Oberhaching:Hommage an alte Meister

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Isabel und Bernd Lhotzky, der künstlerische Leiter des Oberhachinger Classic Jazz Festivals, werden gemeinsam auftreten. (Foto: privat)

Zum zehnjährigen Bestehen hat Bernd Lhotzky sein Classic Jazz Festival in Oberhaching erweitert

Von Oliver Hochkeppel, Oberhaching

Wie die Jungfrau zum Kind kam Oberhaching vor zehn Jahren zu seinem "Classic Jazz Festival": Weil Schloss Elmau abgebrannt und deshalb an eine Fortsetzung des dort mit großem Erfolg gestarteten Swing Festivals nicht zu denken war, lagerte der Stride-Pianist und Festivalleiter Bernd Lhotzky das bereits weitgehend vorbereitete Großereignis in kleinerem Maßstab an seinen alten Heimatort aus, wo mit dem nagelneuen Forstnersaal auch ein idealer Raum zur Verfügung stand.

Während das Swing Festival auf Schloss Elmau bereits Geschichte ist und dort jetzt andere Gipfel stattfinden, hat sich die Sache in Oberhaching zur Erfolgsgeschichte ausgewachsen. Eine richtige Fangemeinde für den traditionellen Jazz, die "zweite Klassik", haben sich Lhotzky und die handverlesene, aus der ganzen Welt rekrutierten Schar der Wenigen, die die alten Meister von Fats Waller und Teddy Wilson bis Louis Armstrong und Barney Bigard noch auf deren Niveau spielen können, dort aufgebaut. Zum Zehnjährigen ist das Festival besonders prominent besetzt und auf drei Tage erweitert.

Lhotzky sagt dazu: "Seit geraumer Zeit hatte ich eine zugegebenermaßen etwas extravagante Wunschliste von Künstlern im Kopf, die mich über die letzten Jahre auf den internationalen Festival-Bühnen am allermeisten beeindruckt haben. Zu meiner Überraschung und Freude bekam ich keine einzige Absage." Was zum einen Rebecca Kilgore betrifft, die vielleicht herausragendste Sängerin des klassischen Jazz. Die Oberhachinger kennen sie bereits von der zweiten Ausgabe des Festivals, wo man nach wenigen Takten feststellen durfte, dass sie ihn hat, diesen kaum erlernbaren Sinn für Swing, die laszive Eleganz und das warmkalte Timbre von Diven wie Billy Holliday.

Lhotzky wird mit ihr im Duett spielen, aber auch mächtigen Beistand haben: Die Buck Clayton Legacy Jazz Band, benannt nach dem legendären Trompeter der Count Basie Bigband. Unter der Leitung des Bassisten Alyn Shipton spielen neun Virtuosen aus Europa, neben Patrick Artero, Marc Richard, Matthias Seuffert, René Hagmann, Martin Litton, Martin Wheatley und Norman Emberson auch Lhotzkys grandioser Echoes of Swing-Kollege und Publikumsliebling Colin Dawson.

Bevor es aber zwei Tage lang insbesondere mit einem an Homogenität unerreichten Bläsersatz zur Sache geht, darf man die Premiere eines besonderen literarisch-musikalischen Abends erleben. "Echos des Jazz Age" beleuchtet die aufregende Beziehung des Schriftstellerehepaars Zelda und F. Scott Fitzgerald. Der Autor des "Großen Gatsby" und Chronist der Goldenen Zwanziger führte mit seiner ebenfalls künstlerisch tätigen Frau ein glamouröses und exzessives, mit diversen Zirkeln der "Lost Generation" um Ernest Hemmingway, Dorothy Parker oder Cole Porter verbundenes Leben. Das von der Oberhachinger Kulturamtsleitern Eva Hofmann zusammengestellte Mosaik aus Briefen, Essays, Roman-Passagen, Interviews und Erinnerungen lesen Ex-Tatort-Star Dominic Raacke und Sophie von Kessel. Bernd und Isabel Lhotzky spielen dazu an zwei Flügeln zeittypische Musik von George Gershwin oder Irving Berlin bis Erik Satie.

10. Classic Jazz Festival Oberhaching, Donnerstag, 11. Juni, bis Samstag, 13. Juni, Bürgersaal beim Forstner. Informationen: 61 37 71 76.

© SZ vom 06.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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