Oberhaching:Herzenskirche

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Die Kapelle in Furth ist Franz Biersack ans Herz gewachsen. Schon beim Bau war er dabei, seit 40 Jahren kümmert sich der 88-Jährige um das Kirchlein. (Foto: Claus Schunk)

Franz Biersack, 88, kümmert sich seit 40 Jahren um die kleine Kapelle in Furth

Von Christina Hertel, Oberhaching

Mit einem großen Schlüssel sperrt Franz Biersack die Holztür der Further Kapelle auf. Es knarrt ein bisschen, dann sieht man den Altar, den sterbenden Jesus in den Armen der heiligen Maria hinter einem weißen Metallzaun. Diesen Anblick kennt Biersack gut, schon seit 40 Jahren kümmert er sich um die Kapelle gegenüber dem S-Bahnhof. Diesen Sommer hat er veranlasst, dass sie wieder neu hergerichtet wird. Den August über waren deshalb Handwerker da. Sie strichen die rosa Wände, die blaue Decke und die Außenwände und sie brachten die Tapete beim Altar neu an.

"Ich hoffe, dass das jetzt recht lange hält", sagt Biersack. Er ist zufrieden mit der Arbeit, die die Handwerker gemacht haben. Oft schaute er vorbei, wollte wissen, ob auch alles richtig gemacht wird. "Da muss man sich schon mal umschauen", sagt er. Biersack ist 88 Jahre alt. Schon beim Bau der Kapelle 1951 war er dabei. Damals hat er Hilfsarbeiten gemacht und Material und Werkzeug über die Felder zur Kapelle getragen. Bis zu seinem Tod pflegte Biersacks Vater die Kapelle. Dann gab er die Aufgabe an seinen Sohn weiter. "Es war einfach niemand anders da, der das gemacht hätte", sagt er. "Und so habe ich dann die Arbeit geerbt."

Bei schönem Wetter radelt Biersack immer zu der Kapelle. Er sperrt sie morgens auf und abends zu, er kehrt und putzt, stellt Kerzen auf. "Wenn es irgendetwas zu richten gab, habe ich das oft selber gemacht, Geld war ja früher immer knapp", sagt Biersack. Er ist gelernter Zimmermann, also handwerklich geschickt. Mittlerweile kann er solche Arbeiten nicht mehr selbst erledigen. Für die Renovierung musste er Handarbeiter beauftragen. Bezahlt hat das die Gemeinde Oberhaching. Biersack musste sie dazu nicht lange überreden. "Es gab da keine Schwierigkeiten", sagt er knapp.

Biersack ist kein Mann der vielen Worte. In die Kapelle kommt er nicht zum Beten, sondern weil er eine Aufgabe hat. Und er will, dass alles ordentlich ist. Als eine Scheibe eingeschlagen war, brachte er sie eigenhändig zum Glaser. Als Sprayer die Wände bemalten, veranlasste er, dass sie wieder sauber gemacht werden. "Ich weiß, meine Tage sind gezählt", sagt er und schweigt. Wer wird sich dann um die Kapelle kümmern? Wird er die Aufgabe auch an seine Kinder weitergeben wie damals sein Vater? "Ich glaube, da sind die Zeiten anders geworden. Die Jugend ist heute nicht mehr so sehr mit der Kapelle verbunden", sagt Biersack.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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