Oberhaching:Rinder statt Pferde

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Jacqueline Göhle hatte selbst sechs Pferde am Hof stehen, jetzt sind die Stallungen leer. Sie selbst will künftig mobilen Reitunterricht geben. (Foto: Carola Ertl/oh)

Reitlehrerin und Pächterin Jacqueline Göhle verlässt den Klarerhof

Von Sophie Kobel, Oberhaching

Als Jacqueline Göhle vor sieben Jahren für ihren Andalusier-Wallach "Schlumpf" am Klarerhof in Oberhaching ein neues Zuhause gefunden hatte, steckte sie noch mitten im Veterinär-Studium. Dass sie fünf Jahre später den Reitbetrieb des Hofes als Pächterin übernehmen würde, das hätte sie sich die damals 24 Jährige nicht gedacht.

Im April 2019 kündigte sie den Vertrag wieder, seitdem stehen die Stallungen des Klarerhofes leer. "Ich habe klein angefangen mit dem Reitbetrieb hier, aber ich bin an den Punkt gekommen, an dem ich gerne expandiert hätte. Ein neuer Reitplatz zum Beispiel, und mehr Einstellplätze", sagt Göhle. Ludwig Klarer bedauert das Ende der Zusammenarbeit mit seiner Reitlehrerin, die Stallungen seines Hofes zu erweitern kommt für ihn aber momentan trotzdem nicht in Frage: "Das kam alles sehr überraschend für mich. Man hätte jetzt gleich investieren müssen, um Jacqueline hier halten zu können, und das ist derzeit einfach zu teuer. Wir brauchen ein langfristiges Gesamtkonzept und möchten das nicht stückchenweise angehen", sagt Klarer bestimmt. Über vier Generationen ist der Hof im Herzen Oberhachings bereits im Besitz seiner Familie. Ackerbau und Forstwirtschaft, die gab es schon immer. Mit dem Milchvieh hörte Klarer bereits 2004 auf, es rechnete sich nicht. Stattdessen förderte er lieber den Reitbetrieb auf dem Hof.

"Meine Kinder wollten damals unbedingt Pferde haben, und dann hatten wir auf einmal 14 Einsteller. Eine von ihnen war Jaqueline und so wurden hier immer öfters Reitstunden abgehalten", erzählt Klarer. Der Abschied von den Pferden fällt nicht nur ihm schwer, auch für Göhle sind die leeren Stallungen noch ungewohnt. "Ich habe das bewusst Stück für Stück beendet und erst ganz aufgehört, als wirklich alle Pferde einen neuen Platz gefunden hatten. Das hat sich hier nicht von heute auf morgen in Luft aufgelöst, ich selbst habe ja auch vier von meinen sechs Pferden hergegeben", sagt die gebürtige Traunsteinerin.

Ihr beruflicher Plan für die Zukunft steht, ihrer Wahlheimat Oberhaching möchte sie dabei treu bleiben. "Ich werde erst einmal mobil als Reitlehrerin weiterarbeiten. Allerdings wäre es schön, das mit meiner Ausbildung zur Tierärztin und Chiropraktikerin zu verbinden. Die Kombination gefällt mir", erzählt Göhle.

Mit den Klarers wird sie weiterhin in Kontakt bleiben, denn dass es in ein paar Jahren wieder zu einer Zusammenarbeit kommen könnte, schließen beide Seiten nicht aus. Was bis dahin aus den Stallungen des Hofes im Herzen Oberhachings wird, das weiß die Familie selbst noch nicht. "Wir haben uns noch kein Konzept überlegt, wie es in nächster Zeit weitergeht. Groß in die Ortsmitte zu expandieren ist schwierig, da ist einfach nicht genug Fläche vorhanden. Gemacht wird aber auf jeden Fall etwas", sagt der Hofbesitzer.

Eine neue Reitlehrerin und eine Wiederaufnahme des Betriebes kann er sich derzeit aber nicht vorstellen. "Wir sind halt schon sehr verwöhnt von der Jackie. Jetzt stehen erst einmal für eine Weile Weiderinder von einem Bauern aus der Umgebung auf den Wiesen. Das freut mich, es ist doch komisch, wenn nichts hinter dem Haus grast", sagt Klarer.

© SZ vom 12.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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