Oberschleißheim:Gondeln am Schloss

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Mit den venezianischen Gondeln "Max II. Emanuel" oder "Bucentaur" lassen sich viele Touristen im Hofgarten von Schloss Schleißheim nach Lustheim fahren. Auch als Ort für Heiratsanträge sind die Wasserfahrzeuge beliebt. (Foto: Florian Peljak)

Seit fünf Jahren gleiten Besucher über den Schleißheimer Kanal

Von Felix Gömöry, Oberschleißheim

Wie sehr sich die Region um München ihren italienischen Nachbarn verbunden fühlt, dafür finden sich Hinweise schon vor Jahrhunderten. Kurfürst Max II. Emanuel etwa, der um 1700 Bayern regierte, hatte ein Faible für venezianische Gondeln. Er ließ sich von seinen Gondolieri, die er angeblich samt Schiffen direkt aus Venedig kommen ließ, von seiner Münchner Residenz zur Schlossanlage Schleißheim fahren - die er wiederum über Kanäle mit Dachau und Nymphenburg verbinden ließ. Heute gibt es davon nur noch Überbleibsel, die nicht mehr befahrbar sind. Auch in Schleißheim wurde es lange Zeit still auf dem Wasser.

Bis 2012 Josef Spitzlberger und seine Frau Paula Kleeberger im Mittelkanal der Anlage wieder eine Gondel zu Wasser ließen. Dieses Wochenende feiert "La Gondola Barocca" mit zwei Gondeln das fünfjährige Bestehen.

Während der Gartentage im Hofgarten Schleißheim, zu dem von Freitag bis Sonntag 170 Aussteller erwartet werden, befördert Spitzlberger Besucher für fünf Euro. Normalerweise fangen die Preise bei 13 Euro an, abhängig von der Anzahl der Passagiere. Wer sich mehr leisten möchte, kann Champagner, Picknick, Blumendekoration, Livemusik und andere Extras dazu buchen. 30 bis 60 Minuten dauert eine Fahrt. Die Gäste sind vielfältig: von Familien über Angestellte auf Betriebsausflug bis hin zu Brautpaaren. Auch Heiratsanträge auf dem Wasser sind populär: "Wir haben davon zehn bis 15 pro Jahr", sagt Spitzlberger.

Die Idee, die kurfürstlichen Zeiten wiederzubeleben, entstand bereits 2008. Als neue Leiterin der Schloss- und Gartenverwaltung Schleißheim dachte Paula Kleeberger über die Besonderheiten des Ortes und seiner Geschichte nach. Vier Jahre später kaufte das Ehepaar für 1500 Euro die erste original venezianische Gondel: elf Meter lang, 700 Kilo schwer, Baujahr 1985. Nach fünf Monaten Reparaturarbeiten war sie einsatzbereit.

Doch der Gondelbetrieb ist nur der Nebenjob von Kleeberger und Spitzlberger, der IT-Leiter beim Bayerischen Rundfunk ist. Daher bieten sie Fahrten werktags erst von 18 Uhr an an. "Der Sonntag ist für die Familie", sagt Spitzlberger. "Es ist mühselig, aber es geht", fasst er zusammen. Bei den Schlossbesuchern kommen die Gondeln gut an. Spitzlberger erinnert sich sogar an einen gestressten Geschäftsmann, der während der Fahrt zur Ruhe kommen konnte. Und an eine sehr emotionale italienische Hochzeitsfeier. "Am Ende einer Gondelfahrt sind alle glücklich und zufrieden", sagt Spitzlberger und meint damit wohl auch sich selbst. Und auch die Heiratswilligen sind da keine Ausnahme. Zwar merkt der bayerische Gondoliere an: "Die Frauen sind mal mehr, mal weniger begeistert, dass sie auf einer Gondel stehen." Am Ende aber hätten doch noch alle "Ja" gesagt.

© SZ vom 21.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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