Öffentlicher Nahverkehr:SPD fordert Einstellung des Isarau-Busses

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Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (links) und Alfred Hadersdorfer von der Betreiberfirma vor der Jungfernfahrt im Dezember. (Foto: Gemeinde Unterföhring)

Die im Dezember auf Gemeindekosten eingeführte Linie wird von den Unterföhringern offenbar nichtangenommen. Kritiker wollen deshalb das Ende des zweijährigen Probebetriebes nicht abwarten

Von Sabine Wejsada, Unterföhring

Viele in Unterföhring nennen ihn mittlerweile "Geisterbus" und haben vor allem Mitleid mit den Fahrern, die meist allein ihre Runden durch den Ort drehen. Die Rede ist vom Isarau-Bus, der seit vergangenem Dezember in Unterföhring unterwegs ist und von den Bewohnern der gleichnamigen Siedlung eher schlecht als recht angenommen wird. Auch am Rande einer der jüngsten Gemeinderatssitzungen war das offenkundige Scheitern des Bus-Angebotes bereits Thema, nun will die SPD-Fraktion die Reißleine ziehen und den Bus in die Garage zurückzuschicken.

In einem Antrag an den Gemeinderat wird dieser gebeten, die Erprobungsphase des Isarau-Busses "so schnell wie möglich einzustellen", wie Fraktionsvorsitzender Philipp Schwarz schreibt, und die entsprechenden Beschlüsse der Kommunalpolitiker aufzuheben. Bereits bezahlte Monats- oder Jahreskarten sollten von der Gemeinde zurückerstattet werden.

Die ersten Monate des Busbetriebes der Isarau-Buslinie haben nach Überzeugung der SPD gezeigt, dass diese nicht angenommen wird. Die ohnehin geringfügige Rückendeckung für das Bus-Projekt scheine weiter zu sinken, schreibt Schwarz in der Begründung seines Antrags. Er erinnert daran, von Mai bis Mitte Juli 2016 hätten gerade einmal 25 Prozent der insgesamt 210 befragten Haushalte in der Isarau für die Einrichtung einer Isarau-Linie gestimmt. "Das Ende des Probebetriebes bis Dezember 2019 sollte daher nicht abgewartet werden. Die Linie ist zum nächstmöglichen Zeitpunkt einzustellen", so die Forderung der SPD.

Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft) und seine Fraktion hatten in der fraglichen Sitzung um Aufschub für den Bus gebeten. Man müsse der Isarau-Linie schon ein bisschen Zeit geben, hieß es damals. Die SPD-Fraktion will aber nicht länger warten und verlangt ein Ende des Versuchs, der die Gemeinde immerhin 300 000 Euro kostet.

Gegen die Stimmen von SPD und Grünen hatte sich der Gemeinderat im Januar 2017 für einen zweijährigen Probetrieb des Isarau-Busses ausgesprochen. Der behindertengerechte Kleinbus mit Dieselantrieb und Platz für 20 Passagiere verkehrt seit Dezember von Montag bis Samstag im Stundentakt. Unterföhring bietet den Service in Eigenregie an, der Kleinbus ist nicht im MVV-Verbund verankert. Zwei Fahrer begeben sich in Schichten zwischen 6.55 und 18.55 Uhr jede Stunde auf den 20-minütigen Rundkurs mit sechs Haltestellen. Ursprünglich war geplant gewesen, die Isarau mit der Ortsbuslinie anzusteuern, wenn diese als Modellprojekt im Landkreis München auf Elektroantrieb umgestellt wird, doch die eingesetzten Busse können in den engen Straßen des Unterföhringer Wohngebiets nicht recht fahren. Die SPD-Fraktion hatte ein Anruf-Sammel-Taxi für sinnvoller gehalten, ebenso die Grünen. Diese Idee wurde allerdings bereits vor Jahren verworfen.

Die Mehrheit im Gemeinderat wollte mit der Einführung des Isarau-Busses vor allem den älteren Menschen und Eltern mit Kinderwagen den Weg hinauf zur Münchner Straße und zum S-Bahnhof erleichtern. Fast ein Fünftel der Einwohner der Isarau seien Senioren, gerade für jene mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit sei der Weg manchmal eine echte Herausforderung, hatte der Bürgermeister beim Startschuss der Buslinie gesagt. Dass auch er sich eine größere Resonanz auf das Angebot der Kommune gewünscht hätte, davon ist auszugehen. Der Gemeinderat wird sich in einer der nächsten Sitzungen mit dem SPD-Antrag befassen.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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