Oberhaching:Der Parkdruck wächst

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Kein Platz mehr: Auch im Umland wie in der Oberhachinger Ganghoferstraße wird Parkraum immer knapper. (Foto: Claus Schunk)

Gemeinde kämpft gegen zugestellte Straßen. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Zugeparkte Straße waren vor einigen Jahren hauptsächlich ein Problem von Großstädten. Inzwischen ächzen auch viele Gemeinden im Umland ob der vielen abgestellten Fahrzeuge in den Wohngebieten, die oft ein Durchkommen schwierig, an manchen Kreuzungen für größere Fahrzeuge wie Feuerwehr oder Müllabfuhr gar unmöglich machen. Auch Oberhaching kämpft mit diesem Phänomen. Vor allem in den Wohngebieten nahe der Bahnhofstraße suchen Verwaltung und Gemeinderat dringend nach einer Lösung. Gefunden haben sie noch keine. "Den Stein der Weisen haben wir nicht", gab Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses zu.

Grund für die zugeparkten Straßen und das verkehrswidrige Parken und Halten in Einmündungsbereichen, vor den Grundstückszufahrten und auf den Gehwegen ist nicht nur die Nachverdichtung im Münchner Speckgürtel und die Zunahmen des KfZ-Bestands. Auch nutzen immer mehr Anwohner ihre Garagen nicht mehr als Stellplatz für ihr Auto, sondern als zusätzlichen Abstellraum für allerlei Dinge wie Spielsachen und Gartengeräte. Zudem werden häufig Wohnwägen, Wohnmobile und Anhänger längere Zeit in Wohngebieten abgestellt, häufig auch von Leuten, die da gar nicht wohnen.

Daher hat sich die Verwaltung Anfang Juli einfach nicht mehr anders zu helfen gewusst, als die Parkscheibenzone für den Deisenhofener Bahnhof auf die angrenzenden Straßen auszuweiten. So erhielten die Anwohner der Jäger-, Gerstäcker-, Hubertus- und Ludwig-Thoma Straße ein Schreiben aus dem Rathaus, in dem angekündigt wurde, dass man "in den nächsten Tagen" hier nur noch zwei Stunden lang mit Parkscheibe stehen darf. Die Empörung war groß.

Bürgermeister Schelle hat die Anordnung mittlerweile wieder rückgängig gemacht und die Beschilderung gestoppt. "Wir hatten den Brief etwas voreilig geschrieben", räumte Bauamtsleiter Gerhard Jäger in der Sitzung ein. "Das Problem aber", so Schelle, "ist unstrittig." Doch wie kann die Gemeinde es lösen? Viele Schilder aufstellen und Parkausweise ausgeben macht alles nur noch komplizierter und ist nicht zu kontrollieren, ist man sich im Rathaus sicher. Eine Zonenregelung mit Parkerlaubnis von acht oder 24 Stunden würde das Problem des Zuparkens auch nicht lösen. Auch dann kommen die Rettungsfahrzeuge nicht durch. "Und ein Parkautomat wäre völliger Wahnsinn", findet Bürgermeister Schelle. SPD-Gemeinderat Erwin Knapek ist der Ansicht, die Tiefgaragenplätze müssten besser genutzt werden. Die unterirdischen Stellplätze blieben häufig leer, weil Mitarbeiter von dort ansässigen Firmen diese nicht nutzten, da sie den Stellplatz sonst als geldwerten Vorteil versteuern müssten. Diese Regelung gehöre abgeschafft, "das ist Unsinn", sagte Knapek.

Nun wird in Oberhaching schon einiges praktiziert, damit knapper Parkraum nicht blockiert wird. Seit 1999 gibt es Parkscheibenpflicht am Kirchplatz, seit 2004 im Ortszentrum Deisenhofen und seit 2009 nahe dem Further Bad. Jetzt muss sich die Gemeinde auch Gedanken machen, wie sie mit dem Wohngebieten neben der Bahnhofsstraße umgeht. Schließlich muss dort trotz gestiegenem Parkdruck der Verkehr weiter fließen und die Verkehrssicherheit für Radfahrer und Fußgänger gewährleistet sein. Derzeit prüft die Verwaltung in Abstimmung mit der Polizeiinspektion Unterhaching die rechtlichen und technischen Anforderungen für die Einrichtung von Halteverbotszonen.

Am Deisenhofener Bahnhof selbst hat die Gemeinde inzwischen eine neue Regelung beim Parken gefunden. Für zehn Plätze gilt jetzt ein Limit von fünf Stunden. Laut Schelle soll damit den Bürgern, die etwas später als die Berufspendler zu einem Arztbesuch oder für Termine und Besorgungen in die Stadt müssen, die Möglichkeit gegeben werden, noch eine Parkmöglichkeit finden.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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