Ortsentwicklung:Zuzug soll gebremst werden

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Keine Kommune im Landkreis ist im vergangenen Jahrzehnt prozentual so stark gewachsen wie Aschheim. Nun will der Gemeinderat gegensteuern, auf neue Baugebiete verzichten und gezielt innerorts verdichten

Von Irmengard Gnau, Aschheim

Viele Menschen haben, aus verschiedenen Gründen, im vergangenen Jahrzehnt den Landkreis als neues Zuhause für sich entdeckt. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München zählt von 2009 bis 2019 ein Wachstum der Bevölkerungszahl von 9,7 Prozent. Spitzenreiter unter den 29 Landkreiskommunen ist die Gemeinde Aschheim: Die Zahl der Aschheimerinnen und Aschheimer qua Wohnsitz hat sich in diesen zehn Jahren um ein Viertel erhöht - von 7454 im Jahr 2009 auf 9306 Ende 2019. Diese Entwicklung ist den Lokalpolitikern Anlass, sich über die Zukunft des Ortes Gedanken zu machen.

Wie soll Aschheim künftig aussehen? Soll der Ort weiter wachsen, gar rasant? Wenn ja, wohin? Und welche Mittel stehen der Kommune überhaupt zur Verfügung, um diese Entwicklung zu steuern? Über all diese Fragen diskutieren die Mitglieder des Gemeinderats schon seit einigen Monaten. Denn die Gemeinde hat vor, ihren Flächennutzungsplan zu überarbeiten und neu aufzustellen. Im Sommer 2019 hatten die Bürger bereits die Möglichkeit, ihre Wünsche und Vorstellungen für die Ortsentwicklung konkret einzubringen; bei einer Online-Befragung konnten sie kundtun, wie sie zu Gewerbegebieten stehen, ob und wo sie sich weiteren Wohnraum vorstellen können oder Erholungsflächen wünschen.

Die Herausforderungen sind aus den Nachbarkommunen durchaus bekannt, das macht sie freilich nicht einfacher zu lösen. Einerseits soll - möglichst bezahlbarer - Wohnraum geschaffen werden, damit auch die Kinder der jetzigen Bewohner, wenn sie möchten, in Aschheim leben können. Andererseits soll möglichst wenig Boden versiegelt und ein unkontrolliertes Wachstum vermieden werden. 2014 hatte sich Aschheim das Ziel gesetzt, dass die Gemeinde bis 2020 jedes Jahr um maximal 138 Menschen wachsen solle. Dieses Ziel, so zeigt die Bilanz, hat die Gemeinde verfehlt: Im Durchschnitt stieg die Einwohnerzahl jährlich um mehr als 178. Ein Grund dafür sind wohl die vielen Neubaugebiete, die seit 2010 in Aschheim entstanden sind, etwa an der Lavendel- und Veilchenstraße, an der Bürgermeister-Ruthus- und Pfarrer-Fischer-Straße oder am Kernweg.

In einem sind sich die heutigen Kommunalpolitiker einig: Die Gemeinde will für die nähere Zukunft ihr Wachstum moderat halten. Als Richtschnur gilt künftig ein Zuzug von durchschnittlich maximal 115 Menschen pro Jahr, daran soll sich auch die Prüfung von Bauvorhaben orientieren. Wohngebiete auf der grünen Wiese sind keine geplant, und das soll vorerst auch so bleiben. Stattdessen will Aschheim vermehrt auf Nachverdichtung setzen, allerdings stets mit Rücksicht auf das Ortsbild. Der Planungsverband hat in einer Untersuchung darauf hingewiesen, dass es beispielsweise recht viele Doppelhäuser im Ort gibt. Flächenschonender wären Mehrfamilienhäuser. Dieser Punkt soll für künftige Projekte beachtet werden.

Betrachtet man nur die möglichen Flächen, so könnte Aschheim bis 2035 nach Schätzung des Planungsverbands noch bis zu 5000 Menschen mehr aufnehmen. Das aber hätte freilich auch Auswirkungen auf die Infrastruktur, wie neue Schulen oder die Größe eines neuen Rathauses.

© SZ vom 31.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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