Oberhaching:Tanz zwischen Kunst und Leben

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Eine Frage der Balance: Das Gewinnerbild von Andreas Paul Schulz. (Foto: Bard)

Andreas Paul Schulz gewinnt mit seinem Bild "Don't forget to dance" den Oberhachinger Kunstpreis

Von Udo Watter, Oberhaching

Ahmt die Kunst die Natur nach oder vielmehr die Natur die Kunst? Oscar Wilde lässt in seinem Essay "The Decay of Lying" (Verfall der Lüge") eine seiner Figuren behaupten, ein echter Sonnenuntergang sei allenfalls ein "second-rate Turner" - komme also niemals an die Vollkommenheit der Abendröte in einen Werk des englischen Malers William Turner heran.

Das Verhältnis von Kunst und Leben, der ästhetische Zustand und die Wirklichkeit, die rechte Balance zwischen den Sphären: Wer heuer beim mit 2100 Euro dotierten "Oberhachinger Kunstpreis" zu den Gewinnern zählen wollte, der sollte sich dieser Thematik und seiner Interpretationsvielfalt widmen. Gefragt war die künstlerische und kreative Umsetzung des Begriffspaares "Lebenskunst - Kunst leben". Den ersten Preis und damit 1000 Euro - gespendet von der Münchner Bank - erhielt in diesem Wettbewerb für Künstler aus dem Landkreis und der Stadt München Andreas Paul Schulz für sein Bild "Don't forget to dance". Er erklärt: "Ich wünsche mir eine Welt, in der die Menschen ganz ungekünstelt solidarisch und liebevoll miteinander umgehen und die Kunst wieder zur besonderen Ausnahme wird: Dann könnte beides, das Leben und die Kunst, wieder echt und wertvoll sein." Also auch ein Statement wider das Artifizielle, wider das unechte, entfremdete Dasein und eine Kunst im konkreten Sinne, die das Leben im Ungewöhnlichen sublimiert.

Als zweite Preisträgerin zeichnete die Jury, die sich unter anderem aus der letztjährigen Siegerin Alexandra Motta-Rees, der früheren Vorsitzenden des Kunstvereins Ottobrunn Doris Laves-Wegat und Monika Waschin, der Vorsitzenden des Kulturverein Oberhaching, zusammensetzte, die Grafik-Designerin und Malerin Kati Godrin aus. Sie beschreibt ihr Konzept zum Objekt "Lebensräume II" aus den Materialien, Gips, Draht und Papier so: "Lebenskunst - das ist für mich eine Kunst, die nah an unserem Leben ist, das ist für mich die Beschäftigung mit unserem Lebensraum. Ein Stück weit möchte ich auch ausbrechen, um einer Freiheit im Kopf und einem freien Gefühl Raum zu geben und schaffe mir Raum für meine künstlerische Arbeit - meine Lebenskunst." Den dritten Preis mit 300 Euro erhielt Gerhard Knell mit seinem Bild "Acapulco". Für ihn ist das Thema "der immer wieder neu unternommene Versuch einer Darstellung der lebendigen Natur als chaotischer Prozess. Das Genre Landschaft dient hierbei als Vehikel und bildet das Sujet. Es signalisiert dem Betrachter, dass man sich bei aller Abstraktion noch im Bereich des Gegenständlichen befindet." Die Werke der drei Preisträger und die von zehn weiteren Künstlern sind bis zum 29. April in den Räumen von Art Forum Interpres, Bahnhofstraße 11, in Deisenhofen zu sehen, Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. Während der Finissage am 29. April (Beginn 19 Uhr) wird auch der Gewinner des Publikumspreises bekannt gegeben.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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