Oberhaching:Anwohner protestieren gegen Flüchtlingsunterkunft

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Eine Bürgerinitiative in Oberhaching will eine auf dem Gelände der Caritas geplante Einrichtung verhindern

Von Konstantin Kaip, Oberhaching

Der Caritasverband will auf seinem Grundstück auf der Wiese am Dölling in Oberhaching eine Flüchtlingsunterkunft errichten. Damit komme der Verband einer Bitte des Landratsamtes München nach, dort eine solche Einrichtung zu realisieren, heißt es in einem Schreiben, das die Caritas an die Anwohner verteilt hat. Über die Unterkunft, die das Landratsamt laut Caritas in den kommenden Monaten errichten will, wollen Vertreter des Caritasverbands die Bürger am kommenden Mittwoch, 10. Juni, bei einem Informationsabend im Altenheim St. Rita unterrichten. Schon vorher hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die 72 Unterschriften gegen die geplante Unterkunft gesammelt hat. In der "überwiegend von Einfamilienhäusern geprägten Struktur" komme "nur eine dezentrale Unterbringung an mehreren kleinen Standorten" in Frage, teilt der Sprecher der Initiative, Carsten Schiller, in einem Schreiben mit.

Er und seine Mitstreiter werfen Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle (CSU) vor, dass er "auf politischer Ebene gemeinsam mit der Caritas hinter dem Rücken der Bürger und Fachbehörden Pläne schmiedet und Entscheidungen trifft". Die zuständigen Fachstellen im Landratsamt und bei der Regierung von Oberbayern "wissen auf Arbeitsebene nichts von diesen Plänen", heißt es in dem Protestschreiben der Initiative Wohngebiet Am Dölling. Pläne und Diskussionen für Standort-Beschlüsse müssten "offen und transparent kommuniziert werden", um "gemeinsam mit den Bürgern ein Gesamtkonzept für den Beitrag der gemeinde zur Lösung der europäischen Flüchtlingssituation auszuarbeiten", fordern die Unterzeichner.

Stefan Schelle, der derzeit in Urlaub ist und per E-Mail von der Initiative erfahren hat, weist die Kritik zurück. Zum einen sei das Thema im Gemeinderat öffentlich diskutiert worden, sagt er. Zum anderen sei das Gremium bei der Entscheidung, ob dort eine Flüchtlingsunterkunft entstehe, "komplett außen vor". Schließlich gehöre das Areal nicht der Gemeinde, und außerdem bestehe auf dem Grundstück Baurecht. Auch sei der Gemeinderat nicht in das Genehmigungsverfahren für die vorübergehende Unterkunft eingebunden. Außerdem sei ein derartiger Bau dort weniger problematisch als von der Initiative dargestellt, sagt Schelle: Schließlich gebe es dort nicht nur Einfamilienhäuser, sondern auch "einen ziemlich großen sozialen Bau", nämlich das Altenheim St. Rita, neben dem die Unterkunft entstehe.

Im Übrigen sei die Gemeinde dankbar, dass sich Erzdiözese und Caritas "ihrer sozialen Verantwortung stellen", sagt Schelle. Zwar habe er Verständnis für die Ängste der Nachbarn. Diese müsse man aber in Relation zur Notlage der Flüchtlinge sehen. "Natürlich wäre es besser, wenn es etwa in Syrien keinen Bürgerkrieg gäbe", sagt Schelle. "Aber die Menschen sind jetzt hier, und deshalb haben wir als Gemeinde die Verpflichtung, sie unterzubringen." An zwei Standorten lebten bereits Flüchtlinge in Oberhaching, mit den Nachbarn funktioniere es dort "völlig reibungslos", berichtet Schelle. "Ich glaube auch, dass die Bürger am Dölling das ertragen, im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung."

Laut Schelle sollen in der Einrichtung später etwa 50 Flüchtlinge unterkommen. Weil Oberhaching jedoch zirka 170 Asylbewerber unterbringen müsse, suche die Gemeinde darüberhinaus auch weiterhin nach Unterbringungsmöglichkeiten. "Das ist eine riesige Herausforderung, aber wir werden das bewältigen." Die Zahl könne eine 12 000-Einwohner-Gemeinde verkraften.

© SZ vom 03.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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