Ottobrunn:Der große Griechenfreund

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Herbert Speckner, 86, beherrscht Altgriechisch, Latein, Englisch, Französisch, Italienisch und Neugriechisch. Beste Voraussetzungen, um auch schwierigste Quellen zu erschließen. (Foto: Claus Schunk)

Bezirk würdigt Herbert Speckners Wirken im König-Otto-Museum

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Der promovierte Historiker Herbert Speckner beschließt Berichte über eine Exkursion auf den Spuren König Ottos schon mal mit den Worten: "All das lernten die wissbegierigen Freunde des König-Otto-Museums." Doch das ist kein überhebliches Herabblicken eines Gelehrten auf seine Schüler. Ist der 86-jährige Ottobrunner doch selbst einer der größten Freunde des Wittelsbachers auf dem griechischen Thron - und von einer Neugier bewegt, die ihresgleichen sucht. An diesem Freitag, 6. Oktober, werden Speckners unerschöpfliche Wissbegier und sein Forschergeist mit der Verleihung der Bezirksmedaille gewürdigt, die seit 1990 verdiente Bürgerinnen und Bürger aus ganz Oberbayern vom Bezirk für ihr ehrenamtliches Engagement erhalten.

"Mich freut das unglaublich, denn keiner hat diese Ehrung wohl mehr verdient", sagt Professor Jan Murken, der als langjähriger Wegbegleiter eine weite Strecke vor allem beim Auf- und Ausbau des mittlerweile weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannten Otto-König-von-Griechenland-Museums in Ottobrunn gegangen ist. In die nach dem Wittelsbacher auf dem griechischen Thron benannte Gemeinde hat es Herbert Speckner eher zufällig verschlagen. Nach dem Abitur am Franz-Ludwig-Gymnasium in seiner Geburtsstadt Nürnberg studierte Speckner Geschichte, Philosophie und Literatur, ehe er in die Fußstapfen seines Vaters trat und als Journalist arbeitete. Er war lange Jahre bei der Nachrichtenagentur Associated Press tätig, Textchef von Bunte und Quick und Redakteur bei Zeitschriften wie Eltern und Schule. Von 1976 bis 1996 fungierte er als Korrespondent der Fernsehwoche. Da wohnte er freilich schon längst in Ottobrunn, wohin er im Jahr 1969 mit seiner Familie gezogen war.

Im Kleinen hat der Historiker in der noch jungen Gemeinde dann etwas Großes entdeckt: die Leidenschaft für den bayerischen Prinzen, der von 1832 bis 1862 Griechenland regierte. Gemeinsam mit Jan Murken baute Speckner von 1976 an im neuen Ortszentrum Ottobrunns das Museum auf. Mit weit mehr als 200 Ausstellungsstücken ist es ein beeindruckendes Zeugins des Philhellenismus, des Griechischen Freiheitskampfes, von Ottos Regentschaft und den bayerisch-griechischen Beziehungen bis in die heutige Zeit. "Herbert Speckner und seiner Leidenschaft verdanken wir sehr viel", sagt sein Freund Murken. "Vor allem wenn es darum geht, was Bayern Griechenland verdankt." Wohl keiner, sagt Murken, habe eine derartige Gabe, sich tief in diese historisch gewachsene Beziehung einzugraben - und auch heute noch vieles auszugraben.

"Griechen, auf immer und ewig will ich in Eurer Mitte verweilen." Diese Worte, verewigt in der original erhaltenen Thronrede König Ottos aus dem Jahr von 1835, etwa sind seit etwas mehr als einem Jahr im Ottobrunner Museum auf edlem Kanzleipapier zu lesen. Speckner und Murken ist es gelungen, sie für ihr gemeinsames Werk zu erwerben.

© SZ vom 06.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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