Oberschleißheim:Harter Verdrängungswettbewerb

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In der Flugwerft wird es eng, weil das Deutsche Museum umbaut und Stücke nach Schleißheim ausquartiert

Von KLAUS BACHHUBER, Oberschleißheim

Eine einzigartige Steigerung an Ausstellungsqualität erhält die Flugwerft des Deutschen Museums - allerdings nur geliehen. Während der Renovierung des Museums-Stammhauses werden zwölf Flugzeuge und zwölf Flugzeugmotoren von der Münchner Museumsinsel nach Schleißheim verlagert und dort in die Ausstellung integriert. Mindestens bis 2019 werden die Exponate in der Flugwerft bleiben - und anschließend werden die Karten neu gemischt.

Die Messerschmitt 109 ist als Vorbote schon mal in der gläsernen Museumshalle in Oberschleißheim gelandet. Das Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg musste in München den Umbauarbeiten weichen. In Schleißheim, wo Werft und Halle bis zum Anschlag gefüllt sind, gilt seit Jahren härtester Verdrängungswettbewerb: wird ein Exponat neu aufgenommen, muss ein anderes weichen. Für die Eingliederung der Münchner Ausweichbestände muss daher die Schleißheimer Schau komplett umgruppiert werden. Teilweise werden nun Objekte, die nicht im Eigentum des Museums sind, an ihre Besitzer zurückgegeben, von denen sie ausgeliehen wurden. Bis Ende des Jahres soll der Umzug noch andauern.

Trotz der schieren Masse der Umgruppierungen erwartet Werftleiter Gerhard Filchner "eine überschaubare Aktion". Zu den Glanzstücken, die aus München zwangsverliehen werden, zählt außerdem noch eine Messerschmitt Me 262, das erste Flugzeug mit Turbinenstrahlantrieb, das in Serie produziert wurde, oder der "Vampir", das erste moderne Segelflugzeug, das 1920 entstanden ist. Die neuen Exponate decken vom ersten Segelflug bis in die Moderne ein breites Spektrum der Fliegerei ab. Neuer Vertreter der Moderne ist etwa der "Solair 1" von 1980, der erste mit Sonnenkraft betriebene Motorsegler.

Wie die Ausstellung im Deutschen Museum aussehen wird, wenn der Umbau abgeschlossen wird, ist im Moment noch unklar. Filchner erwartet nach derzeitigem Planungsstand, dass lediglich die Hälfte der Stücke nach München zurückbeordert wird. Was das für die zukünftige Gestaltung der Schleißheimer Ausstellung heißen wird, ist in München noch nicht abschließend entschieden.

Bei der 1992 eröffneten Dependance im einstigen Werftgebäude des ältesten noch aktiven bayerischen Flugplatzes ist aus Platzmangel schon längst ein Anbau an die Ausstellungshalle überfällig. Der wurde vor 23 Jahren schon mitgeplant; akut ist er hinter die Sanierungspläne des Haupthauses zurückgestellt, Terminierung offen. Zudem wird die Schleißheimer Erweiterungsfläche immer noch in Gedankenspielen auf der Museumsinsel mit einem geplanten Schaudepot in Verbindung gebracht, dessen Umsetzung aber derzeit ebenso von der alles überlagernden Sanierung überschattet wird.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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