Oberhaching:Grüne Route mit Asphalt

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Fortbewegung auf zwei Rädern: die Bürgermeister Ullrich Sander, Stefan Schelle, Barbara Bogner und Wolfgang Panzer (von links). (Foto: Claus Schunk)

Die Bürgermeister der vier Gemeinden im Hachinger Tal möchten Forstwege nach München befestigen lassen, damit Radler sie bei jedem Wetter benutzen können

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Mit dem Rad zur Arbeit fahren inzwischen immer mehr Menschen. Auch längere Wege sind mit der zunehmenden Beliebtheit von Elektrofahrrädern längst keine Ausnahmen mehr. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man meidet den allmorgendlichen Stau und die überfüllte S-Bahn, ist schneller, an der frischen Luft und kommt auf dem Pedelec noch nicht einmal verschwitzt an seinem Schreibtisch an. Nur entspricht das Radwegenetz vielerorts noch nicht den Bedürfnissen der flotten Radler.

Erste Planungen von Radschnellwegen aus dem Münchner Umland in die Stadt laufen bereits, bis solche Radkorridore, wie sie der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsverband kürzlich vorgeschlagen und der Kreistag befürwortet hat, allerdings verwirklicht werden können, wird es noch eine Weile dauern. "Sowohl die Untersuchung als auch eine mögliche Realisierung erfordern einen langen Atem", haben die vier Gemeinden im Hachinger Tal festgestellt. Und so lange wollen sie nicht darauf warten, ihren Bürgern eine flotte, allwettertaugliche und sichere Radverbindung anzubieten, auf der sie Non-Stopp nach München gelangen. Ihre Idee daher: Nutzen wir doch einfach die vorhandenen Forstwege und richten sie so her, dass sie für den eiligen Alltagsradler attraktiv werden.

Nun haben die vier Bürgermeister weder das Rad, noch die Nutzung dieser Wege neu erfinden müssen. "Bereits jetzt radeln zumindest bei gutem Wetter ein Menge Leute von Oberhaching aus, an Kugler-Alm und Nussbaum-Ranch vorbei durch den Perlacher Forst nach München", hat Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) festgestellt und daher die Kollegen aus den Nachbargemeinden von einer interkommunale Initiative überzeugt. Mit der Gemeinde Sauerlach war Oberhaching schon länger über die Asphaltierung der Strecke entlang der Bahnlinie im Gespräch. Diese Route, die dann weiter zu Bavariafilmgelände und zur Großhesseloher Brücke führt, wurde auch im vergangenen Jahr für die Studie des Planungsverbands als Korridor vorgestellt. "Dieser Weg wird seit Jahrzehnten von den Leuten genutzt, es ist daher sinnvoll den Radschnellweg hier entlang zu führen", sagte Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner (Freie Wähler). Spurrillen und tiefer Splitbelag wären damit kein Thema mehr, große Schlammpfützen und verschmutzte Kleidung würden die Radfahrer auch nicht mehr ausbremsen. Den Sauerlachern wäre damit der Weg bereitet, auf den 40-minütigen S-Bahntakt zu pfeifen und stattdessen das Rad zu nehmen. Aus Taufkirchen und Unterhaching müssten die Zubringerwege zu dieser Süd-Nord-Verbindung im Forst ebenfalls noch einen wetterfesten Belag bekommen.

Der Planungsverband hingegen hatte sich auf einen Korridor durch das Siedlungsgebiet im Hachinger Tal festgelegt. Diese Route sehen die Bürgermeister allerdings sehr skeptisch. "Vier Meter breit finde ich hier sehr sportlich", sagte der Unterhachinger Rathauschef Wolfgang Panzer (SPD). Wollte man einen echten Radschnellweg durch seine Gemeinde führen, "müsste man Häuser abreißen", meinte er. Ohne viele Querungen sei das fast nicht möglich. "Unser jetziger Vorschlag ist hingegen eine machbare Alternative und ein praktikabler Weg", findet sein Amtskollege aus Taufkirchen, Ullrich Sander (parteifrei). Ein Radschnellweg, wie ihn etwa der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) definiert, und auf dem dann ausschließlich Radfahrer unterwegs sein dürfen, soll die ertüchtigte alte Route durch den Forst nicht werden. Der ADFC würde diese Strecke wohl als "grüne Route" definieren.

Läuft alles nach Plan, könnte die allwettertaugliche Verbindung durch den südlichen Landkreis bereits im kommenden Jahr fertiggestellt sein. Zunächst geht es allerdings darum, die Zustimmung von Grundeigentümern, Staatsforst und Deutscher Bahn für die Asphaltierung zu bekommen. Bürgermeister Schelle ist nach ersten Gesprächen mit der bayerischen Forstverwaltung zuversichtlich, dass zügig mit der Umsetzung begonnen werden kann. Auch die Finanzierung des Projekts gilt es noch zu klären. Schelle hofft mit diesem Pilotprojekt auf Fördermittel aus dem bayerischen Innenministerium, wo man sich um "Nahmobilität im Radverkehr" kümmert, beim Unterhalt setzen die Bürgermeister auf den Landkreist.

© SZ vom 20.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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