Oberschleißheim:Vision vom einigen Europa

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Der Tower heißt jetzt Heiner-Janik-Haus. Landrat Christoph Göbel, Andrzej Osiak, Gisela Janik und Patrik Janik (v.l.) bei der Enthüllung der Tafel. (Foto: Robert Haas)

Heiner Janik wusste aus eigenem Erleben von der Bedeutung einer Verständigung zwischen den Völkern. Die Jugendbegegnungsstätte Tower in Oberschleißheim wurde nun nach dem früheren Münchner Landrat benannt

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Als Zehnjähriger saß der kleine Heiner Janik am alten Volksempfänger der Familie und verfolgte gebannt ob der Dramatik der Ereignisse die Berichte über den Volksaufstand in Ungarn. Dies sei "seine politische Sozialisation" gewesen, erzählte sein Sohn Patrick. Auch als Kommunalpolitiker, strukturell eher nicht zuständig für Weltpolitik, konnte Janik sich später der Verständigung zwischen den Völkern widmen: als Landrat des damaligen Kreises Dresden unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung und, dann später, - mit dem Aufbau einer Partnerschaft mit polnischen Landkreisen als Landrat des Kreises München.

Ein örtlicher Kristallisationspunkt dieser Partnerschaft wurde die Internationale Jugendbegegnungsstätte am Tower auf dem Oberschleißheimer Flugplatzgelände. Fast exakt ein Jahr nach dem Tod des Alt-Landrats hat der Landkreis München das Haus der Jugendbegegnung nun nach ihm benannt: Landrat Christoph Göbel und Witwe Gisela Janik enthüllten vor etwa 100 geladenen Gästen, darunter eine Delegation aus den polnischen Partnerkreisen Krakau und Wieliczka, die neue Widmungstafel zum "Heiner-Janik-Haus".

Sein Vater habe sich "mit Begeisterung in die Aufgabe gestürzt, das Zusammenwachsen Europas zu fördern", erzählte Patrick Janik. Die Jugendbegegnungsstätte sei ihm "immer ein ehrliches und tiefes Anliegen" gewesen. Als Wegbereiter dieser Einrichtung sei Janik "ein Visionär" gewesen, würdigte Jan Museler, Vorsitzende des Kreisjugendrings München-Land, der das Haus betreut. "Die ganze Welt kommt hier nach Oberschleißheim", bilanzierte er die sechs Betriebsjahre. Aktueller Akzent: Seit Beginn der Flüchtlingszuwanderung hat die Jugendbegegnungsstätte Asylbewerber beherbergt, derzeit in einem Pilotprojekt Jugendliche, die von dort aus in Lehrstellen vermittelt werden. Bei dem so genannten Future Campus handelt es sich um eine Kooperation zwischen der Jugendbegegnungsstätte und der Berufsschule München-Land.

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Andrzej Osiak, Generalkonsul der Republik Polen, lobte, dass Janik "maßgeblich zur Verständigung zwischen unseren Völkern beigetragen" habe. Dem Jugendaustausch, wie er in der Begegnungsstätte am Tower organisiert werde, komme dabei "besondere Bedeutung" zu. Landrat Göbel jubelte über einen "beinahe einzigartigen Ort der Begegnung und Erinnerung", entstanden aus "einer wunderbaren Vision Janiks". Seinem Vor-Vorgänger sei es "wichtig gewesen, den Stab der Erinnerung weiter zu geben und über die Jugend Brücken zu bauen, die Freundschaft festigen".

Im Binnenbetrieb des Landkreises sei das nunmehrige "Heiner-Janik-Haus" aber auch "ein lebendiger Beweis für seine Gabe, unmöglich Scheinendes möglich zu machen". Mit der Initiierung des Projekts habe Janik, Münchner Landrat von 1996 bis 2008, in einzigartiger Weise die Interessen des Landkreises, der Gemeinde Oberschleißheim und des Vornutzers, der Ost- und Westpreußen-Stiftung, gebündelt, "und quasi mit einem Handstreich alle drei Parteien glücklich gemacht". Der Landkreis erhielt seine Begegnungsstätte, die Gemeinde Sportanlagen auf dem ehemaligen Zeltplatz des KJR und die finanziell angeschlagene Stiftung eine Finanzspritze zur Fortführung ihrer Gedenkarbeit.

Im Jahr 2008 setzte Janik den ersten Spatenstich für die Jugendbegegnungsstätte, von 2010 an wurde das Haus von jugendlichen Gästen genutzt. Bei der Eröffnung durch seine Nachfolgerin Johanna Rumschöttel war Janik nicht mehr im Amt. Das Haus in Oberschleißheim aber bleibe "untrennbar mit seiner Initiative, seinem Weitblick, seinem Engagement und Verhandlungsgeschick verbunden", würdigte Landrat Göbel bei der Namensgebung, "es trägt wie kein anderer Ort die Handschrift Heiner Janiks".

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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