Oberhaching:Teure Gebühren, beste Betreuung

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Bürgermeister Schelle erklärt Preismodell für Kindergärten

Wer sein Kind in Oberhaching vier bis fünf Stunden in einem Kindergarten betreuen lässt, zahlt im Monat 103 Euro. Sind die Buchungszeiten länger, kommt man schnell an die 200-Euro-Grenze. Für den Platz in der Kinderkrippe werden gar 500 Euro fällig, entscheiden sich die Eltern für sieben bis acht Stunden in der Einrichtung. Verglichen mit anderen Gemeinden im Landkreis liegt Oberhaching mit den Gebühren im oberen Bereich, sodass manche Eltern schon schlucken, wenn sie die Preise lesen. Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) findet allerdings, dass ein direkter Vergleich hinkt, der sich ausschließlich auf die Rechnung bezieht, die den Eltern gestellt wird. "Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen", sagt er.

Im Haupt- und Finanzausschuss des Gemeinderats erläuterte der Bürgermeister, warum er die Preise völlig in Ordnung findet. "Wir beschäftigen allein zwanzig Prozent mehr Personal als andere", stellte er fest. Andere Gemeinden hätten zwar niedrigere Gebühren, "dafür aber keine Plätze". Anderswo müssten ganze Gruppen schließen, weil Betreuerinnen in den Kindergärten fehlten, in Oberhaching hingegen gebe es in den gemeindlichen Kitas für die Drei- bis Sechsjährigen keine Wartelisten. Kürzlich habe eine Frau, die gerade mit ihrer Familie nach Oberhaching zieht, im Rathaus mit Tränen in den Augen vor ihm gestanden, weil sie dringend einen Kindergartenplatz brauchte und in München schon zwei Jahre darauf gewartet hätte, berichtete Schelle im Ausschuss. "Der konnte ich sagen: gar kein Problem."

Auch lege die Gemeinde in ihren Kitas Wert auf Qualität und hat sich daher auf einen Betreuungsschlüssel von eins zu acht verständigt. Das bayerische Staatsministerium empfehle eine Erzieherin für zehn Kinder. "Zudem haben wird eine wahnsinnige Flexibilität in der Buchung", sagt der Bürgermeister. Die Familien müssen sich also nicht auf immer dieselbe Stundenzahl für jeden Tag festlegen, sondern können individuell die Zeiten zusammenstellen. Um stets genügend Personal für die Einrichtungen zu gewinnen, setzt die Gemeinde auf günstige Mitarbeiterwohnungen. Mit Gebühren allein lässt sich dieses Angebot allerdings finanziell nicht stemmen. Die Gemeinde legt jährlich etwa zwei Millionen Euro drauf, um das Defizit auszugleichen.

Mit einem regelmäßigen "Stresstest" versucht die Gemeinde den Bedarf an Plätzen für die Kinderbetreuung frühzeitig zu ermitteln. Von September an könnte es in Hort und Krippe aber eng werden. "Aktuell zeichnet sich ab, dass die Krippenplätze nicht ausreichen", schreibt die Verwaltung und verweist auch auf "nicht genügend" Hortplätze. Derzeit prüft die Gemeinde verschiedene Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Auch die Umwandlung einer Kindergarten- in eine Krippengruppe könnte eine Option sein.

© SZ vom 28.03.2018 / hilb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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