Oberhaching:Auf den letzten Metern

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Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle treibt seit Jahren den Bau eines Radwegs nach Oberbiberg voran. (Foto: Angelika Bardehle)

Mit einem Enteignungsverfahren will Oberhaching endlich einen durchgehenden Radweg nach Oberbiberg schaffen

Von Iris Hilberth, Oberhaching

Der Radwegebau ist mitunter ein sehr mühsames und langwieriges Geschäft. Denn selbst wenn die Finanzierung und einer Baugenehmigung seitens der Behörden nichts mehr im Weg stehen würde, bleibt häufig die Unwägbarkeit des Grundstückserwerbs. Ein Paradebeispiel dafür ist der Radweg zwischen Oberhaching und Oberbiberg. Seit mittlerweile Jahrzehnten bemüht sich die Gemeinde hier um einen durchgängigen Radweg und kommt immer nur ein Stückchen voran. Noch immer fehlt ein letztes kleines Teilstück kurz vor dem Ortseingang Oberbiberg, inzwischen läuft ein Enteignungsverfahren.

Aber auch das kann sich hinziehen. Eine mündliche Verhandlung hat bereits stattgefunden, beide Eigentümerinnen des von der Gemeinde benötigten Streifens seien anwesend gewesen, beide hätten noch einmal deutlich gemacht, dass sie keineswegs einem Erwerb durch die Gemeinde zustimmen würden. Jetzt muss Oberhaching abwarten, wie die Enteignungsbehörde dazu stehe. Sie hat über die "Rechtmäßigkeit der Besitzeinweisung" zu entscheiden. Allerdings geht man im Rathaus davon aus, dass die Eigentümerinnen sofort gegen eine Enteignung vorgehen würden. Und so steckt die Gemeinde Oberhaching in einer Zwickmühle. Dem Ziel eines vollständigen Radwegs so nahe, kann sie eigentlich nicht uneingeschränkt raten, diesen auch zu nutzen. Denn wegen des fehlenden Teilstücks von vielleicht 30 Metern müssen die Radler, kurz bevor nördlich von Oberbiberg der Wald beginnt, auf die Straße wechseln. Für die Radfahrer aus Richtung Oberbiberg heißt das genaugenommen, sie müssen zweimal die Straße überqueren. So kommt es an der Stelle zu den verschiedensten Ausweichsituation, die nicht immer ungefährlich sind. Manche schieben ihr Rad entgegen der Fahrtrichtung, andere fahren auch einfach auf der falschen Seite. Die Nutzung des Radwegs kann Oberhaching daher nicht verpflichtend anordnen, sondern muss es den Radfahrern freistellen, auch ganz auf der Straße zu fahren.

Dass Radfahren gerade auf dieser Staatsstraße nicht immer die beste Wahl der Fortbewegung ist, ist aber genau der Grund, weswegen bereits 1983 der damalige Oberhachinger Gemeinderat sich um einen Radweg entlang der kurvigen und unübersichtlichen Verbindung zwischen seinen Ortsteilen bemühte. Weil aber das Straßenbauamt aufgrund der geringen Verkehrsdichte keine Notwendigkeit dazu sah, ging die Gemeinde schließlich die Sache selbst an: Der erste Teil wurde 1993 gebaut, die Verlängerung bis zur Abzweigung nach Kreuzpullach folgte im Jahr 2000. Dann stockte das Vorhaben erneut 13 Jahre lang. Erst vor drei Jahren gelang es der Gemeinde, ein weiteres Stück Grund vom Ortsausgang Oberbiberg bis kurz vor den Waldrand zu erwerben.

Inzwischen ist dieser neue Teil des Weges fertig und freigegeben. Es fehlt eben nur noch jener schmale Steifen der sich hartnäckig gegen einen Verkauf stemmenden Besitzerinnen des bebauten Grundstücks am Waldrand. Die hatten laut Bauamt gefordert, die Gemeinde solle doch eine andere Trassenführung wählen, etwa um das Grundstück herum. Doch daran denkt die Gemeinde gar nicht erst. Im Rathaus ist man überzeugt, dass der Radweg unbedingt entlang der Staatsstraße verlaufen muss. Man will die Radler nicht durch den Wald schicken, auch weil auf diesem Weg viele Kinder und Jugendliche unterwegs sind, für die eine soziale Kontrolle durch die Straße neben dem Radweg eine wichtige Rolle spiele.

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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