Oktoberfest:Glücksbringer beim Anzapfritual

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Viktoria Ostler, das Münchner Kindl. (Foto: Imago/Ralph Peters)

Viktoria Ostler aus Garching verkörpert auf der Wiesn das Münchner Kindl.

Von Patrik Stäbler, Garching

Man kann nur hoffen, dass Viktoria Ostler () an diesem Samstag nicht nass wird - es wäre ja auch zu schade um ihre prächtige Kutte. Wobei: In den vergangenen zwei Jahren hat die 25-Jährige aus Garching beim Wiesn-Anstich im Schottenhamel-Festzelt "keinen einzigen Spritzer Bier abbekommen", wie sie sagt. Dabei ist niemand näher dran am Geschehen als sie, wenn der Münchner Oberbürgermeister seine mutmaßlich größte Bewährungsprobe im Jahr bestehen muss - das Anzapfen. Während Dieter Reiter den Holzhammer schwingt, sitzt über ihm auf einem der zwei Fässer Viktoria Ostler - gekleidet in der goldgeränderten schwarzen Kutte des Münchner Kindls. Und in dieser Rolle wartet auf die Garchingerin die wichtigste Woche des Jahres: Nicht nur sitzt die offizielle Wappenfigur von München als Anzapf-Glücksbringer auf dem Fass, sondern sie wird auch beim Einzug der Wiesn-Wirte am Samstag sowie beim Trachten- und Schützenzug am Sonntag an der Spitze voranreiten.

Im Jahr 2016 hat sie ihre Cousine auf die Idee gebracht, sich als Münchner Kindl beim Verein Festring München zu bewerben. "Ich selbst wäre da nie drauf gekommen", sagt sie. Dabei ist Viktoria Ostler nachgerade eine Idealbesetzung, spricht sie doch bairisch, ist in München geboren, reitet seit Kindesbeinen und hat eine besondere Beziehung zum Bier - Vater Albert Ostler leitet eine Mälzerei. Und dann ist die 25-Jährige auch noch erblich vorbelastet: Bereits ihre Großtante und ihre Tante waren Münchner Kindl. Ein Foto von Letzterer, hoch zu Ross, hängt bei Viktoria Ostlers Oma an der Küchenwand - "genau auf Kinderhöhe", sagt sie. "Und weil ich mich schon immer für Pferde begeistert habe, bin ich da oft davor gestanden."

Nur lächeln und winken war ihr zu fad

Inzwischen hängt neben diesem Bild auch ein Foto von Viktoria Ostler in der Franziskaner-Kutte, denn 2016 hat sie der Festring zum Münchner Kindl gekürt. In dieser Rolle müsse man "eigentlich nur lächeln und winken - aber mir ist das zu fad", sagt die Garchingerin, die im echten Leben in den Endzügen ihres Jurastudiums steckt. Deshalb ist sie als Münchner Kindl bei diversen Terminen gewesen, hat etwa einen Kindergarten besucht und zuletzt die traditionelle Wiesnbierprobe moderiert.

Am Samstag wird Viktoria Ostler nun also im dritten Jahr auf dem belgischen Kaltblut Jackl Platz nehmen und mit ihm an der Spitze des Festzugs winkend durch die Straßen reiten. Nervös sei sie nicht, aber einen großen Wunsch habe sie - und der bringt einen zurück zum Thema Nässe: "Die letzten zwei Jahre hat es immer genieselt. Deshalb hoffe ich, dass wir jetzt endlich mal gutes Wetter haben", sagt Viktoria Ostler. "Ich hätte nämlich so gerne ein Bild von mir als Münchner Kindl beim Umzug - im Sonnenschein."

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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