ÖPNV:Ungerecht auf der ganzen Linie

Lesezeit: 2 min

Zwei Zonen Unterschied: Wer in Sauerlach in die S-Bahn steigt, zahlt doppelt so viel wie in Deisenhofen. (Foto: Privat)

Die Gemeinde Sauerlach fühlt sich als Verlierer der MVV-Tarifreform. Fahrpreise würden um bis zu 50 Prozent ansteigen

Von Michael Morosow, Sauerlach

Die in der Gemeinde Sauerlach beheimateten Pendler fühlen sich als die großen Verlierer der geplanten MVV-Tarifreform. Für sie werden sich die Fahrten mit der S-Bahn um bis zu 50 Prozent verteuern, wenn neben dem Münchner Stadtrat auch alle acht Verbundlandkreise der Reform zustimmen und somit der Bahnhof Sauerlach wie vorgesehen der Ringzone M+2 zugeordnet wird. Bürgermeisterin Barbara Bogner (UBV) spricht von "einer großen Ungerechtigkeit, die man kaum verstehen kann", und hofft, dass der Landkreis München der Reform nicht zustimmt. Sie werde auf eine Nachbesserung drängen, sagt Bogner. Auch der örtliche Agenda-Arbeitskreis Energie und Mobilität hat bereits seinen Einspruch gegen den Tarif M+2 angekündigt.

Rathauschefin Bogner macht die von ihr beklagte Ungerechtigkeit an einem Vergleich der Ringzuteilungen für Sauerlach (M+2) und das nur eine Station weiter liegende Deisenhofen (Tarif M) fest. Wer in Sauerlach in die S-Bahn steigt und zum Beispiel bis zur Haltestelle Fasanenpark fährt, muss heute für die Monatskarte 79,10 Euro bezahlen, zukünftig müsste er dafür 118,90 Euro hinlegen. Die Fahrt bis Neuperlach-Süd würde sich von 90,40 Euro auf 118,90 Euro erhöhen. Wer hingegen in Deisenhofen in die S-Bahn steigt, kommt mit etwa 60 Euro viel günstiger davon. Geradezu absurd ist es in den Augen von Barbara Bogner, dass der Sauerlacher Ortsteil Lanzenhaar, der keinen eigenen S-Bahnanschluss hat, direkt auf der Linie zwischen M 1 und M 2 platziert ist. Die in Lanzenhaar lebenden Pendler hätten dann die Wahl: Fahren sie mit dem Auto zum nahen Bahnhof Sauerlach, gilt für sie der teure M 2-Tarif. Fahren sie mit dem Auto die viel längere Strecke nach Deisenhofen, zahlen sie nur den M-Tarif. Wie Bogner glaubt auch Hans Friedrich, der Sprecher des Agenda-Arbeitskreises, die Entscheidung der meisten Lanzenhaarer Pendler zu kennen: Sie würden dann erst recht nach Deisenhofen fahren "und die dortigen knappen Parkplätze benutzen", heißt es in einem Schreiben Friedrichs an die Bürgermeisterin. Das verkehrspolitische Ziel der geplanten Reform sei es auch, durch günstigere Tarife den ÖPNV attraktiver zu gestalten, um die Straßen vom motorisierter Individualverkehr zu entlasten und so die hohen Staukosten der Metropolregion zu reduzieren. Dieses Ziel werde mit dem für Sauerlach geplanten Tarif sicherlich nicht erreicht, kritisiert der Agenda-Sprecher.

Auch ein Sauerlacher Bürger hat sich bereits schriftlich an das Rathaus gewandt und dabei unter anderem dem MVV vorgehalten, die Tarifreform schöngeredet zu haben. Eine genauere Betrachtung für Sauerlach ergebe aber ein ganz anderes Bild. "Entweder die Bürger fahren dann direkt bis zum Ziel mit dem Auto oder nach Deisenhofen. Das bedeutet, in Sauerlach wird das Parkdeck leer stehen, die Parkplätze an der Sommerstraße können zurückgebaut werden. Und in Deisenhofen wird sich die Parkplatzsituation weiter verschärfen." Für Bürgermeisterin Barbara Bogner ist deshalb klar: "Wir werden für Sauerlach M 1 beantragen."

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: