Oberschleißheim:Lieber Klassenzimmer als Kläranlage

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Vor fünf Jahren feierte die Berglwaldschule die Eröffnung der Mensa. Jetzt steht wieder ein großes Fest an. (Foto: Renate Schmidt)

Die Berglwaldschule wurde vor 60 Jahren nur gebaut, weil sich Oberschleißheim dem Landratsamt widersetzte

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

"Die Aufgabe eines Lehrers in Schleißheim ist keineswegs eine leicht lösbare", urteilte Joseph Diem in seiner Ortsgeschichte schon 1868, "wenn angenommen werden will, dass 170 bis 180 Schüler beiderlei Geschlechts, in einer engen Schulstube eingepfercht, zu guten und brauchbaren Menschen herangebildet werden sollen." Die räumliche Not beim Unterricht sollte noch fast 100 Jahre eine Konstante in der Oberschleißheimer Schulgeschichte werden, ehe die Gemeinde 1955 ein zukunftsfähiges Schulhaus baute: die Berglwaldschule, die nun ihr 60-jähriges Bestehen feiert.

Bei den andauernden Bombardierungen des Schleißheimer Flugplatzes zum Ende des Zweiten Weltkriegs war als Kollateralschaden auch das älteste Schulhaus des Ortes, am jetzigen Standort der Feuerwehr, vollkommen zerstört worden. Der Schulneubau daneben, das heutige Rathaus, blieb nutzbar - war aber wieder mal viel zu klein. Im ehemaligen Heim der Hitler-Jugend, heute das Vereinsheim an der Jahnstraße, waren Klassen ausgelagert.

Obwohl der Gemeinde vom Landratsamt ultimativ aufgetragen war, endlich eine Abwasserkläranlage zur Verbesserung der hygienischen Zustände zu errichten, verweigerte sich Oberschleißheim dieser Anordnung, um alle Kräfte der nach eigener Einschätzung "bettelarmen" Gemeinde für den Bau einer neuen Schule zu bündeln. Zur Ausstattung der Schule wurden Spenden eingesammelt und unter anderem gab es ein Benefiz-Fußballspiel, das immerhin 190 Mark erlöste. 1955 konnte die gut 400 000 Mark teure Schule an der Jahnstraße eingeweiht werden. Statt wie geplant für 16 Klassenzimmer hatte das Geld nur für acht Räume gereicht, sodass es zu der kuriosen Situation kam, dass Rektorin Irmgard Meillinger ihre Rede zur Eröffnungsfeier mit dem Appell für einen Anbau würzte. Das alte Schulhaus und das Jugendheim mussten trotz des Neubaus weiter als Ausweichquartiere herhalten.

Abhilfe wurde erst Mitte der Sechzigerjahre mit einem umfangreichen Anbau und einer zweiten Volksschule für die neue Parksiedlung geschaffen. In den späten Sechzigerjahren wurde die Berglwaldschule kurzzeitig zur katholischen Bekenntnisschule erklärt und auf die vier Klassen der Grundschule reduziert. Die Hauptschulklassen wurden der Christlichen Gemeinschaftsschule in der Parksiedlung zugeschlagen, waren räumlich jedoch an der Jahnstraße untergebracht. 1969 wurde die Schule dann wieder auf ihren auch heute noch gültigen Umfang von neun Klassen gebracht und Volksschule an der Jahnstraße genannt. 2005, zum 50. Geburtstag, wurde sie offiziell zur Berglwaldschule.

Mit dem Bau der Sporthalle auf der anderen Straßenseite erhielt die Schule 1971 wiederum mehr Platz. 1998 wurde ein neuerlicher Erweiterungsbau angefügt, 2006 der Eingang neu gestaltet, und 2010 erhielt die Schule für den steigenden Ganztagesbetrieb eine Mensa.

Zum Jubiläum nennt Rektorin Heike Frenzel die Schule ein "Haus voller Leben und voller Begegnungen, ein Haus des Lernens und ein Haus der Weiterentwicklung". Und die Elternbeiratsvorsitzenden von Grund- und Mittelschule, Simone Kammerer und Ursula Schnell, bescheinigen der Berglwaldschule, dass die sechs Jahrzehnte ihr nichts hätten anhaben können, im Gegenteil: "Du wirst von Jahr zu Jahr jünger!"

Mit einem Festakt wird an diesem Freitag an die Gründung der Berglwaldschule von 60 Jahren erinnert. Dieser findet von 10.30 bis 11.30 Uhr im Oberschleißheimer Bürgerhaus statt. Nachmittags feiern dann Kinder und Eltern auf dem Schulgelände. Die Party beginnt um 15 Uhr und dauert bis 18 Uhr.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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