Oberhaching:Viel Geld für Schule, Geothermie und Grunderwerb

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Oberhaching plant 19,6 Millionen Euro an Krediten ein. Die Gemeinderäte befürworten das als Investition in die Zukunft

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Der Oberhachinger Schuldenberg wächst, und zwar in eine Höhe und mit einer Geschwindigkeit, dass einem beim Anblick der prognostizierten Entwicklung leicht schwindlig werden kann. Etwa 20,25 Millionen Euro Schulden hat die Gemeinde zu Beginn des Jahres bereits angehäuft, im Haushaltsplan, den der Gemeinderat am Dienstagabend einstimmig genehmigte, ist noch einmal eine Kreditaufnahme von 19,6 Millionen vorgesehen. Aber weder dem Kämmerer Paul Fröhlich noch dem Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) bereitet das wirklich schlaflose Nächte. Zum einen müsse es gar nicht so kommen, sagen sie, zum anderen verweisen sie auf die Investitionen in die Zukunft Oberhachings.

Regelmäßig hohe Überschüsse von vier bis neun Millionen im Verwaltungshaushalt und eine hohe Steuerkraft von 176 Prozent des Landesdurchschnitts von Gemeinden ihrer Größenordnung bestätigen sie in der Einschätzung des Kämmerers: "Oberhaching bleibt solide und finanzstark."

Auch im vergangenen Jahr hatte Oberhaching befürchtet, ob der Investitionen etwa in die Geothermie, in Grunderwerb und den Bau von Schulen die Ausgaben nicht stemmen zu können, ohne 4,7 Millionen Euro an Krediten aufzunehmen. Doch letztlich warf der Verwaltungshaushalt statt geplanter 2,8 dann doch knapp 6,7 Millionen Euro ab und die Gemeinde musste keine neuen Schulden machen. Kämmerer Fröhlich stellte klar: "Von den 110 Millionen Euro, die wir in den vergangenen zehn Jahren in diese Schwerpunkte investiert haben, konnten wir zwei Drittel aus eigenen Mitteln finanzieren und nur ein Drittel kam aus Krediten."

Ganz ungerührt lässt dieses Abrutschen ins Minus die Gemeinderatsmitglieder gleichwohl nicht. Die Fraktionsvorsitzende der CSU, Anja Wille, machte deutlich, dass es eine Kreditaufnahme in dieser Größenordnung noch nie gegeben habe. "Wir müssen nachdenken, ob dies die richtige Richtung ist", gab sie zwar zu bedenken, zeigte sich zugleich aber davon überzeugt, "dass das der völlig richtige Weg für Oberhaching ist". Schließlich müsse man betrachten, dass die Investitionen für Kinderbetreuung und Bildung, für die Verbesserung der Wohnraumsituation und für den Klimaschutz geplant seien. "Wir haben einen tatsächlichen Gegenwert", so Wille. Das sieht Margit Markl von der SPD ähnlich. Zwar stelle man sich solide und finanzstark "optisch etwas anders vor", sagte sie mit Blick auf die steil nach oben gehende Schuldenkurve, "doch, was wir mit dem Geld vorhaben, ist solide".

Auch Monika Straub von den Grünen hält es für richtig, "in die Zukunft unserer Kinder zu investieren". Dabei gehe es nicht nur um Bildung, sondern mit der Geothermie auch darum, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Sie hält die sehr hohe Verschuldung daher für "verantwortbar", regte aber an, das eine oder andere geplante Straßenprojekt erst einmal nicht zu realisieren. Für den Zweiten Bürgermeister Johannes Ertl (WGO) bleibt ein "ungutes Gefühl bei 19 Millionen Refinanzierung", wie er sagte. Er mache sich Sorgen um die Gewerbesteuer, "da ziehen dunkle Wolken am Horizont auf, da müssen wir uns etwas überlegen", so Ertl. Zwar stünden die Schulden entsprechenden Werten gegenüber, doch seien die Gelder gebunden.

Bürgermeister Schelle gab zu, "das mulmige Bauchgefühl" zu teilen, was den Finanzbedarf betreffe. Dennoch stehe er zu dem Satz, dass Oberhaching solide und finanzstark sei. "Wir müssen die Geothermie fertig stellen und haben vor zehn Jahren gewusst, dass das Tal der Tränen kommt", sagte er. Es sei klar, dass Oberhaching nun noch das Heizkraftwerk als Investition für die Zukunft brauche. Ein Goldesel werde das nie werden, "aber es wird sich noch einiges tun, damit Nahwärme auch wirtschaftlicher wird", ist Schelle überzeugt. Durch den Erwerb der Grundstücke, die 20 bis 30 Millionen Euro wert seien, habe die Gemeinde Handlungsspielräume, "die nimmt uns keiner mehr". Oberhaching müsse jetzt "kostenbewusst" in die mittelfristige Finanzplanung gehen und die Entscheidungen aufgrund der steuerlichen Entwicklung treffen, sagte der Bürgermeister.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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