Oberhaching:Hänseleien sind nur der Anfang

Lesezeit: 2 min

Als eine von mehr als 400 Schulen bundesweit dürfen sich die Oberhachinger mit dem Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" schmücken. (Foto: Schunk)

Die Mittel- und Wirtschaftsschule erteilt Rassismus und Diskriminierung eine Absage

Von Laura Zwerger, Oberhaching

Die Hände schlagen auf die Trommeln, rhythmisch hallen tiefe Töne durch die Aula. Als das Publikum klatscht, bedankt sich jedes der elf Kinder in seiner Heimatsprache. Sie kommen aus Syrien, Hongkong oder Usbekistan, sind Schüler der Mittel- und Wirtschaftsschule Oberhaching und haben mit ihrem Auftritt das Spielefest zu Ehren der Preisverleihung "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" eröffnet.

Die Schule in Oberhaching ist damit eine von knapp 400 Schulen in Bayern, die an dem bundesweiten Projekt teilnimmt. Ziel des Projekts ist, dass Schüler das Klima an ihrer Schule aktiv mitgestalten und so Diskriminierung untereinander vermeiden. Der Titel ist aber keine Auszeichnung für bereits vollbrachte Leistung, sondern eine öffentliche Selbstverpflichtung der Schule, aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung vorzugehen.

Die Mittel- und Wirtschaftsschule Oberhaching hat daran ein besonderes Interesse, denn sie bietet seit drei Jahren zwei sogenannte Übergangsklasse für Flüchtlingskinder und Kinder mit Migration an - Akzeptanz und Integration ist deshalb besonders wichtig. Und der Wille dazu scheint bei den Schülern und Lehrern mehr als vorhanden zu sein: Um die Auszeichnung zu erhalten, müssen mindestens 70 Prozent der Schüler und Lehrkräfte unterschreiben, sich aktiv gegen Diskriminierung auszusprechen - an der Oberhachinger Schule haben sogar zehn Prozent mehr als benötigt unterzeichnet.

Der Regionalkoordinator des Projekts Schule ohne Rassismus, Michael Schneider-König, freute sich bei der Übergabe des großen Preisschildes über die vielen Unterschriften: "Ihr sagt damit: Wir wollen eine Schule sein, in die jeder ohne Angst gehen kann und in der wir einander respektieren." Rassismus und Diskriminierung sollte an Schulen an sich kein Thema sein, dennoch sehe die Realität oft anders aus.

Auch die Schüler erleben im Alltag immer wieder, dass Klassenkameraden gehänselt werden. "Manche Leute wissen einfach nicht, wie sie andere verletzen", sagt Michelle Plach aus der Arbeitsgruppe Schule ohne Rassismus. Die Gruppe haben Schüler im vergangenen Jahr gegründet, um Kinder, egal welcher Herkunft oder welchen Aussehens, in die Schulgemeinschaft zu integrieren. Zu diesem Zweck hat die Gruppe gemeinsame Ausflüge und ein Kennenlern-Fest organisiert. "Wir wollen den Kindern, die sich ausgegrenzt fühlen, auch auf persönlicher Ebene helfen", sagt Schülerin Franziska Schwarz. Besonders in den Übergangsklassen bildeten sich immer wieder einzelne Gruppen, da die Sprachbarriere den Kontakt untereinander erschwere.

Die Idee, aktiv für ein harmonisches Miteinander einzutreten, ist unabhängig von der Initiative entstanden, als alle Schüler gemeinsam ein großes Peace-Zeichen auf der Schulwiese formten. Die Begeisterung darüber war so groß, dass Rektorin Claudia Sanders den Schülern eine Bewerbung um den "Schule ohne Rassismus"-Titel vorschlug. Kurz darauf wurde die Arbeitsgruppe gegründet. "Die Gruppe ist ein Selbstläufer", erzählt Schulsozialpädagogin Isabelle Sirtl. "Alle sind mit Feuereifer dabei." In der Schule gegen Ausgrenzung vorzugehen, sei besonders wichtig.

Das Projekt begeistert aber nicht nur die Schüler, sondern auch aus der Gemeinde kommt viel Unterstützung: Nachdem man anfangs Spenden für Unternehmungen sammeln musste, melden sich mittlerweile Spender von sich aus. "Es ist toll, dass die Ortschaft so mitzieht", freut sich Rektorin Sanders. Da einige Schüler diesen Sommer ihren Abschluss machen, wird in den unteren Klassen Nachwuchs für die Arbeitsgruppe gesucht. Sanders ist aber sicher, dass die Schule ihrer Selbstverpflichtung einer "Schule ohne Rassismus" auch in Zukunft gerecht wird. "Die Kinder sind sehr engagiert und stehen vor allem auch selbst dahinter."

© SZ vom 04.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: