Oberschleißheim:Bauen in der Parksiedlung

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Bewohner des Stutenangers sollen sich zu Verdichtung äußern

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Bevor in die Freiflächen zwischen den Wohnblöcken am Stutenanger weitere Wohnanlagen gepflanzt werden, will der Gemeinderat die Anlieger hören. Mit knapper Mehrheit hat der Bauausschuss eine Entscheidung über die Nachverdichtung verweigert und stattdessen zunächst eine Ortsteilversammlung angesetzt. In der vorangegangenen Debatte waren massive Bedenken gegen die Pläne signalisiert worden.

Die "JP Oberschleißheim" hat als Eigentümergesellschaft der drei zentralen Blöcke am Stutenanger vor, in die jeweils 57 Meter breiten Zwischenräume weitere Wohnanlagen zu setzen. Während die 440 Wohnungen der drei neunstöckigen Blöcke nahezu durchwegs Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen sind, sollen als organische Ergänzung in den neuen Gebäuden Drei-Zimmer-Wohnungen Platz finden. Die Planung sieht vier fünfstöckige Gebäude mit zusammen 36 Wohneinheiten vor.

Ursprünglich war die "JP" mit Plänen für sechs dieser Gebäude gestartet, wofür die Gemeindeverwaltung Zustimmung signalisiert hatte, aber nach Einzelgesprächen in Ratsfraktionen wurde das Bauvolumen um ein Drittel reduziert. Mit den Neubauten soll eine gestalterische Aufwertung verbleibender Grünflächen einhergehen, die nach Argumentation der Eigentümer ohne die zusätzlichen Objekte nicht finanzierbar wäre. Der engste Abstand zwischen Alt- und Neubauten würde zwölf Meter betragen. Nach Angaben der Planer würden sowohl der beeinträchtigte Altbestand als auch die neuen Wohnungen jeweils weiter ausreichend von der Sonne beschienen.

"Solche Abstände wie zwischen diesen Blöcken gibt es in ganz Bayern nirgends", schilderte "JP"-Architekt Martin Kühleis, "das ist absolut unnatürlich." Dort weiteren Wohnraum zu schaffen, sei "ganz normaler Städtebau". Im Ausschuss dagegen wurde kritisch gesehen, dass den Balkonen der bestehenden Blöcke fünfstöckige Anlagen vorgesetzt würden. Verdichtung wie in Großstädten müsse nicht sein.

Zudem wurden auch Konsequenzen für die Umgebung befürchtet. Die Parksiedlung hat ihren Namen vom seinerzeit dahinterstehenden Konzept, mit üppigen Freiräumen einen parkähnlichen Charakter zu schaffen. "Wenn wir hier nachverdichten lassen, weckt das auch anderswo Begehrlichkeiten", warnte Hans Negele. "Für das gesamte Umfeld wird das eine Belastung", sagte Helga Keller-Zenth, "eine Aufwertung wird das für niemanden." Heftig umstritten ist die Parkplatzsituation. Die "JP" würde unter dem Stutenanger eine Tiefgarage komplettieren und dort die formal geforderten Stellplätze schaffen. Trotz 36 neuer Wohnungen plus der erwarteten Vollauslastung der drei bestehenden Blöcke nach der laufenden Sanierung werde kein einziger neuer oberirdischer Stellplatz entstehen. "Das wird eine Not-Park-Siedlung werden", wandelte Peter Benthues den Quartiersnamen ab und prophezeite "einen Krieg um jeden Parkplatz".

Ingrid Lindbüchl stellte ihre Unentschlossenheit zwischen einer Freigabe von 36 dringend nötigen Familienwohnungen und den in der Debatte aufgezeigten Problemen dar und forderte, vor einer Entscheidung die Bürgermeinung zu hören. Mit 7:5 Stimmen quer durch alle Gruppierungen beschloss der Ausschuss, eine Ortsteilversammlung für die Parksiedlung zu dieser Frage anzusetzen, was Benthues dann auch gleich als "Wegschieben der Verantwortung" rügte.

© SZ vom 14.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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