Ottobrunn:Bekenntnis zum Kulturzentrum

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Obwohl Ottobrunn sparen muss, stellt niemand die Investitionen in die Modernisierung des Wolf-Ferrari-Hauses infrage. Das liegt daran, dass sich der Eigenbetrieb der Gemeinde überregional einen guten Ruf erarbeitet hat

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Es war schon ein genialer Schachzug der Ottobrunner Gemeinderäte damals Mitte der Achtzigerjahre. Eine neue Ortsmitte sollte her in der flächenmäßig kleinsten Kommune des Landkreises - ein Zentrum mit viel Wohnraum, einem neuen Rathaus und vielen Geschäften. Doch auf halbem Weg blieben die ohnehin kulturbeflissenen Ottobrunner nicht stehen und spendierten sich gewissermaßen selbst auch gleich ein neues Kulturzentrum - das heute weit über die Grenzen der Gemeinde und des Landkreises hinaus bekannte Wolf-Ferrari-Haus.

Nun hat sich seit 1986, dem Jahr der Eröffnung des Wolf-Ferrari-Hauses, in der neuen Ortsmitte viel getan - nicht immer zum Guten, denn auch am gemeindlichen Komplex nagt der Zahn der Zeit. Die Tiefgarage unter dem Rathaus und dem Kulturhaus muss runderneuert werden, der Vorplatz hat ein wenig vom alten Glanz verloren und von den Fassaden, auch am renommierten König-Otto-Museum, bröckelt der Putz.

Was freilich unverändert Bestand hat, ist die Tatsache, dass sich die Gemeinde vor allem ihr kulturelles Zentrum mit elf Veranstaltungsräumen richtig Geld kosten lässt. Auch in diesem Jahr schießt die Kommune nahezu 1,4 Millionen Euro zu, um alle Kosten zu decken und notwendige Investitionen tätigen zu können. Besser gesagt: Der Gemeinderat verteilt um - aus dem Etat des Jahres 2016 direkt ins Wolf-Ferrari-Haus. "Das Wolf-Ferrari-Haus ist fester Bestandteil unseres kulturellen Lebens", sagt Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) - und gibt damit die einheitliche Linie im Gemeinderat wieder.

Dass es über die Daseinsberechtigung dieses Hauses in einer Kommune, die um einen ausgeglichenen Haushalt wirklich ringen muss, keine Debatten gibt, hat einen naheliegenden Grund: Das Wolf-Ferrari-Haus gehört keinem privaten Investor und ist auch nicht an einen externen Dienstleister verpachtet. Das nach dem italienischen Komponisten Ermanno Wolf-Ferrari, der von 1916 an 16 Jahre lang im damals noch zu Unterhaching gehörenden Ortsteil Ottobrunn gelebt hat, benannte Haus ist in Besitz der Gemeinde. Und es wird seit seiner Eröffnung stark genutzt und nachgefragt, wie auch Horst Frank, der Leiter des sogenannten Eigenbetriebs, den Gemeinderäten in den Etatverhandlungen bestätigt hat. Vereine, Initiativen und auch viele Privatpersonen mieten die Räume und Säle an - der Festsaal verfügt sogar über eine induktive Höranlage, die Träger von Cochlea-Implantaten und Hörgeräten bei aktivierter Induktionsspule nutzen können.

Die Gemeinde nimmt mit ihrem Kulturhaus freilich auch Geld ein - dank der immer noch modernen Ausstattung und eines kulturell sehr ausgewogenen Programms. Es präsentieren sich, wie in den kommenden Tagen die Jazztanzgruppe des TSV Ottobrunn/Neubiberg mit ihrem Programm "Der Zaubergarten", Vereine und Gruppen aus der Gemeinde. Auch die Kleidertauschbörse ist hier zu Gast, ebenso Künstlervereine und Fotografen aus Ottobrunn. Aber eben auch überregional bekannte Künstler aus nahezu allen Bereichen - Orchester, Kabarettisten, Musicals. Im vergangenen Jahr hat die Kommune insgesamt mehr als 500 000 Euro über Tickets, Vorverkaufsgebühren und Mieten eingenommen.

Seit vergangenem Herbst präsentiert sich das Wolf-Ferrari-Haus dank Horst Frank auch mit einer überarbeiteten Homepage (www.wfh-ottobrunn.de), die sehr gut angenommen werde. Und auch bei den Tickets ist das Wolf-Ferrari-Haus seit vergangenem Jahr in der modernen Zeit angekommen. Die Webseite beinhaltet mittlerweile einen eigenen Ticket-Shop, in dem für die meisten Veranstaltungen Karten bestellt werden können. Auch der klassische Weg mit telefonischer Vorbestellung ist freilich immer noch möglich - und auch die normalen Öffnungszeiten des Büros hat Horst Frank noch nicht aufgegeben. Da würden die Lokalpolitiker, die übrigens auch im Wolf-Ferrari Haus im Herzen der Gemeinde tagen, auch sicher nicht zustimmen.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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