Tiertafel:Ein Herz für Hund und Herrchen

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Die Garage dient Kathraina und Jürgen Wollmann als Annahmestelle und Lagerplatz für Spenden. (Foto: Sebastian Gabriel)

Katharina und Jürgen Wollmann betreiben seit zehn Jahren die Tiertafel Ottobrunn.

Von Kaja Weber, Ottobrunn

Von kleinen leblosen Figuren bis hin zu einer sehr lebendigen weißen Hündin - im Wohnzimmer von Katharina und Jürgen Wollmann finden sich überall Tiere. Hier sitzt das Ehepaar an einem dunklen Holztisch und berichtet von dem Projekt, das die beiden seit inzwischen zehn Jahren leiten: die Tiertafel Ottobrunn. Der erste Hund der Wollmanns kam aus Rumänien. Das inspirierte sie dazu, etwas für den Tierschutz zu tun, erzählt Katharina Wollmann. Dann wurde das Paar auf Tafeln aufmerksam und erkundigte sich beim Betreiber Caritas, ob am Ottobrunner Tisch nicht auch Bedarf für Tierprodukte bestünde - und der war da.

Seitdem sammeln die Wollmanns Spenden und bringen diese einmal wöchentlich mit ihrem Privatauto zum Ottobrunner Tisch. Seit 2009 gehört auch der Hachinger Tisch in Taufkirchen zu ihrem Ausliefergebiet. Dabei wollen sie es aber auch belassen, für eine dritte Anlaufstelle würden die festen Spenden nicht ausreichen, sagt das Paar. Die beiden Ottobrunner arbeiten nur mit Tafeln zusammen, nicht etwa mit Tierheimen. So kann die Bedürftigkeit der Empfänger einfach geprüft werden: Wer berechtigt ist, bei den von der Caritas betriebenen Tafeln etwas abzuholen, kann sein Tier auch bei der Tiertafel anmelden. "Wir können aber nur geben, was da ist", sagt Jürgen Wollmann. Und es muss auch passen: So hatten sie etwa schon Aquarieninterieur, für das sich kein Abnehmer fand.

Von Beginn an haben die Wollmanns die Spenden in ihrem Privathaus angenommen und lagern sie auch dort. Beide arbeiten selbständig. Sind sie einmal nicht zu Hause, wenn Spender kommen, machen auch die Nachbarn auf. Manche Menschen spenden, wenn sie selbst einen Überschuss an Tierfutter haben. Andere geben Futter und Zubehör ab, wenn ihre Tiere gerade gestorben sind. Die wollen ihre Spenden nach Angaben von Jürgen Wollmann dann entweder schnell und manchmal auch anonym abgeben, um mit der Situation abzuschließen. Oder sie haben Redebedarf und bleiben dann auch mal länger. Probleme mit Spendern hatten sie in ihrem Haus aber noch nie.

Es gibt auch regelmäßige Spender, eine Frau etwa begleitet die Arbeit der Tiertafel schon seit acht Jahren. Zu langfristigeren Unterstützern haben die Wollmanns ein persönlicheres Verhältnis aufgebaut, sie schicken ihnen Oster- oder Weihnachtskarten. Doch die Reaktionen von außen sind nicht immer positiv ausgefallen, berichtet Katharina Wollmann. "Ihr spinnt ja", wurde ihr beispielsweise schon gesagt, man könne sein Tier doch abgeben, wenn das Geld nicht reiche. Gerade für ältere Menschen sei ein Tier oft aber nicht nur Tröster sondern auch Lebensinhalt, sagen die Wollmanns. Sie sprechen aus Erfahrung. So beliefern sie beispielsweise auch eine ältere Dame persönlich, die sich nicht zu einer Tafel traue - aber eher auf ihre eigenen Medikamente verzichten würde, als ihr Tier abzugeben.

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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