Oberhaching:Oberhachinger Baustellen-Marathon

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Die Münchner Straße in Oberhaching wird in diesem und voraussichtlich auch im nächsten Sommer für den Verkehr gesperrt. (Foto: Angelika Bardehle)

Im Juli wird die Münchner Straße aufgerissen, um Rohre zu verlegen. Doch das ist nur ein Vorgeschmack auf die Sanierung, die im kommenden Jahr ansteht - wenn alles glatt läuft

Von Iris Hilberth, Oberhaching

An Fronleichnam gehören für gewöhnlich in Oberhaching die Münchner Straße, die Holz- und die Hahilingastraße den Fußgängern. Die Anwohner kennen das: Autos dürfen dann noch nicht einmal hier parken. Dieses Jahr kann die Straßensperrung für die große Prozession in Sankt Stefan aber durchaus auch als Probelauf für einen länger dauernden Ausnahmezustand des Oberhachinger Ortsteils Furth gesehen werden: Am 8. Juli beginnen die Bauarbeiten auf der Münchner Straße mit der Verlegung neuer Wasserrohre und des Geothermieanschlusses. Wenn alles nach Plan läuft, und der Freistaat das Geld tatsächlich locker macht, folgen im Sommer 2016 erneut weiteräumige Umleitungen, denn dann wird die komplette Hauptdurchgangsstraße der Ortschaft saniert und umgestaltet. So wird es an dieser Stelle in nächster Zeit jede Menge Straßensperren geben, zumal gleichzeitig der Geothermieausbau immer wieder Löcher in den Asphalt reißt. So manches Gemeinderatsmitglied denkt mit Grausen an die Baustellen. "Das ist für Oberhaching eine Zumutung", findet etwa Margit Markl (SPD).

Dabei warten eigentlich alle in Oberhaching seit vielen Jahren sehnsüchtig darauf, dass hier die Bagger anrollen, um die reichlich marode Münchner Straße endlich in Ordnung zu bringen. Schlaglöcher, klappernde Kanaldeckel, parkende Autos und zu schmale Gehsteige sind ein ständiges Ärgernis, von der Gefährdung der Radfahrer ganz zu schweigen. Immerhin rollen hier täglich etwa 13 000 Fahrzeuge über die Staatsstraße 2368. Der Freistaat hatte schließlich ein Einsehen mit den lärmgeplagten Oberhachingern und versprach, die Straße zu richten und auch gleich mit Flüsterasphalt zu versehen.

Intensiv wird seither in der Gemeinde diskutiert, wie sie denn aussehen soll, die neue Münchner Straße. Fest steht seit der jüngsten Gemeinderatsitzung: Die Straße bekommt auf beiden Seiten einen breiteren Gehweg, der auch für Radfahrer freigegeben werden soll. Da der Straßenraum insgesamt zu schmal ist, um Rad- und Fußwege unterzubringen, hätte man alterativ die Radfahrer auf die Straße schicken müssen. Doch das wollte keiner. Damit allerdings entfällt die Möglichkeit, Autos auf der Straße zu parken. Der Gemeinderat hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht und zunächst eine Bürgerinformationsveranstaltung abgewartet. Über die Ergebnisse des Dialogs mit den Anwohnern war selbst Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) überrascht:"Ich dachte, 90 Prozent der Anwohner werden aggressiv reagieren, wenn wir das Parken untersagen", sagte er. Doch seien die etwa 100 Besucher der Versammlung tendenziell eher für das Parkverbot gewesen. "Jedem kann man es nicht recht machen, bei diesem Thema gibt es sogar innerhalb betroffener Familien Diskussionsbedarf." Die einen befürchteten, dass dann Besucher ihr Auto nicht parken könnten, die anderen seine froh, dass sie endlich beim Herausfahren auf die Münchner Straße etwas sähen.

Während sich alle im Gemeinderat einig waren, an der Kreuzung Lanzenhaarer Straße aus Sicherheitsgründen für die Fußgänger die Ampel zu belassen und keinen Kreisverkehr zu bauen, herrscht über den Abschnitt mit der Einmündung der Holzstraße größere Meinungsverschiedenheit. Das Straßenbauamt hatte vorgeschlagen, hier auf die begrünte Insel nahe der Tankstelle mit Baum, Bank und Kreuz zu verzichten, um die Verkehrsführung übersichtlicher zu gestalten. Derzeit ist es nämlich möglich, auf beiden Seiten der Insel in alle Richtungen zu fahren - für Ortsunkundige eine eher rätselhafte Sache. Gleichwohl verteidigte Karl-Heinz Kirsch (WGO) die Ecke als "ortsprägenden Platz", der nicht geopfert werden sollte, damit man besser abbiegen kann. Den übrigen Gemeinderatsmitgliedern leuchtete der Sicherheitsaspekt jedoch ein, das Kreuz soll nun an einem anderen Baum einen "würdigen Platz" bekommen.

Eine ganze Zeit lang aber soll man erst einmal gar nicht hier abbiegen. Derzeit ist noch die Hahilingastraße wegen der Geothermie gesperrt, und wird das auch noch sein, wenn in der Münchner Straße die Arbeiten beginnen. Bürgermeister Schelle findet das im Gegensatz zu manch anderem ganz praktisch, da dadurch nicht der gesamte Durchgangsverkehr durch die kleinen Straßen der Ortschaft rollt, sondern die weiträumige Umfahrung Oberhachings akzeptiert werden muss. Markl und Kirsch hingegen befürchten eine Überlastung der Pfarrer-Socher-Straße und erhebliche Probleme der Anwohner, überhaupt noch aus ihrem Viertel herauszukommen.

Schelle reagierte reichlich genervt auf diese Kritik: Die Gemeinde könne nicht nach den Vergaben sagen, sie warte ab. "Die Diskussion, dass die Straße gesperrt wird, weil wir sie neu machen, führe ich nicht", schimpfte der Bürgermeister. Er werde sich aber mit Nachdruck dafür einsetzen, dass es nur zwei Jahre dauere.

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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