Oberschleißheim:Friedrichs letzte Hoffnung

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Der 14-jährige Friedrich ist an Leukämie erkrankt. (Foto: Privat)

Knochenmark der Mutter soll leukämiekranken 14-Jährigen aus Oberschleißheim retten

Von Christina Hertel, Oberschleißheim

1500 Menschen ließen sich Ende Januar in Oberschleißheim für den leukämiekranken Friedrich, 14 Jahre alt, in der Knochenmarkspenderdatei der DKMS registrieren. Doch ein passender Spender war nicht dabei. Deshalb sprang nun seine Mutter ein. Normalerweise verwenden Ärzte nur ungern das Knochenmark der Eltern - weil es nie perfekt passt und der Eingriff für den Patienten belastender ist. Eine andere Möglichkeit habe es jedoch nicht gegeben, sagt seine Mutter Claudia. Nach einem anderen Spender zu suchen, hätte zu viel Zeit gekostet.

Etwa zehn Tage ist die Transplantation inzwischen her und Friedrich gehe es den Umständen entsprechend gut. Auch wenn er momentan noch sehr schwach sei und im Krankenhaus auf der Quarantänestation liege, erzählt seine Mutter, die ihren vollen Namen nicht nennen möchte. Voraussichtlich muss Friedrich noch einige Wochen auf der Station bleiben, weil sein Immunsystem so geschwächt ist. Vor der Transplantation wurde sein eigenes Knochenmark komplett zerstört, nun muss es sich erst wieder aufbauen. Die Chemotherapie, der sich Leukämiepatienten vor einer Transplantation unterziehen müssen, ist immer hart. Friedrich musste aber noch mehr Medikamente nehmen, da die Gefahr, dass sein Körper das Knochenmark der Mutter abstößt, besonders hoch ist.

Bei einer Knochenmark- oder Stammzellenspende müssen die Gewebemerkmale, die Humanen Leukozyten-Antigene, möglichst gut übereinstimmen. Diese vererben Eltern an ihre Kinder - weshalb bei Mutter oder Vater in der Regel nur die Hälfte identisch ist. Das Knochenmark der Geschwister hingegen kann ideal sein. Doch laut DKMS findet nur ein Drittel der Patienten einen Spender innerhalb der Familie.

Auch Friedrichs Brüder kamen nicht in Frage. Gleichzeitig wurde die Zeit immer knapper. Friedrichs Mutter erzählt, dass sie sich deshalb bereits einen Tag vor dem Registrierungstermin in Oberschleißheim dafür entschieden habe, selbst zu spenden. Damals sei bereits klar gewesen: Die Ärzte können nicht warten, bis alle Proben ausgewertet sind. Trotzdem hatte die Typisierungsaktion aus ihrer Sicht großen Mehrwert: "Dass so viele Menschen spendeten und halfen, war für uns eine unheimliche mentale Unterstützung." Außerdem würde sich die Familie freuen, wenn durch die Aktion ein anderer profitieren könnte. Friedrichs Mutter ist es ein Anliegen, dass die Spendekartei weiter wächst. "Für den Empfänger ist die Transplantation hart." Dem Spender gehe es gleich danach wieder gut. "Es ist so leicht, Lebensretter zu werden."

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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