Ottobrunn:Erfolgreiche Rettungsaktion

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Beim Brand in einem Ottobrunner Altenheim erleiden 13 Bewohner und eine Mitarbeiterin Rauchvergiftungen. Dass nicht mehr passiert ist, liegt vor allem am Großaufgebot von annähernd 280 Einsatzkräften.

Von Claudia Engmann und Konstantin Kaip, Ottobrunn

Nach dem Brand vom Freitagabend überwiegt im Hanns-Seidel-Haus des Kuratoriums Wohnen im Alter (KWA) die Erleichterung. "Wir hatten Glück im Unglück", sagt die Leiterin des Ottobrunner Seniorenheims, Ursula Cieslar. Um kurz nach 21 Uhr war am Freitag bei Feuerwehr und Polizei ein Alarm aus dem Wohnstift an der Ottostraße eingegangen: In einer Wohnung des dritten Stockes war ein Feuer ausgebrochen. Die 75-jährige Bewohnerin des Apartments musste mit einer schweren Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden, weitere drei Personen wurden mittelschwer, zehn Bewohner leicht verletzt. Drei Stockwerke mussten komplett geräumt werden, sechs Personen wurden über die Drehleiter gerettet.

Insgesamt waren 158 Einsatzkräfte der Feuerwehr im Einsatz, aus Ottobrunn, Unterhaching, Neubiberg und Taufkirchen sowie des ABC-Zugs des Landkreises München. Unterstützt wurden sie von 70 Mitarbeitern des Rettungsdienstes und 50 Polizisten. Der Großeinsatz, für den die Ottostraße komplett gesperrt wurde, dauerte bis Mitternacht. Am Tag danach ist von außen kaum etwas zu sehen: Lediglich die Tür zur Fluchttreppe im obersten Stock des linken Gebäudeflügels ist etwas rußgeschwärzt.

Mit der Drehleiter bringt die Feuerwehr Bewohner aus dem Hanns-Seidel-Haus in der Ottostraße in Sicherheit. (Foto: Claus Schunk)

Ursache für den Brand war offenbar eine glühende Herdplatte. Dies jedenfalls habe der Mann der 75-jährigen Bewohnerin berichtet, sagt Cieslar. Er habe den Herd nicht ausschalten können und sei, nachdem das Feuer ausgebrochen war, aus der Wohnung gerannt, um Hilfe zu holen. Ein Mitarbeiter aus dem zweiten Stock habe daraufhin die Feuerwehr alarmiert. Aufgrund der starken Rauchentwicklung konnten erst die Einsatzkräfte die 75-Jährige aus der Wohnung befreien. Sie befindet sich noch im Krankenhaus, ihr Zustand ist laut Cieslar jedoch stabil. Nach ihrer Entlassung aus der Klinik soll sie im Pflegebereich des Wohnstifts untergebracht werden, ebenso wie eine andere Bewohnerin, die sich bei der Rettungsaktion verletzt hat. Eine Mitarbeiterin, die mit einer Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht wurde, konnte inzwischen entlassen werden. Alle Bewohner der dritten Etage, die derzeit noch unbewohnbar ist, konnten anderweitig untergebracht werden: Ein Ehepaar ist bei der Familie ihres Sohnes, die anderen kamen in Gästezimmern des Hauses unter, berichtet Cieslar. Die Stimmung im Wohnheim sei gut, Hysterie oder Panik habe es nicht gegeben. "Unsere Bewohner und ihre Angehörigen sind eigentlich alle froh, dass es so ausgegangen ist", sagt Cieslar.

Dass alle Bewohner gerettet werden konnten, liegt an der sofortigen Reaktion der Feuerwehr, die nur wenige hundert Meter vom Seniorenheim entfernt in der Ottostraße ihre Wache hat. Nur etwa drei Minuten habe es gedauert, bis die Einsatzfahrzeuge gekommen seien, berichtet Cieslar. Die Leiterin des Seniorenheims hat sich am Samstagvormittag bei allen beteiligten Hilfskräften für ihren "vorbildlichen Einsatz" bedankt. "Wenn von uns ein Alarm kommt, wissen die Feuerwehrleute gleich, dass es ernst ist", sagt Cieslar.

Erschöpft und erleichtert: Feuerwehrmänner nach ihrem Einsatz. (Foto: Claus Schunk)

Das liegt wohl auch an der Erfahrung: Denn im Hanns-Seidel-Haus gab es bereits 2011 ein Feuer, im selben Wohnblock, in derselben Etage. Brandursache sei damals ein Toaster gewesen, berichtet Cieslar. Eine Bewohnerin habe über dem Gerät eine Semmel aufwärmen wollen und sei ins Bad gegangen. Eine Stichflamme aus dem Toaster habe dann die Gardinen und schließlich die Wohnung in Brand gesetzt. Die Auswirkungen seien ähnlich gewesen wie beim jüngsten Brand am Freitag, auch vor vier Jahren musste das gesamte Stockwerk evakuiert werden. Bis die Nachbarn wieder in ihre Wohnungen konnten, hat es damals eineinhalb Wochen gedauert. Dieses Mal hofft die Heimleiterin, könne es schneller gehen. Allerdings müssen zunächst Sachverständige die Schäden der angrenzenden Wohnungen beurteilen. Der Schreiner, der die von den Feuerwehräxten zerstörten Türen austauscht, ist bereits bestellt. Der Schaden beläuft sich laut Polizei nach ersten Schätzungen auf etwa 500 000 Euro. Den Mietern muss er keine Sorgen machen. "Unsere Bewohner sind alle ganz normal versichert", sagt Cieslar.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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