Oberhaching:Integration ins Ortsbild

Lesezeit: 2 min

Neben dem Altenheim St. Rita in Oberhaching sollen Flüchtlinge untergebracht werden. (Foto: Claus Schunk)

Die Oberhachinger Asylbewerber-Unterkunft soll sich in die Bebauung der Umgebung einfügen. Geplant sind kleinere Einheiten mit Satteldächern

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Die Asylbewerberunterkünfte sollten von ihrer Bauweise ins Ortsbild passen, hatte Landrat Christoph Göbel (CSU) bei einer Informationsveranstaltung in Oberhaching versprochen. Leicht ist das nicht immer, vor allem wenn wie in Oberhaching eine strikte Ortsbausatzung kaum Abweichungen von einem umfangreichen Regelwerk zulässt. Die geplante Unterkunft für 48 Flüchtlinge nimmt nun Gestalt an, der Bauausschuss hat den Bauantrag mit einigen Änderungen gebilligt, die eine bessere Einbindung in den kleinteiligen Gebäudebestand ermöglichen sollen. Gleichwohl regt sich weiterhin Protest von Anwohnern. Derzeit lässt eine "Initiative Nachhaltiges Integrationskonzept für Flüchtlinge in Oberhaching" prüfen, ob das Grundstück des Altenheims St. Rita aufgrund seiner Zweckbindung überhaupt für eine solche Unterkunft genutzt werden darf.

Die Initiatoren weisen in einem Schreiben an Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) darauf hin, dass es "Zeitzeugenaussagen" gebe, nach denen die Stifterin des Grundstücks für das Altenheim St. Rita, Rosalie Adam, ihre Schenkung daran gebunden habe, dass das Grundstück nur für ein Altenheim genutzt werden dürfe. Der Sachverhalt müsse "rechtlich eindeutig geklärt" sein, bevor der Gemeinderat eine Entscheidung über den Bauantrag stellen könne, finden die Vertreter der Initiative.

Das sieht Bürgermeister Schelle anders. Hier sei die Gemeinde gar nicht zuständig. Es gehe für sie nur um ein baurechtliches Genehmigungsverfahren, das behandelt werden müsse. Und demnach "können die Häuser dort gebaut werden". Grundstücksfragen seien privatrechtliche Belange, sagt Schelle: "Wir müssen noch nicht einmal nachschauen, ob jemandem ein Grundstück gehört."

Eigentümer des Grundstücks, auf dem das Caritas-Altenheim St. Rita steht, ist die Pfarrpfründestiftung St. Stephan. Der Diözesan-Caritasverband ist Erbbaurechtsnehmer. Die Caritas weist ausdrücklich darauf hin, dass sie in den Standort St. Rita in den vergangenen Jahren immer wieder investiert habe. So seien ein Bewegungsparcours und ein Demenzgarten angelegt worden. "Das heißt, als Caritas wollen wir diesen Standort auf jeden Fall erhalten", teilt Pressesprecherin Adelheid Utters-Adam mit. Sie betont auch, dass der Teil des Grundstücks, auf dem die Asylbewerberunterkunft errichtet werden soll, durch das Altenheim nicht genutzt und für den Betrieb der Einrichtung nicht benötigt werde. Als Stiftungsaufsicht müsse die Erzdiözese der erweiterten Nutzung des Grundstücks zustimmen.

Derzeit liegt es also in der Hand des Erzbischöflichen Ordinariats, die Zweckbindung zu prüfen. Ein Ergebnis gebe es noch nicht, teilte eine Sprecherin mit, "die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, wir versuchen derzeit noch, die Urkunde von der Pfarrei zu bekommen." Allerdings gebe es eine erste Einschätzung der Angelegenheit, nach der es schon möglich sei, auf dem Grundstück eine Unterkunft zu bauen. "Das Altenheim gibt es ja, der Stiftungszweck ist damit erfüllt. Es sollte also nichts dagegen sprechen", heißt es aus dem Erzbischöflichen Ordinariat. "Wir wollen es möglich machen, dass Menschen in Not eine Bleibe finden."

Bürgermeister Schelle gibt sich deswegen gelassen. "Immerhin hat die Erzdiözese den Antrag ausführlich geprüft, bevor sie uns die Zusage gegeben hat", sagt er. Er könne die Ängste der Menschen zwar nicht wegdiskutieren, doch sei er davon überzeugt, dass sich die Aufregung lege, sobald Menschen in die Unterkunft eingezogen seien. "Dann ist Nachbarschaft möglich", sagt Schelle.

Dem Argument von Anwohnern, die geplante Unterkunft passe nicht in die "überwiegend von Einfamilienhäusern geprägte Struktur" setzt der Bauausschuss nun seine "städtebauliche Lösung" entgegen. Anders als vom Antragsteller gedacht, sollen nun statt eines zweigeteilten Komplexes drei kleinere Module errichtet werden, sodass durch separate Einheiten eine Hofsituation entsteht. Zudem soll ein flachgeneigtes Satteldach eine Bebauung analog zu den Einfamilienhäusern garantieren. Erschlossen wird die Einrichtung über die Straße Am Dölling. Nähme der Investor den Beschluss an, so Schelle, könne er sofort mit dem Bau beginnen.

Dass allein diese Unterkunft für Oberhaching nicht ausreicht, hatte der Gemeinderat bereits vor den Sommerferien erkannt. Damals entschied das Gremium, vier weitere Standorte für Unterkünfte zu benennen, in denen jeweils etwa 35 Asylbewerber unterkommen können. Im Oktober sollen dazu konkrete Beschlüsse gefasst werden. "Es geht dabei um dauerhafte Lösungen", betonte Schelle damals.

© SZ vom 22.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: