Oberschleißheim:Runter damit

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Auch wenn die Kosten höher sind als erwartet, sieht Bürgermeister Kuchlbauer gute Chancen für eine Tieferlegung der Gleise und die Verlegung des S-Bahnhofs in Oberschleißheim. Denn dadurch würden viele Probleme gelöst

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Mit der neuen Machbarkeitsstudie zur Tieferlegung der Bahn in Oberschleißheim sieht Bürgermeister Christian Kuchlbauer (Freie Wähler) "große Chancen auf einen deutlichen Schritt nach vorne". Die Studie, die nun auch im Gemeinderat präsentiert wurde, bezeichnet die mehrjährige Bauphase als lösbar und das Ergebnis als einwandfrei nutzbar. Neben der Tieferlegung der Bahn in einen offenen Trog soll auch der Bahnhof nach Süden verlegt werden, näher heran an den wachsenden Campus der Tierärztlichen Fakultät. Die Kosten werden auf 150 Millionen Euro geschätzt.

Kuchlbauer berichtete, er habe bei der Diskussion der Studie mit Vertretern der Bahn AG von deren Seite "gefühlt keinen Widerstand mehr gespürt". Vor allem die Verlegung des Bahnhofs an den Campus, die höhere Fahrgastzahlen generieren könne, sei für die Bahn "wichtig", sagte er. Auch die Straßenbauverwaltung müsse ein Interesse haben, durch die Tieferlegung der Schienen den bisher höhengleichen Bahnübergang der B 471 zu entschärfen, da die Schließzeiten der Schranken weiter zunehmen würden. Bahn und Straßenbauverwaltung würden nun ermitteln, wie hoch ihr jeweiliger Pflichtanteil an dem Bauwerk ist. Außerdem setzt Oberschleißheim darauf, dass der Freistaat viel Geld bereitstelle, um den Uni-Campus zu optimieren.

Den Eigenanteil der Gemeinde bezifferte Kuchlbauer auf etwa zehn Millionen Euro, was ihm im Gemeinderat sehr skeptische Blicke eintrug. Oberschleißheim spart seit 1990 Rücklagen für das Bahnprojekt an, die mittlerweile bei 850 000 Euro stehen. Die Planer erklärten auf Anfrage ausdrücklich, dass die Kostenschätzung von 150 Millionen Euro derzeit noch "sehr große Varianz" aufweist.

Die Bahn würde nach diesen Planungen in einen 1700 Meter langen Trog verlegt. Ungefähr am Ortsbeginn von Süden her würde die Gleisstrecke abfallen, um auf Höhe des Dachauer Kanals den tiefsten Punkt zu erreichen. Jenseits des Kanals begänne der Bahnsteig des neuen Bahnhofes mit etwa 210 Metern Länge. Danach steigt der Gleiskörper wieder, um etwa beim heutigen Bahnhof wieder die Oberfläche zu erreichen.

Zwischen Mittenheim und Unterschleißheim würde oberirdisch ein Überholgleis angefügt, um den Verkehr abwickeln zu können. Auch im Untergrund entstünde in nördlicher Verlängerung des Bahnsteigs ein Wendegleis für die S-Bahnen. Bei den Gefällestrecken, also über 1500 Meter des Trogs, würden die Trogwände dann über das Geländeniveau ragen und in Lärmschutzwände übergehen.

Während der Bauphase muss die Bahn ein neues Gleis südlich an die Strecke andocken, für dessen Flächenbedarf auch Privatgrund benötigt wird. Die Bahn hatte stets darauf bestanden, auch in der Bauphase zwei Gleise zu haben. Laut der Studie ist der Betrieb aber auch mit einem Gleis möglich. Die Bauzeit wird mit minimal zwei Jahren veranschlagt. Allein 21 Millionen Euro der Gesamtsumme sind für den Baustellenbetrieb angesetzt. Auch die Bundesstraße B 471 muss während der Bauphase teilweise komplett gesperrt werden.

© SZ vom 28.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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