Oberhaching:Verbindung von Alt und Neu

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Das älteste Schulhaus im Landkreis München steht in Oberhaching. Im Lauf der Jahrzehnte wurde es oft umgebaut. Jetzt werden Bausünden korrigiert und es entsteht Platz für kommende Generationen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

"Es ist nicht leicht, ein Schulhaus zu bauen auf Armut und Elend." So hat einst Pfarrer Göschl in Oberhaching die Problematik formuliert, trotz klammer Kasse die Bildung voranzubringen. Das Schulhaus wurde dann doch - mit Unterstützung der Kirche eben am Kirchplatz in direkter Nachbarschaft zu St. Stephan errichtet. Immerhin war der Mesner zugleich der Lehrer. Heute steht dort das älteste noch für den Unterricht genutzte Schulgebäude im gesamten Landkreis München.

Seit 1830 wurde immer wieder um- und angebaut. "Das ist heute das vierte Mal, dass wir hier Richtfest feiern", stellte Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) am Dienstagvormittag fest, als auf dem Rohbau des neuen Mensagebäudes das symbolträchtige Bäumchen befestigt wurde. Vier Millionen Euro hat die Gemeinde Oberhaching diesmal in die Modernisierung und Erweiterung des alten Schulstandorts investiert.

Die allgemeine Schulpflicht war durch eine kurfürstliche Verordnung schon 1802 eingeführt worden. "In der Praxis gab es allerdings große Schwierigkeiten", schreibt Karl Hobmair in seinem "Hachinger Heimatbuch". Allenthalben habe es an Schulräumen und Schulhäusern gefehlt. Zunächst hatten die Oberhachinger Kinder Unterricht im Tanzsaal der Wirtschaft am Kirchplatz, doch zu oft fiel der Unterricht wegen Tanzmusik und Hochzeiten aus. Das fanden die Eltern von damals zwar nicht so schlimm wie Mütter und Väter im Jahr 2015. Im Gegenteil: "Die Stimmung im Volke im Ganzen ist dem Schulbesuch nicht günstig", schreibt Hobmair. Pfarrer Göschl habe dennoch immer wieder auf die Notwendigkeit eines Schulhauses hingewiesen. 1830 konnte dann endlich das Schulhaus auf dem Areal des jetzigen Schulhofs eingeweiht werden. Doch wurde das bald zu klein, da die Gemeinde wuchs. 1872 entschied man sich, das Gebäude wieder abzureißen und an der Nordseite des Hofs das heutige alte Schulhaus mit zwei Lehrerwohnungen und zwei Schulzimmern zu errichten.

Die historischen Schulhäuser (im Hintergrund das Gebäude von 1911) wurden saniert. (Foto: Claus Schunk)

1911 folgte auf der gegenüberliegenden Seite ein weiterer zweigeschossiger Neubau mit vier Schulräumen und zwei Wohnungen. Beide Gebäude stehen heute unter Denkmalschutz. Was bei der jüngsten Umgestaltung 2015 ein besonderes Fingerspitzengefühl verlangte. Der 1957 fertiggestellte Anbau ließ dieses aus heutiger Sicht nämlich vermissen. Ein schnörkelloser Zweckbau mit Glasbausteinen direkt an das altehrwürdige Gebäude "mit Anklängen des Jugendstils" drangeklatscht gefiel einfach keinem mehr. Zudem stand eine dringende Sanierung ins Haus. Der Brandschutz musste auf den neuesten Stand gebracht werden, das Blechdach war verrottet und die Leitungen von damals offenbar recht abenteuerlich verlegt worden.

"Wir hatten einige Vorschläge von Architekten, die alle einen Abriss des Anbaus und die Errichtung eines weiteren Gebäudes vorsahen", sagte Bürgermeister Schelle. Doch mit all diesen Pläne war man im Rathaus nicht wirklich glücklich. "Diese Gebäude hätten den Blick auf die Kirche verstellt, und genau dieses Ensemble mit den alten Schulgebäuden wollten wir erhalten", so Schelle. So setzte sich Architekt Wendelin Lichtblau durch, der den bestehenden Anbau mit jeder Menge Holz so umgestaltete, dass er ins Ortsbild von heute passt und zugleich das alte Gebäude von 1911 trotz direkter Verbindung besser zur Geltung kommt. Neu hinzugekommen ist also nur das äußere Drittel des Anbaus, wodurch ausreichend Platz für kommende Schulgenerationen geschaffen worden sein soll. "Auch die Einrichtung einer Ganztagsschule wäre möglich" sagt der Bürgermeister, wenngleich er überzeugt ist, dass die Oberhachinger derzeit zumindest den Hort als Betreuungsmöglichkeit in den Nachmittagsstunden bevorzugen. Das neue Gebäude mit der Mensa an der Ostseite des Hofs zur Münchner Straße hin rundet die Modernisierung des Standorts ab. Wenn alles nach Plan läuft, soll im Frühjahr alles fertig sein und dann noch der Schulhof umgestaltet werden.

Für das moderne Gebäude Richtung Münchner Straße feierte die Schulfamilie jetzt Richtfest. (Foto: Claus Schunk)

Die größere Schul-Baustelle hat Oberhaching allerdings im Ortsteil Deisenhofen. Dort wird das Schulhaus von 1967 abgerissen und für rund 23 Millionen Euro die Grundschule neu gebaut. Etwa drei Jahre wird es allerdings noch dauern, bis dort Einweihung gefeiert werden kann.

© SZ vom 30.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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