Oberschleißheim:70 Jahre voller Höhen und Tiefen

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Die Oberschleißheimer CSU ist die älteste im Landkreis

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

In der Aufbauphase einer neuen Parteienlandschaft nach Kriegsende wurde am 12. September 1945 im Münchner Rathaus auch eine "Bayerische Christlich-Soziale Union" begründet. Einer der ersten Orte jenseits der großen Zentren, an dem diese neue christlich-bürgerliche Sammelbewegung Fuß fasste, war in Oberschleißheim. Schon am Dreikönigstag 1946 etablierten 15 Gründungsmitglieder einen Ortsverband der CSU, den ersten im Landkreis München. Seinen 70. Geburtstag feiert der Ortsverband nun am Samstag mit geladenen Gästen, Festredner wird der bayerische Finanzminister Markus Söder sein.

Der bei der Gründungsversammlung im ehemaligen Jugendheim an der Jahn-straße gewählte Ortsvorsitzende Benedikt Wollschlager wurde 1946 auch zum Bürgermeister der Gemeinde gewählt, die damals etwa 3300 Einwohner zählte. Die SPD, die es hier schon vor dem Weltkrieg gegeben hatte, war am Ort ebenfalls schon 1946 wieder aktiv. Während in den wachsenden Bauerndörfern patriarchalische Leitfiguren ohne explizite parteipolitische Zuordnung den Wiederaufbau begleiteten, kam es in Oberschleißheim immer wieder zum erbitterten Streit unter den vielfältigen Gruppierungen. Wollschlager amtierte nur sechs Jahre lang als Bürgermeister, sein parteiloser Nachfolger vier Jahre. 1956 stellte in der Person von Luitpold Brux wieder die CSU den Bürgermeister, dieser wurde aber nach vier Jahren abgewählt, nachdem sich alle fünf anderen Gruppierungen mit einem gemeinsamen Kandidaten gegen ihn gestellt hatten.

Die CSU spielte nun kaum noch eine Rolle in der Ortspolitik. Tiefpunkt wurde die Gemeinderatswahl 1966, nach der nur noch drei Kandidaten der CSU im 16-köpfigen Gremium saßen. "Die Schleißheimer CSU steckte in einer tiefen personellen Krise", heißt es in der von dem ehemaligen Ortsvorsitzenden Hans-Peter Schellner zum 60. Geburtstag verfassten Chronik des Ortsverbandes.

Die Wiederbelebung kam zum 30. Geburtstag mit der Wahl von Hermann Schmid zum Bürgermeister der Gemeinde im Jahr 1976. Nach dem Entwicklungsschub mit dem Bau der Parksiedlung begleitete Schmid in seiner 20-jährigen Amtszeit als hemdsärmliger Zupacker die Konsolidierung des Ortes und blies manchen Staub und Moder aus Verwaltung und Ortsgeschehen. Vom Bürgerzentrum bis zum Volksfest wurden in dieser Ära reihenweise Einrichtungen und Traditionen geschaffen, die Oberschleißheim bis heute prägen.

Die CSU besaß in Schmids Amtszeit durchgehend absolute oder mindestens arrangierte Gestaltungsmehrheiten. Nach vier vergeblichen Anläufen, das Bürgermeisteramt nach Schmids gesundheitlich bedingtem Rücktritt 1996 wieder zu erobern, ist die CSU heute mit sechs Gemeinderäten im Rathaus vertreten und stellt in Person von Angelika Kühlewein die Zweite Bürgermeisterin.

Zwölf Ortsvorsitzende amtierten in den 70 Jahren, am längsten Hermann Hagl (1977 bis 1987) und Manfred Brunner, der das Amt 2011 nach neun Jahren an Kühlewein übergab. Einen runden Geburtstag feiert am Samstag auch die Parteizeitung Oberschleißheim aktuell, die seit 1971 nun schon 45 Jahre erscheint. Drei- bis viermal jährlich informiert das Blatt über die Sicht der Mandatsträger aus der CSU sowie bunt gemischt über das Oberschleißheimer Ortsgeschehen. Mehr als 25 Jahre lang wurde das Blatt von Stefan Hausmann geleitet, seit 2002 kümmert sich Peter Benthues darum.

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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