Oberhaching:"Tut mir leid für Sauerlach"

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Das Bild, das Bürgermeister Stefan Schelle für einen Facebook-Post zum Bau der Realschule verwendete, entstand 2010 beim Baubeginn für einen Kindergarten. (Foto: Claus Schunk)

Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle ist zuversichtlich, dass seine Gemeinde den Zuschlag für die Realschule und die Fachoberschule bekommt. Der Konkurrenz rät er, es in fünf Jahren noch einmal zu versuchen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Es wird schon kräftig geschaufelt. Oder etwa nicht? Das Foto, mit dem Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) via Facebook auf den möglichen Bau einer Realschule in der Gemeinde aufmerksam macht, lässt vermuten: Die haben einfach schon mal angefangen. Der symbolische erste Spatenstich zumindest scheint bereits getan zu sein. Dass man davon noch weit entfernt ist, weiß der Rathauschef natürlich auch. Bei einer Informationsveranstaltung der örtlichen CSU räumte er am Montagabend ein: "Es gibt noch nicht wirklich etwas Spruchreifes." Schließlich ist die Entscheidung über den Standort der Realschule nebst Fachoberschule (FOS) im südlichen Landkreis noch gar nicht gefallen. Aber werben für Oberhaching kann nicht schaden, dachte sich die CSU, zumal in der direkten Nachbarschaft ähnliche Begehrlichkeiten bestehen: Sauerlach bewirbt sich für beide Schulhäuser und Taufkirchen für die FOS.

Schelle ist sogar davon überzeugt, dass noch fünf Jahre ins Land gehen werden, bis tatsächlich die Baugrube ausgehoben wird, obgleich er am liebsten sagen würde: "Jetzt pack' mas an." Bis dann tatsächlich mal die Realschule stehen wird - sei es wie Schelle wünscht am Bahnhof Deisenhofen oder doch in Sauerlach, werden die Kinder auf dem alten Spatenstich-Foto wohl nichts mehr davon haben. Denn das Bild, das Schelle auf Facebook gepostet hat, ist 2010 beim Neubau eines Kindergartens entstanden. Aber auch die wenigen jungen Oberhachinger, die zur CSU-Veranstaltung im Weißbräu gekommen waren, werden ihre Schullaufbahn dann schon anderswo beendet haben. "Wir planen immer für die nächste Generation", sagte Schelle.

Dennoch hat der Bürgermeister jetzt schon Redebedarf. Denn er weiß auch: Wenn die Schulen kommen, ändert sich was. "Und die Oberhachinger haben nichts dicker als eine Veränderung", weiß er. Mit etwa tausend Schülern muss man rechnen, so viele wie derzeit am Gymnasium. Sicher wird der Verkehr eine Rolle spielen, die Belebung der Bahnhofsstraße, mehr Fahrgäste in S-Bahn und Meridian. Schelle hält das alles aber für überschaubar. "Es ändert sich immer etwas, die Frage ist: Kann man die Chance nutzen?" Und dabei sieht Schelle neben der Verbesserung des Bildungsangebots einen weiteren Vorteil des Schulbaus zu Deisenhofen. Würde dort wie im bisherigen Flächennutzungsplan vorgesehen Wohnbebauung für tausend Leute entstehen, wäre die Zunahme des Verkehrs in diesem Bereich ungleich größer, ist der Rathauschef überzeugt. Für das Dorfleben jedenfalls findet Schelle zwei neue Schulen mit vielen jungen Leuten eine "tolle Bereicherung", die er natürlich nur ungern den Nachbarn überlassen will. Daher hatte er an diesem Abend die Zahlen parat, aufgrund derer seiner Meinung nach nichts am Standort Oberhaching vorbeiführen werde: 441 Schüler werden seiner Gemeinde für die Realschule prognostiziert, in Sauerlach wären es 326 - was laut Schelle klar gegen die Nachbarn spreche. "Wenn wir mit diesen Zahlen ins Kultusministerium gehen, bekommen wir wieder einen Dreizeiler, dass das zu wenige sind", sagte Schelle, "das tut mir leid für Sauerlach, aber das muss man zur Kenntnis nehmen." Vor zehn Jahren hatte Oberhaching genau einen solche Absage erhalten, inzwischen hat die Entwicklung die damaligen Zahlen überholt. Schelle geht sogar davon aus, dass der Bedarf weiter steigen wird. "In fünf Jahren haben wir die nächste Diskussion und dann kann man ja in Sauerlach eine Realschule bauen", findet er. Nun fehlt Oberhaching noch ein Teil des anvisierten Grundstücks, doch man sei im Gespräch mit den Besitzern. "Wir bekommen das", sagte Schelle. In den Verhandlungen gehe es sowohl um einen Tausch als auch einen Kauf. Und was sind die Nachteile der ganzen Sache, wollte schließlich ein Zuhörer wissen. Schelle zuckte mit den Achseln: "Der Acker ist weg."

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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