Ottobrunn:Der Plan geht nicht auf

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Die Ferdinand-Leiß-Halle ist ein typischer Bau aus den Siebzigerjahren. (Foto: Angelika Bardehle)

Ursprünglich wollte die Gemeinde Ottobrunn in aller Ruhe das Dach der Ferdinand-Leiß-Halle modernisieren. Doch jetzt ist klar, dass es damit nicht getan ist. Sogar ein Abriss steht mittlerweile zur Debatte

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Der Plan des Ottobrunner Gemeinderats war im Grunde ganz gut durchdacht. Im Herbst 2017 wird die neue Dreifachturnhalle des Gymnasiums eröffnet - und die Ferdinand-Leiß-Halle am Phönixbad endlich für die anstehende Modernisierung des Dachs geschlossen. Dieses Vorgehen hätte den Gemeinderäten auch die mittelfristige Finanzplanung etwas erleichtert, schließlich hatten sie für die beiden Haushalte der Jahre 2016 und 2017 keine Mittel für die Turnhalle aus den Siebzigerjahren eingestellt.

Doch jetzt muss die Gemeinde schnell umdisponieren - und sie muss vor allem kurzfristig sehr viel Geld in die Hand nehmen. Denn die Ferdinand-Leiß-Halle - einer dieser finsteren Betonklötze längst vergangener Zeiten - ist ein baulicher Notfallpatient. Und er muss so schnell als möglich unter das architektonische und bautechnische Messer.

Vor allem das Dach macht Probleme. Zum einen erfüllt es die brandschutztechnischen Standards nicht mehr. Den gesetzlichen Vorgaben folgend müsste das Dachtragwerk der Ferdinand-Leiß-Halle die sogenannte Feuerwiderstandsdauer F 30 aufweisen, also einen Funktionserhalt über 30 Minuten im Brandfall erfüllen. Der Wert in der Dreifachturnhalle aber, sagt Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), liege bei F 0. "Das klingt dramatisch, ist es aber nicht. Bei allen größeren Veranstaltungen sind Brandwachen im Einsatz - und das ist rechtlich auch so in Ordnung", sagt der Rathauschef.

Nicht in Ordnung ist hingegen der bauliche Zustand des Tragwerks. Mit einer bautechnischen Prüfung wollte die Gemeinde im vergangenen Jahr ermitteln, ob es möglich sei, die Decke ballwurfsicher abzuhängen und eventuell eine Deckenstrahlheizung einzubauen. Das Ergebnis dieser Prüfung aber lieferte Antworten, mit denen in der Gemeinde niemand gerechnet hatte: Die Spannbetonträger werden mit sogenannten Spanndrähten stabilisiert, wie sie in den Siebzigerjahren üblich waren. Diese Drähte aber neigen zur Korrosion, will heißen: Es könnte sein, dass mittlerweile mehrere dieser Drähte Risse aufweisen. Der Bauausschuss der Gemeinde hat nun ein zusätzliches Gutachten in Auftrag gegeben, um Schäden zu ermitteln. "Eine Gefahr besteht derzeit in der Halle nicht. Das haben uns die Prüfer versichert", sagt Loderer. Dies liege auch daran, dass erst vor Kurzem die Kieslast vom Hallendach entfernt worden ist.

Dennoch steht bereits vor der zusätzlichen Untersuchung fest: Die Ferdinand-Leiß-Halle benötigt mindestens ein neues Dach. Hinzu kommen weitere Sanierungsmaßnahmen im Inneren, die Gemeinde rechnet mit Kosten von bis zu fünf Millionen Euro.

Genau diese Summe bringt Loderer und mit ihm den Gemeinderat ins Grübeln. "Wir wissen jetzt, dass in der Ferdinand-Leiß-Halle viel mehr auf uns zukommt als nur ein paar Reparaturen am Dach", sagt Loderer. "Bei diesem Betrag müssen wir überlegen, ob nicht sogar an selber Stelle eine ganz neue Halle sinnvoller wäre." In den kommenden Wochen wird die Gemeinde zunächst das Büro Brinkmeier und Salz aus München beauftragen, ein sogenanntes VOF-Verfahren einzuleiten, um gemeinsam mit Ingenieuren und Architekten alle Möglichkeiten von der Generalsanierung bis zum Neubau durchzuspielen. Schon diese Analysen werden viel Geld kosten. "Aber wir sind jetzt einfach zum Handeln gezwungen. Auch wenn wir damit eigentlich noch etwas warten wollten", sagt Loderer. Neben dieser schlechten Nachricht gibt es aber auch eine gute: Die Dreifachhalle am Gymnasium kommt sicher.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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