Oberhaching:Werbung in eigener Sache

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Einen Parkplatz zu finden im Oberhachinger Gewerbegebiet erweist sich oft als schwierig. Dies haben dort ansässige Unternehmen dem Gewerbeverband in einer Umfrage bestätigt. Der will nun überlegen, wie er die Situation verbessern kann. (Foto: Claus Schunk)

Im Industriegebiet gibt es 800 Unternehmen, nur wenige sind im örtlichen Gewerbeverband organisiert. Dieser hat nun eine Umfrage gestartet, um auf sich aufmerksam zu machen - und herauszufinden, wie es sich in der Gemeinde arbeitet

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Das Gewerbegebiet Oberhaching hat keinen besonderen Namen. Es ist eben das Gewerbegebiet, und jeder im Ort weiß, dass das Areal an der Raiffeisenallee und am Grünwalder Weg gemeint ist. Immerhin 800 Firmen sind dort ansässig. Aber viele kennt man gar nicht, auch beim örtlichen Gewerbeverband (GVO) sind die meisten unbekannt, denn lediglich zehn dieser Unternehmen sind Mitglied in dem Verein, der 130 Gewerbetreibende aus Oberhaching vereint. Um zukünftig mehr Firmen aus dem Gewerbegebiet mit ins Boot zu holen und sich besser mit ihnen zu vernetzen, hat der GVO nun eine Umfrage unter 92 Unternehmen gestartet, die in diesem Areal angesiedelt sind.

"Wir wollten herausfinden, ob sie sich wohlfühlen und ob es Verbesserungsvorschläge gibt", sagte der Vorsitzende des Gewerbeverbands, Christoph Müller-Brandt, bei der Vorstellung der Ergebnisse. 40 Antworten hat der GVO bekommen, Müller-Brandt wertet die Rücklaufquote von 43,5 Prozent als "bemerkenswert". Immerhin ist es ein Anfang, um die Kooperation anzukurbeln. Zumal es gar nicht einfach war, diesen ersten Kontakt herzustellen. "Es gibt schließlich keine Gelben Seiten, in denen die Unternehmen aus dem Gewerbegebiet aufgelistet sind", so der Vorsitzende. Also machte sich der GVO die Mühe, direkt an den Gebäuden nachzusehen, wo welche Firmen beheimatet sind, ob es sich vielleicht nur um einen Briefkasten handelt oder tatsächlich um Unternehmen mit Angestellten in Oberhaching.

Von denen, die geantwortet haben, gab mehr als die Hälfte an, zwischen einem und 20 Mitarbeiter zu beschäftigen. Aber auch größere Firmen waren dabei: fünf mit 70 bis 80 Angestellten und zwei mit 90 bis 130 Beschäftigten. Die Ausbildungsplätze verteilen sich ähnlich. Sieben Firmen haben einen Azubi, eine gleich zehn. Die meisten rekrutieren ihre Arbeitskräfte laut Umfrage über Internetportale, über Netzwerke lediglich 20 Prozent. Genau da sieht Müller-Brandt Möglichkeiten für den örtlichen Gewerbeverband zu helfen. "Wie überall gibt es auch in Oberhaching das Problem des Fachkräftemangels", sagt er. Doch ist er überzeugt, dass durch eine bessere Vernetzung und direkte Kontakte, Arbeitskräfte auch innerhalb der Gemeinde vermittelt werden können. "Aber ohne Not nimmt man dann jemanden von anderswo." Genauso pendelten viele, die am Ort bleiben könnten. "Wir haben in Oberhaching tolle Unternehmen", betont der Vorsitzende. Das Internet sei zwar als Jobbörse gut, doch käme oft auch durch ein direktes Gespräch bei einer Veranstaltung ein toller Job zustande. Und genau solche Möglichkeiten des Austauschs und der Vernetzung will der Oberhachinger Gewerbeverband bieten.

Müller-Brandt sieht noch einen weiteren wichtigen Vorteil bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen innerhalb der Gemeinde: Wie die Umfrage bestätigt hat, fährt die Mehrzahl der Mitarbeiter (60 Prozent) mit dem Auto in die Arbeit. Nur neun Prozent nutzen das Fahrrad - obwohl sich Oberhaching seit Jahren mächtig anstrengt, um eine fahrradfreundliche Gemeinde zu werden und mehr Leute dazu zu bewegen, mit dem Rad zu fahren. Dieses Mobilitätsverhalten führt natürlich nicht nur zu Staus rund um Oberhaching, sondern man ärgert sich auch - ist man endlich angekommen - über eine mühevolle Parkplatzsuche. 45 Prozent der Befragten wertete die Parkplatzsituation im Gewerbegebiet als schlecht, nur 15 Prozente finden sie gut. Es sei natürlich negativ, wenn die Kunden keinen Parkplatz finden, weiß Müller-Brandt, der dieses Thema angehen will. "Wenn wir bei der Aufstellung von Bebauungsplänen um unsere Stellungnahme gebeten werden, fordern wir mehr Stellplätze", sagt der Vorsitzende. Allerdings ist ihm auch bekannt, dass Tiefgaragenplätze, mit denen der Stellplatzschlüssel erfüllt wurde, später oft als Lagerflächen umgenutzt wurden.

Auch beim Thema Mittagessen sieht der Verband Handlungsbedarf. Im Gewerbegebiet ist die gastronomische Situation sehr übersichtlich. 26 Prozent geben dennoch an, die umliegenden Lokale - etwa am Kirchplatz - zu nutzen. 27 Prozent bringen sich etwas zu essen mit, elf Prozent versorgen sich an der Tankstelle oder im Supermarkt und zehn Prozent gehen in die Kantine. Das könnten mehr sein, vermutet Müller-Brandt, wenn die Firmen mit eigener Essensversorgung die Nachbarn mit einbinden würden. Das könnte durchaus eine Aufgabe des Gewerbeverbandes sein, hier Kontakte zu vermitteln, so der Vorsitzende. Was den Gewerbeverband aber vor allem aufrüttelt, sind die 26 Prozent, die ihr Mittagessen von einem Lieferdienst bringen lassen. Denn der kommt von außerhalb, ist in Holzkirchen beheimatet. "Aus unserer Sicht ein bemerkenswerter Zustand", findet Müller-Brandt. Er ist überzeugt, dass auch jeder Metzger vom Ort das machen könnte.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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