Oberhaching:Fußballer verzichten vorerst auf Kunstrasen

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Die Gemeinde Oberhaching verlegt wegen der Corona-Krise Investitionen ins nächste Jahr. Dazu zählt auf Initiative des FC Deisenhofen auch der geplante zweite Allwetterplatz für den Bayernligisiten

Von Stefan Galler, Oberhaching

Die Gemeinde Oberhaching stellt sich auf Steuerausfälle wegen der Corona-Krise ein. Im Haushaltsplan für 2020 wurden Ausgaben in Höhe von rund vier Millionen Euro vorerst zurückgestellt, darunter 350 000 Euro für ein neues Bauhoffahrzeug und 1,5 Millionen Euro für die Umbauten der Ortsdurchfahrt Oberbiberg, die der Freistaat Bayern wohl kaum noch in diesem Kalenderjahr angehen wird, wodurch die Gemeinde ihren Anteil aufs nächste Jahr schieben kann. Und auch der zweite Kunstrasenplatz, der mit 820 000 Euro im Haushalt steht und den der Fußball-Bayernligist FC Deisenhofen so dringend benötigt, wird nicht in diesem Jahr, sondern erst 2021 gebaut. Das alles hat der Gemeinderat einstimmig beschlossen.

Vorangegangen war die Initiative des Vereins, genau diesen Schritt anzubieten: "Wir sehen natürlich auch, dass es derzeit wichtigere Dinge gibt als Fußball. Deshalb sind wir das Thema proaktiv angegangen", sagt Franz Perneker, Sportlicher Leiter der Deisenhofener Fußballer. Abgesehen davon wäre es wegen der aktuellen Situation auch schwierig geworden, die nötige außerordentliche Mitgliederversammlung anzuberaumen, um den vereinseigenen Beitrag zum neuen Fußballfeld in Höhe von 100 000 Euro abzusegnen.

Weil es im Vorfeld der Sitzung schon eine entsprechende Absprache zwischen Vereinsvertretern und Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) gegeben hatte, konnte SPD-Gemeinderätin Margit Markl ihren Antrag, den Bau des Kunstrasens vorerst auszusetzen, zurückziehen. "Wir wollten keinen komplett neuen Haushalt aufstellen, deshalb haben wir uns darauf verständigt, alle Ausgaben, die nicht dringlich sind und zu denen wir nicht vertraglich verpflichtet sind, ins nächste Jahr zu verschieben", sagt Schelle. Man fahre jetzt bis Sommer "auf Sicht", so der Bürgermeister. Dann könne man womöglich schon konkreter beziffern, wie sich die Corona-Krise vor allem auf die Gewerbesteuer auswirke. "Vielleicht kommen wir ja in Oberhaching mit einer kleinen Delle davon und womöglich können wir das Geld für den Kunstrasen dann im Oktober schon freigeben."

Bei den Fußballern nimmt man die Entwicklung recht gelassen hin: "Nun müssen wir halt noch einen Winter mit fehlenden Platzkapazitäten überstehen. Aber es wäre ein schlechtes Zeichen an die Oberhachinger Bevölkerung gewesen, wenn wir auf unseren Kunstrasen gepocht hätten", sagt FCD-Funktionär Perneker. Klubchef Martin Schmid, hatte sich via Facebook an die Mitglieder gewandt: "Wir als FC Deisenhofen sind uns unserer sozialen und gesellschaftlichen Verpflichtung jeden Tag bewusst", schreibt Schmid. Auch deshalb stünden auf der Agenda des Vereins momentan "weniger die sportlich orientierten Themen, sondern vielmehr das Organisieren von Hilfestellungen für gefährdete Personengruppen und deren Angehörige". Bereits zu Beginn der Epidemie hatte der Verein seine Bereitschaft erklärt, gemeinsam mit der Nachbarschaftshilfe Oberhaching Senioren und Kranken mit Einkäufen und Botengängen unter die Arme zu greifen.

Der FC Deisenhofen sehe optimistisch in die Zukunft, versichert Perneker: "Für uns ist die Situation nicht lustig, aber auch nicht existenzbedrohend." Problematisch werde es nur, wenn sich viele Sponsoren zurückziehen würden. "Allerdings haben wir im Vergleich zu anderen Klubs keinen sehr teuren Bayernligakader", so Perneker. Und der Ausfall an Zuschauereinnahmen durch den gegenwärtigen Stillstand halte sich wie bei anderen Landkreisvereinen auch beim FCD wegen überschaubarer Besucherzahlen in Grenzen.

© SZ vom 16.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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