Oberschleißheim:Der Aal und der Müll

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Schüler lernen in der Hütte des Fischereivereins viel über das Leben in heimischen Gewässern

Von Felix Gömöry, Oberschleißheim

Der kleine Aal schwimmt hektisch in seinem Aquarium hin und her. Um ihn herum sind Kinder, die ihn staunend beobachten und mit ihren Händen an die Scheiben, dem Rand seiner Welt, tatschen. Die neugierigen Blicke und Hände gehören den Schülern der vierten Klasse der Grundschule Oberschleißheim in der Parksiedlung, die diesen Nachmittag eine Exkursion in die Fischerhütte des Fischereivereins machen.

Die Vereinsmitglieder haben die Schüler eingeladen, um ihnen die Bedeutung der heimischen Gewässer klar zu machen. "Wir möchten den Kindern die Natur näher bringen und ihr Umweltbewusstsein schärfen", sagt Ralph Langhammer, der auch die Jugendgruppe des Vereins leitet. Er benennt auch gleich das Problem: "Es gibt zu viel Müll in den Gewässern." Da das der Wasserqualität und den Lebewesen, die darin leben, schadet, wünscht er sich ein gesellschaftliches Umdenken. Und da will er mit seinen Vereinskollegen bei den Kindern ansetzen.

An den Wänden hängen Angeln und Fischköpfe. Von der Decke baumelt ein aufgeblähter Kugelfisch. Die rustikale Holzhütte ist ein etwas anderes Klassenzimmer.

Die Schüler sind in Gruppen aufgeteilt. An der ersten Station erklärt Langhammer, der seit 15 Jahren beim gemeinnützigen Verein aktiv ist, welche Fische es in der Region gibt. Der Aal und ein paar weitere Fische, unter anderem ein Eitel, dienen als Schauobjekt. Dabei erfahren die Kinder auch, dass es kaum noch Aale in den lokalen Gewässern gibt, die auch in diesen geboren wurden. Die meisten sind ausgesetzte Zuchtaale. Auch das gehört zu den Aufgaben der Fischer: Sie führen ein Brutboxprojekt durch, das Simon, der Sohn von Ralph Langhammer, an einer anderen Station erläutert.

"Kann man Aale als Haustier kaufen?", fragt ein Bub. Doch die Antwort von Ralph Langhammer ist ein klares "Nein". Auf die Fischbestimmung folgt die Gewässersafari. Die Schüler bekommen Lupenbecher mit Wasserlebewesen darin und sollen mit Hilfe eines Arten-Heftes diese bestimmen.

Bei der anderen Gruppe spricht Manfred Kania, der schon seit 38 Jahren dem Verein angehört, über dessen Aufgaben. Dazu gehört vor allem der Umweltschutz. Er erzählt, wie viel Plastikmüll es im Wasser gibt. Und fragt: "Wie lange braucht eine Tüte, bis sie vollständig verrottet?" Ein Kind rät: "Ein Jahr?" "Nein, zehn bis 20 Jahre." Kania führt weitere Abfälle wie Zigarettenstummel oder PET-Flaschen auf. Die Kinder sind entsetzt und besprechen, wie sich Plastikmüll vermeiden lässt.

Heuer hat der Verein das Projekt "Fischer machen Schule" zum ersten Mal verwirklicht. Ralph Langhammer sagt, sie möchten es nächstes Jahr fortführen. "Die Klassen sind begeistert", sagt er. Die Klassenlehrerin Kathrin Diezinger teilt diese Ansicht. Sie hatte die Kinder im Unterricht schon auf das Thema vorbereitet, unter anderem mit Arbeitsheften der Fischer. Die Einführung in den Lebensraum Wasser steht ohnehin auf dem Lehrplan. "Aber hier ist es für die Kinder viel praxisnäher und ergiebiger, da sie mit Experten zu tun haben." Und so ein Ausflug sei auch "spannender als nur vor dem Schulbuch zu sitzen."

Ralph Langhammer stellte bei dem Besuch schon fest, dass wohl nicht alles im Gedächtnis der Kinder bleiben wird. "Aber wenn ein Viertel hängen bleibt, ist schon was gewonnen." Auch für den kleinen Aal. Denn wenn er groß genug ist, wird er ins freie Gewässer entlassen. Und bis dahin schwimmt dort vielleicht schon weniger Plastik rum.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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