Ordnung muss sein:Wider den Wildwuchs

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Die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn lässt überstehende Hecken notfalls selbst stutzen

Von Bernhard Lohr, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

An Tujenhecken scheiden sich die Geister: Während die einen die Koniferen schätzen, weil sie Lärm und Staub abhalten und so blickdicht sind, dass die Privatsphäre im eigenen Garten sicher gewahrt bleibt, halten sie andere für den Ausbund all dessen, was sie in deutschen Gärten schrecklich finden. Und wenn diese dann wegen fehlenden Zuschnitts auch noch außer Kontrolle geraten, dann wächst mit dem Lebensbaum, wie die Tuje auch heißt, die Kritik an dem Gewächs schier ins Unermessliche.

Die Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn hat nun 20 Haushalte angeschrieben und diese aufgefordert, ihre Hecken zurückzuschneiden. Wer sich dem nicht fügt, dem drohen Konsequenzen. Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) sprach im Gemeinderat von nicht mehr tragbaren, wilden Zuständen und Hecken, die "grauenhaft überstehen" und angrenzende Wege kaum noch passierbar erscheinen lassen. Man habe den Gartenbesitzern einen Monat eingeräumt, um ihre Hecken zu stutzen und auf ein verträgliches Maß zu bringen. Sollte das nicht geschehen, werde man Gärtner mit dem Rückschnitt beauftragen. Die Rechnung bekämen die Hausbesitzer dann zugeschickt.

Regelmäßig ist in Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Gemeinderat Thema, wie sich Hausbesitzer mit Zäunen, Bretterwänden, Gabionen oder auch Hecken von der Außenwelt abschirmen. Und immer wieder kommen Forderungen auf, den Wildwuchs einzudämmen. Diesmal brachte Bürgermeisterin Mayer das Thema auf die Tagesordnung, weil sie sich für das harte Vorgehen gegen in den öffentlichen Raum ragende Hecken die Rückendeckung des Gremiums holen wollte. Schließlich hat die Erfahrung gezeigt, dass dieses Thema zu großem Ärger führen kann. Doch Mayer hat im Gemeinderat keinen Gegenwind zu befürchten. "Selbstverständlich" stehe man in der Angelegenheit voll und ganz hinter dem Rathaus, sagte Mindy Konwitschny (SPD). "Uneingeschränkt" unterstütze man das Anliegen, sagte Ulrich Bug (Unabhängige Bürger) und riet noch dazu, den Verwaltungsaufwand den widerspenstigen Heckenbesitzern auf die Rechnung draufzuschlagen.

Die 20 Privatleute können also nicht mit Milde zu rechnen. Ob die Gemeinde sich mit gleicher Härte auch an den Landkreis wendet, dagegen ist offen. Manfred Eberhard (UB) regte augenzwinkernd an, auch dem Kreis wegen der Hecke am Radweg entlang der Münchner Straße mal auf die Zehen zu steigen. Das wäre dann "ein unfreundlicher Akt", fand Bürgermeisterin Mayer, schloss aber ein Vorgehen auch nicht aus.

Die Gemeinde will nun pauschal, um gleich einen Mengenrabatt zu nutzen, einen Auftrag über 100 Stunden Heckenschnitt vergeben. Auch will die Gemeinde 500 Tujen kaufen und zur Pflanzung anbieten, sollten die alten nach dem Rückschnitt braun und so richtig unansehnlich sein.

© SZ vom 26.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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