Oberschleißheim:Gegen das Vergessen

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Der Oberschleißheimer Kranken- und Altenpflegeverein richtet einen Demenztag aus

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Mit dem Begriff Demenz können fast alle Menschen etwas anfangen und das Thema ist längst bei Expertentagungen präsent. Dennoch spiele sich der persönliche Umgang mit Demenz in der Familie, in der Nachbarschaft sehr häufig noch "in einer Tabu-Zone" ab, schildert Peter Benthues, der stellvertretende Vorsitzende des Oberschleißheimer Kranken- und Altenpflegevereins. Der ehrenamtliche Verein bietet schon lange Hilfestellungen für Demenzprobleme am Ort an und er will jetzt auch die Initialzündung für eine breite Auseinandersetzung und einen offensiven Umgang damit setzen: An diesem Freitag, 22. April, richtet der Verein einen Informationstag zum Thema Demenz in Oberschleißheim aus.

Der Umgang mit Demenz stelle "eine essenzielle Herausforderung für unsere Zukunft" dar, sagt der Vereinsvorsitzende Georg Kalmer. In Oberschleißheim fällt das immer noch eine Nuance größer aus als anderswo, weil der Ort eine überdurchschnittlich alte Bevölkerung hat - und das Thema wird engagierter angegangen als vielerorts, weil die Kommune eine intensive Sozialstruktur hat. So beteiligt sich die Gemeinde am Wettbewerb des Landratsamtes, um eine "Demenzfreundliche Kommune" zu werden, der Kranken- und Altenpflegeverein soll dafür die Rezepte liefern.

2013 hat der Verein neben seiner Altenbetreuung mit hauptamtlichen Helferinnen und der Hospizbegleitung auch eine Demenz-Hilfe als weiteres Standbein ins Portfolio aufgenommen. Sieben Helfer ermöglichen dabei in erster Linie Entlastung für pflegende Angehörige durch stundenweise Betreuung von Erkrankten. Sonja Friedmann, Áine Hagenbucher, Venera Kabashi, Hannelore Laux, Viktor Münster und Irene Ryseck sind unter der Leitung von Tanja Lilienthal im Einsatz. Sie betreuen derzeit zwölf Betroffene.

Dazu hatte der Verein im vergangenen Herbst einen Schulungskurs für Angehörige initiiert, der auf Bedarf wiederholt wird. Aus dem ersten Kurs ist eine Selbsthilfegruppe erwachsen, die sich monatlich trifft. Diese ersten Schritte und die beginnende Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung seien "eine recht erfreuliche Entwicklung", findet Kalmer, dennoch gehe es damit erst so richtig los. Zielsetzung müsse sein, "eine Atmosphäre zu schaffen, in der Verständnis für die Krankheit und die Kranken herrscht". Dazu gehörten "ein notwendiger Bewusstseinswandel" für die Problematik, ausreichende und geeignete Angebote für Pflege und Betreuung und im Umgang mit den Betroffenen, damit "sie soweit wie möglich ihre Würde bewahren können".

Der Demenztag am Freitag, 22. April, von 14 Uhr an im Pfarrheim Maria Patrona Bavariae stellt zum einen die am Ort verfügbaren Angebote zur Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige oder Erkrankte vor. Dazu gibt es einen Informationsvortrag der Gerontologin Sabine Tschainer, die dem Verein bei der Ausarbeitung des Oberschleißheimer Konzepts zur Hand gehen wird. Und schließlich eine breit aufgestellte Diskussionsrunde zur Situation in Oberschleißheim, den Bedürfnissen und Anforderungen.

Kalmer sieht den Informationstag als "ersten Schritt" und möglicherweise "eine Plattform zum Aufbau eines Netzwerkes Demenz". Auch für das Wettbewerbskonzept und damit die künftigen Angebote zu Demenz in Oberschleißheim sollen Impulse gesammelt werden. Ziel dieses Konzepts werde es in jedem Fall sein, "die vorhandenen Angebote zu sichern und auszubauen", skizziert Kalmer, dann aber müsse auch der Aufbau einer betreuten Wohnform, etwa einer Wohngemeinschaft, das Ziel sein.

© SZ vom 21.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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