Ottobrunn:Anwohner gegen "Reservate"

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Siedlung für 200 Flüchtlinge soll bis Mitte 2017 stehen

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Die Gegner einer Siedlung für Flüchtlinge am Ottobrunner Kathi-Weidner-Weg und ihre Wortführer haben sich noch einmal wortreich erhoben - und doch kein Gehör gefunden. Vielleicht lag es auch daran, dass sie in der Bürgerversammlung am Donnerstagabend Begriffe wie "Einpferchung" und "Reservate" benutzten, um ihren Protest gegen das Viertel für bis zu 200 Menschen in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft kundzutun. Die Mehrheit der Anwesenden konnten sie damit nicht überzeugen und scheiterten so gleich mehrfach mit Anträgen, mit denen sie den Gemeinderat dazu bringen wollten, sich noch einmal mit der Alternative einer dezentralen Unterbringung von Schutzsuchenden in der Gemeinde zu befassen.

Vielmehr gab Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) bekannt, dass die Regierung von Oberbayern endlich die "haushaltsrechtliche Verpflichtung" für den Bau von fünf Häusern in Holzbauweise der Firma Feel Home für bis zu 160 Flüchtlinge beschlossen habe. "Das ist eine gute Nachricht, dass die Regierung nach ihrem Baustopp die Pläne endlich wieder aus der Schublade geholt hat", sagte Loderer. Gleichzeitig wies der Rathauschef Begriffe wie Einpferchung und Reservate entschieden zurück: "Gegen solche Begriffe verwahre ich mich ausdrücklich. Unser Anspruch ist es, die Menschen hier bei uns auch menschenwürdig unterzubringen." Auch den Vorwurf eines Anwohners, anerkannte Flüchtlinge sollten nicht in die geplante Gemeinschaftsunterkunft ziehen, da dies "der Genfer Flüchtlingskonvention" widerspreche, konterte der Bürgermeister: "Wir bieten diesen Menschen eine Chance. Es steht ihnen, wenn sie anerkannt sind, ja auch frei, sich frei zu bewegen."

Die Siedlung am Kathi-Weidner-Weg - ursprünglich für etwas mehr als 400 Menschen angedacht - soll in sechs bis neun Monaten stehen und dem Willen des Landratsamtes und der Gemeinde nach sechs bis sieben Häuser umfassen, also Platz für bis zu 200 Flüchtlinge bieten. Diesem Ansinnen muss die Regierung von Oberbayern noch zustimmen. Steht die neue Siedlung, soll die Container-Notunterkunft an der Hochackerstraße abgebaut werden. Um die Flüchtlingsarbeit besser zu koordinieren, hat die Gemeinde eine neue Stelle geschaffen. Stefanie Marrero nutzte die Gelegenheit am Donnerstagabend, um sich den Bürgern vorzustellen.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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