Oberschleißheim:Paddeln mit und ohne Ball

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Der Bayerische Kanu-Verband wirbt mit einer Großveranstaltung auf dem Gelände der Olympia-Regattaanlage in Oberschleißheim für seinen Sport. Die Besucher können Kajakfahrern beim Polo zuschauen und selbst die unterschiedlichsten Boote ausprobieren.

Von Nadja Tausche, Oberschleißheim

Der Ball landet ein Stück entfernt auf der Wasseroberfläche. Der Spieler im Kajak holt mit dem Paddel Schwung, erst rechts, dann links, er rudert zum Ball hin und nimmt ihn mit dem Paddel auf. Dann wirft er ihn mit der Hand zu einem Mitspieler, der zielt aufs Tor - und verfehlt. Es geht schwungvoll zu beim Kanupolo, deshalb tragen die Spieler Helme mit Gittern als Gesichtsschutz. Jeweils fünf Spieler sind es pro Team. An diesem Wochenende wird die Bayerische Meisterschaft im Kanupolo ausgespielt, der Wettbewerb ist eine von vielen Veranstaltungen beim Kanu- und Outdoor-Testival auf dem Gelände der Regattaanlage.

Die Veranstaltung findet zum dritten Mal statt. "Im ersten Jahr wollten wir mit dem Testival ein Zeichen für den Erhalt der Olympia-Anlage setzen", sagt Organisatorin Uschi Zimmermann vom Bayerischen Kanu-Verband. Heute wolle man vor allem größtmögliche Sicherheit gewährleisten, indem man den Besuchern die richtige Verwendung der Boote zeige. Und, so Zimmermann: "Es geht auch darum, den Kanusport bekanntzumachen."

Besucher können sich Boote aller Arten ausleihen und auf einem Teil der Regattastrecke damit herumfahren. Ein kleiner Junge in der Nähe des Stegs sitzt in einem meterlangen Kajak, ein Mann etwas weiter rudert zusammen mit seinem Hund über den See. Es gibt Stand-up-Paddle-Boards, auf denen man sich stehend mit einem Paddel voran schiebt, und Wildwasserkajaks. "Das sind die kleinen Boote, die sich schon beim kleinsten Windhauch drehen", sagt Besucherin Ulrike Schmidt. Sie war früher oft paddeln und nutzt jetzt die Gelegenheit, um sich mal wieder auf dem Wasser zu versuchen. Wer sich eins der kostenlosen Boote ausleihen will, kann zwischen verschiedenen Ausstellerständen an der Stirnseite des Regattasees auswählen.

Am Ufer versuchen sich derweil Besucher an einem Rollstuhlparcours mit roten Hütchen und Holzrampen, Kinder lassen sich von den Sportlerinnen des TSV Schleißheim Einhörner und Tiger ins Gesicht malen. Außerdem zeigt der TSV Kindern auf einem großen Fernseher Jazztanz: "Wir tanzen auch mit den Kindern zusammen", erklärt Michaela Armannsberger. Auf dem Gelände gibt es Essens- und Getränkestände, denn von jedem verkauften Getränk gehen 50 Cent an eine Benefizaktion für Kinder.

Auch bekannte Sportler sind angereist. Die richtige Paddeltechnik lernen Besucher von Birgit Fischer, mit acht Gold- und vier Silbermedaillen im Kanurennsport ist sie die erfolgreichste deutsche Olympionikin. Toni Grießbach zeigt in einem Vortrag Bilder von seiner Kanutour auf dem Jangtse, dem "Fluss, der durch den Himmel fließt," wie ihn die Einheimischen im tibetischen Hochland nennen.

Und Christian Redl, zehnfache Weltrekordhalter im Freitauchen, erzählt vom Tauchen ohne Pressluftflasche, nur mit der Luft aus der eigenen Lunge. Bei seinem Vortrag zeigt Redl ein Video, er ist zu sehen, in seinen Wimpern hängt Eis. Gleich wird er tauchen gehen: am Nordpol bei minus 35 Grad Außentemperatur. "Wir haben einen ganzen Vormittag gebraucht, um ein Loch ins Eis zu bohren", erzählt er - zwei bis drei Meter dick war die Schicht. Als er danach wieder aufgetaucht ist und seinen Tauchanzug ausgezogen hat, wurde das Wasser auf seiner Haut in der gleichen Sekunde zu Eis. Er habe es dann einfach abgeklopft und war trocken. "Ich brauche Eis, ich brauche die mentale Herausforderung", sagt Redl. Siebeneinhalb Minuten kann er unter Wasser die Luft anhalten.

Wer nach Redls Vortrag auf den Geschmack gekommen ist, kann zu den Ständen gegenüber gehen: Hier bieten Tauchschulen Schnupperstunden an. Gerade eben haben sie beim Tauchen zwei riesige Barsche gesehen, erzählt einer der Tauchlehrer. Trotz der vielen Menschen und Aktivitäten ist es relativ ruhig auf dem Gelände. Es gibt absichtlich keine Musik, sagt Zimmermann: "Dadurch bleibt der Natursportcharakter erhalten."

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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