Oberhaching:Kammerjazzpop und andere Experimente

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Das Kulturprogramm wartet im Herbst mit spannenden musikalischen Formationen auf

Von Irmengard Gnau, Oberhaching

Der Kulturherbst auf dem Kyberg beginnt heuer festlich - mit einem runden Geburtstag. Nachdem im vergangenen Sommer bereits das Classic Jazz Festival sein zehnjähriges Bestehen feiern konnte, jährt sich in diesem November auch die Premiere des Oberhachinger Kammermusikfestivals zum zehnten Mal. Entstanden ist das Festival einst unter der Obhut des Vereins zur Förderung der Klaviermusik, dem unter anderem die der Gemeinde eng verbundenen Musiker Bernd und Isabel Lhotzky, Boris Kucharsky und der Dirigent Hansjörg Albrecht angehören. Inzwischen hat Isabel Lhotzky die Leitung übernommen. Sie hat zum zehnjährigen Bestehen des Festivals vom 12. bis zum 14. November Veranstaltungen zusammengestellt, die anspruchsvolle Kammermusik im traditionellen Sinn bieten, aber auch die Grenzbereiche des Genres ausloten.

So ist etwa das vielfach ausgezeichnete Ensemble Elbtonal Percussion zu Gast, vier junge Schlagwerker, die bereits das Präludium in C-Moll von Johann Sebastian Bach mit Rhythmusinstrumenten interpretierten und das Publikum am 12. November mit Trommeln, Marimba, Vibrafon und Becken in einen Klangrausch entführen wollen. "Ich hoffe, dass sich viele Oberhachinger auf das Experiment einlassen", sagt Kulturamtsleiter Volker Böhm.

Auch die Verbindung von Musik und Literatur hat bereits Tradition beim Kammermusikfestival. Eine musikalische Lesung am 14. November aus Tagebüchern und Briefen gibt Einblick ins Leben und die musikalische Leidenschaft der Geschwister Fanny und Felix Mendelssohn Bartholdy. Dazu sind ausgewählte Stücke aus dem wenig bekannten komponistischen Werk Fannys zu hören, ebenso wie das Oktett Opus 20 ihres Bruders.

Auch Jazz-Freunde kommen im Herbst auf ihre Kosten. Am 15. Oktober ist der Oberhachinger Bürgersaal Bühne für ein musikalisches Live-Experiment, das seine Schöpfer als "Kammerjazzpop" bezeichnen. Das Duo Le Bang Bang, bestehend aus der Münchner Sängerin Stefanie Boltz und dem Bassisten Sven Faller, ist bekannt für ausdrucksstarken, multistilistischen Gesang und hat sich spätestens mit dem Album "Love, Lakes and Snakes" 2014 einen Namen in der Jazzszene gemacht. Nun fügen die Musiker ihrem besonderen Rezept eine weitere Zutat hinzu - den Multiinstrumentalisten Martin Kälberer. Mit seinen Pianoklängen fügt er dem Dialog von Le Bang Bang neue kammermusikalische, lyrische Impulse hinzu. Die Zusammenarbeit der drei Künstler mündete in die CD-Aufnahme "In Our Blood", welche die Musiker nun auf der Bühne präsentieren - "eine Produktion von Herzensangelegenheiten", wie Sängerin Boltz sagt.

Eine Reihe von Veranstaltungen, die Kulturamtsleiter Böhm besonders am Herzen liegen, ist ebenfalls im Bereich "Spannendes und Spezielles" angesiedelt. Mehrere Gruppen kombinieren traditionelle Klänge mit Modernem, mengen Bayerisch-Lokales und Weltmusik zu einem frischen, überraschenden Ergebnis. Die Münchner Saitentratzer etwa kleiden am 20. Dezember traditionelle alpenländische Weihnachtslieder in neue Gewänder zu einem hörenswerten Crossover. Für das Programm verstärkt Hugo Siegmeth mit seiner Bassklarinette das Trio, die als Jazzsängerin bekannte Irmi Haager bringt ihre glockenreine Singstimme ein. Die Gruppe Bavaschôro bringt am 21. Februar den Choro, die brasilianische Kaffeehausmusik, nach Bayern, erweitert um Jazz-Elemente, für welche die Brüder Ludwig und Xaver Himpsl von der Unterbiberger Hofmusik verantwortlich zeichnen.

Das Quartett Elbtonal Percussions aus Hamburg (links) baut mit Trommeln, Becken und Marimbas eine Brücke zwischen Klassik, Jazz und Weltmusik. (Foto: Günther Reger)

Mit "Klassik auf der Krabbeldecke" konzipiert Dirigent Franz Schottky zudem erstmals ein Konzert für die ganz jungen Musikfreunde. Gemeinsam mit fünf Solisten der Kammerphilharmonie dacapo spielt Schottky am 16. Januar Auszüge aus Werken von Bach, Mozart und Schubert für die ganze Familie.

Karten für die Veranstaltungen gibt es im Internet unter www.oberhaching.de., in Bibliothek, Bürgerbüro und bei der Buchhandlung Kempter, außerdem bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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