet die im Jahr 1991 gegründete Mittagsbetreuung in Ottobrunn, die sich auch um die Kinder in den Schulen an der Lenbachallee und der Albert-Schweitzer-Straße kümmert, seit 18 Jahren. Angefangen hat sie 1998, als ihr Sohn eingeschult wurde. An der Friedenstraße kümmert sich Eichhorn-Menzel mit ihrem "internationalen Team", wie sie sagt, um 120 Kinder - 30 von ihnen, die Drittklässler, werden im Container draußen im Schulgarten betreut. Bei ihren Mitarbeitern, darunter Festangestellte, 450-Euro-Kräfte und auch Studenten sei ihr wichtig, sagt Eichhorn-Menzel, dass sie Deutsch könnten, mit Kindern gut umgehen könnten - und einigermaßen beschlagen in Mathematik seien. "Unsere Eltern müssen ja alle Hausaufgaben der Kinder noch einmal durchgehen, wenn die nach Hause kommen. Aber nicht alle schaffen die Mathe-Aufgaben der vierten Klasse", sagt sie.

Und die Raumnot? Das Beengte, Erdrückende im Keller, das unlängst auch eine Mutter in der Bürgerfragestunden des Gemeinderats angesprochen hat? "Die Kinder fühlen sich hier sehr wohl und wir als Betreuer auch", sagt Eichhorn-Menzel. Natürlich wünsche sie sich auch etwas mehr Platz, vor allem einen größeren Raum zum Spielen. "Aber der Platz ist halt einfach nicht da, wir können das nicht ändern und machen das Beste aus der Situation."

Die Herausforderungen an der Schule 1 werden in den kommenden Jahren noch einmal weiter steigen. Bis zum Jahr 2025 ist der Freistaat verpflichtet, zumindest an Grundschulen einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung zu sichern, Eltern sollen sich dann nicht mehr die Frage stellen müssen, wie ihre Kinder betreut werden können. Eine Forderung, die von der Ottobrunner SPD schon jetzt für die eigenen Grundschulen immer wieder erhoben wird. Der Gemeinderat hat unlängst 100 000 Euro in den Haushalt eingestellt, um genau das zu prüfen - und auch etwaige bauliche Veränderungen an der Grundschule 1 ermitteln zu können. Das zumindest sagte Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) zu. Denn der sogenannte gebundene Ganztag kostet nicht nur Geld - er braucht auch mehr Platz für mehr Kinder.

Bis 2025 zu warten, ist laut SPD-Gemeinderätin Wißmeier-Unverricht keine Option. Wenn die Gemeinde die Situation nicht an allen Schulen verbessere, drohten "Belastungen für eine ganze Grundschul-Generation". Sie wisse aber, dass die Optionen an der Grundschule 1 begrenzt seien und konstatierte selbst, dass im Gemeinderat eine gewisse "Ratlosigkeit" herrsche.

Denn in Ottobrunn sind nicht nur Flächen rar, sondern auch Gebäude, die sich im Besitz der Gemeinde befinden. Eines dieser wenigen Häuser befindet sich in der Nähe der Schule, an der Gartenstraße. Dieses ist derzeit noch belegt, der Mietvertrag aber laufe mittelfristig aus, heißt es aus dem Rathaus. Dann könne geprüft werden, ob sich für die Mittagsbetreuung eventuell dort neue Optionen eröffneten, sagt Wißmeier-Unverricht. Eichhorn-Menzel aber schließt das aus. "Wir haben ja schon die dritten Klassen in die Container ausgelagert und können nicht noch weitere Klassen auslagern", sagt sie. "Wir bräuchten dann ja auch wieder neues Personal. Das geht nicht."

Ottobrunns älteste Schule hätte vergangenen Jahr eigentlich groß ihren 100. Geburtstag gefeiert, dann aber kam Corona. Und es sind nach wie vor die Pandemie und ihre Auswirkungen, die Eichhorn-Menzel mehr beschäftigen als die Fragen nach einem neuen Spielzimmer - das bestehende reicht schon aus. "Mir tut es eher in der Seele weh, wenn ich sehe, dass die Kinder derzeit nicht normal miteinander spielen dürfen", sagt sie.

© SZ vom 24.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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