Oberschleißheim:Neuer Name, neue Aufgaben

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Der Kranken- und Altenpflegeverein besteht seit 30 Jahren

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Der Verein "Kindergarten und Krankenpflege" von 1926 in Oberschleißheim hatte sich schon lange überlebt, als die beiden Aufgaben im modernen Verwaltungsgeschehen institutionalisiert worden waren. Spätestens als 1985 auch die Niederbronner Schwestern aus Oberschleißheim wegzogen, deren Wirken der Verein begleitet hatte, war er vollkommen überflüssig geworden. Auf Initiative aus der katholischen Pfarrei Maria Patrona Bavariae wurde der Verein jedoch nicht ausradiert, sondern neu gewidmet - und neu gestartet. Am 11. Dezember 1986 wurde der "Kranken- und Altenpflegeverein" als Nachfolger begründet. Exakt am Gründungsdatum feierte der Verein nun am Sonntag mit einem Festakt.

Die Altenpflege ist beim neuen Verein in den Fokus gerückt. War zunächst vorrangig gedacht, als Förderverein für pflegerische Aufgaben aufzutreten, so stieg er bald auch in konkrete Aktivitäten ein. Seit 1989 leisten honorierte Vereinshelferinnen für alte Menschen Besorgungsdienste, holen Medikamente, fahren sie zum Arzt oder bringen einfach Zeit mit für ein Gespräch, eine Tasse Kaffee, einen Spaziergang. 2000 wurde eine Hospizgruppe eingerichtet. Ehrenamtliche Helfer leisten Sterbebegleitung und Trauerarbeit und bieten Beratungsgespräche an.

Aktuelles Thema im ständig wachsenden Portfolio des ehrenamtlichen Engagements ist nun die Demenzhilfe. Der Verein hat für das Rathaus ein Konzept zur Demenzarbeit vorgelegt, das vor wenigen Wochen vom Landratsamt als herausragendes Modellprojekt prämiert wurde. Ein Demenztag bildete den Startschuss für den Umgang mit dem oft tabuisierten Thema, ein Angehörigen-Treff hat sich bereits gebildet. Aktuell plant der Verein den Aufbau einer Wohngruppe für demenziell Erkrankte. Und auch neue Initiativen gibt es. Konzipiert wird ein "Nothilfedienst" im Sinne der Tätigkeit einer Gemeindehelferin für Erkrankungsfälle, Versorgungsnotfälle und ähnliche akute Probleme.

Ein prägendes Kuriosum ist die seit 30 Jahren unveränderte Führung: Georg Kalmer, der damalige Pfarrgemeinderatsvorsitzende von Maria Patrona Bavariae, als Vorsitzender und Peter Benthues, damals Pfarrgemeinderatsvorsitzender von St. Wilhelm, als Stellvertreter. Nachdem der "Kranken- und Altenpflegeverein" exakt 60 Jahre nach seinem Vorgänger begründet wurde, wird meist auch der Geschichte gedacht. Vor 90 Jahren hatte der damalige Pfarrer Kranz beim Aufbau einer eigenen Pfarrei Oberschleißheim für die nötigen Sozialdienste Nonnen der "Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser" an den Ort geholt. Sie betreuten einen Kindergarten, gaben jungen Mädchen Hauswirtschaftsunterricht und pflegten Kranke und Alte. Nach dem nationalsozialistischen Abbruch der Traditionen wurden 1948 beide Initiativen in dem Verein "Kindergarten und Krankenpflege" gebündelt, der nach der Institutionalisierung dieser Aufgaben schließlich nur noch den Zweck hatte, zum Unterhalt der letzten Niederbronner Schwestern in Oberschleißheim beizutragen, und nach deren Abzug dann inhaltsleer war.

Doch circa 400 Mitglieder waren noch eingeschrieben und zahlten ihre Beiträge, die von den Klosterschwestern an den Haustüren eingesammelt wurden. Dies sei ein derart beeindruckendes "Potenzial guten Willens", sagte Schwester Odolinde zum Abschied, das Oberschleißheim nicht verkümmern lassen dürfe. Der aktuelle Verein hat inzwischen mehr als 500 Mitglieder, die das Wirken des Vereins tragen und stützen.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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