Ortsentwicklung:Verjüngungskur für die alte Apotheke

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Das denkmalgeschützte Gebäude in Höhenkirchen soll unabhängig von den Plänen für das restliche Ruf-Gelände saniert werden. Wie das derzeit leer stehende Gebäude genutzt wird, steht allerdings noch nicht fest.

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Der jahrelange Stillstand soll beendet werden: Der Gemeinderat wird an diesem Donnerstag aller Voraussicht nach beschließen, die alte Apotheke in Höhenkirchen sanieren zu lassen. Damit möchte sich die Gemeinde Mittel aus der Städtebauförderung sichern und vor allem ein Zeichen setzen, dass bei der Entwicklung des zentralen Ruf-Areals etwas vorangeht. Das denkmalgeschützte Apotheken-Gebäude wird dafür aus dem Verfahren für ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept (Isek) herausgelöst. Dieses läuft weiter, mit dem Ziel, unter Beteiligung breiter Kreise der Bürgerschaft Ziele für die gesamte Gemeinde festzulegen.

Damit steht nun nach einigen Wochen reiflichen Überlegens zumindest für einen kleinen Teil des Ruf-Areals fest, wie es weitergehen könnte. Denn vor den großen Ferien hatte Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) überraschend die Reißleine gezogen und eine Denkpause eingefordert, weil im letzten Moment Zweifel an den Plänen aufgekommen waren, für das gesamte ehemalige Fabrikgelände einen Realisierungswettbewerb auszuschreiben. Dieser hätte alleine 110 000 Euro gekostet und die Gemeinde auch unter Zugzwang gesetzt. Denn für das Siegerbüro des Architektenwettbewerbs wäre damit eine Zusage verbunden gewesen, die Pläne umzusetzen. So weit wollte man sich aber nicht binden, weil neue Fragen und neue Ideen aufgekommen sind. So gibt es Bestrebungen, das Verwaltungsgebäude der früheren Firma Ruf Electronics zu erhalten statt es durch einen Neubau zu ersetzen. Mittlerweile steht sogar infrage, ob das gewünschte, geplante Familienzentrum wirklich dort auf dem Ruf-Areal platziert werden soll. Mancher sähe es gerne im künftigen Gemeindezentrum am Bahnhof, wo das neue Rathaus entstehen soll.

Der Gemeinderat befristete die Denkpause ausdrücklich bis nach den Ferien. Dann sollten Beschlüsse folgen. Der Kompromiss sieht nun so aus, dass in dem Bereich angefangen werden soll, an dem das weitere Vorgehen sowieso klar ist. Mayer sagt, die unter Denkmalschutz stehende alte Apotheke müsse so oder so saniert werden. Die Gemeinde wolle sich Mittel aus der Städtebauförderung sichern. Deshalb fange man dort jetzt an. Auf 600 000 Euro taxiert die Rathausverwaltung die Kosten, den aus dem Jahr 1913 stammenden ortsprägenden Bau herzurichten, den die Gemeinde 2013 gekauft und den zwei Jahre später das Landesamt für Denkmalpflege auf die Liste der schützenswerten Gebäude gesetzt hat.

Das neue Kommunalunternehmen der Gemeinde, das auch die Gemeindewohnungen an der Münchner Straße errichten wird, soll die Sanierung der ehemaligen Apotheke schultern. Was dort reinkommen soll, ist noch nicht ganz geklärt. Mayer sagt nur, dass die Gemeinde dringend Räume benötige, ob für Kinderbetreuung oder auch günstigen Wohnraum für Erzieher oder Altenpflegekräfte. Max Lachner, Gemeinderat der Allgemeinen freien Wählergemeinschaft, denkt in ähnliche Richtung. Er kann sich vorstellen, dass man an das anknüpft, was früher einmal in dem Gebäude war. Außer Wohnungen in den oberen Etagen könnten im Erdgeschoss wieder Gemeinschaftsräume entstehen wie einst das Café Lichtblick. Früher war die alte Apotheke Treffpunkt für Vereine, es fanden dort Kurse statt und ein Literaturkreis kam regelmäßig zusammen. Es gab einen Frauentreff und mit der Zwergerlstube gab es auch einen Mutter-Kind-Treff in dem Gebäude. Bis es im Jahr 2014 wegen Brandschutzauflagen geschlossen werden musste.

Heute steht es leer und die Sorge um den Altbau wächst. Max Lachner, der auch im Steuerkreis Isek sitzt, findet es richtig, jetzt die Sanierung anzugehen. Die Bausubstanz werde "Zug um Zug schlechter", wenn man das Gebäude weiter so stehen lasse, sagt Lachner. Er befürworte eine Sanierung, durch die sich die Gemeinde etwas Luft verschaffen würde. Tatsächlich gewinnt die Gemeinde nicht nur Zeit, um über die weitere Behandlung des Ruf-Areals zu beraten. Das Apotheken-Projekt würde sich auch finanziell erst einmal in überschaubarem Rahmen bewegen. Für das Gesamtprojekt stehen 6,5 Millionen Euro im Raum - eine Summe, die angesichts der Fülle der Aufgaben in der Gemeinde manchem den Atem stocken lässt.

Auch deshalb sieht es etwa Lachner kritisch, jetzt ganz neu die Überlegungen für ein Familienzentrum mit dem Rathausprojekt zu verknüpfen. Den Rathausbau sieht er frühestens in zehn Jahren. Das Familienzentrum sollte aber nicht auf die ganz lange Bank geschoben werden, sagt Lachner.

© SZ vom 08.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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