Neue Formen der Pflege:Morgens ins Heim, abends nach Hause

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Die Gemeinde Unterhaching reagiert auf die steigende Nachfrage und baut das Angebot an Tagespflegeplätzen aus

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Wohin mit Opa, wenn man arbeiten muss? Ungern lässt man pflegebedürftige Angehörige allein zu Hause. Manchmal geht das auch gar nicht mehr. Und doch will man ihnen ermöglichen, weiterhin in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben und nicht in ein Heim zu ziehen. Die Tagespflege gewinnt daher mehr und mehr Bedeutung. Auch die Gemeinde Unterhaching hat den steigenden Bedarf erkannt und sich mit dem KWA-Stift am Parksee auf die Ausweitung dieser Pflegemöglichkeit verständigt. Statt bislang drei Tagespflegeplätze gibt es dort seit Anfang dieses Jahres zehn. Durch die individuellen Buchungszeiten von ganztags über halbtags bis hin zu bestimmten Wochentagen können so aktuell bis zu 30 Personen in die Tagespflege aufgenommen werden. "Noch sind Plätze frei", sagte KWA-Stiftsdirektorin Alexandra Kurka-Wöbking, die das Konzept in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend vorstellte. Bei diesen zehn Plätzen soll es nicht bleiben. Die Gemeinde will die Tagespflege auch auf andere Einrichtungen ausweiten.

Das Angebot richtet sich an Hilfe- und Pflegebedürftige aus der Gemeinde, von Pflegestufe eins bis vier, bei Stufe fünf müsse man sehen, ob der Transport möglich sei, so Kurka-Wöbking. Auch "demenziell veränderte Menschen" würden hier betreut, betonte sie. Und was besonders wichtig sei: "Die ambulanten Pflegeleistungen können weiter in Anspruch genommen werden." Ziel sei es, die Lebensqualität der Menschen zu sichern, die Selbständigkeit zu erhalten und zu fördern und zugleich die pflegenden Angehörigen zu entlasten.

Trotz der großzügigen Öffnungszeiten von 6.30 bis 21 Uhr mit flexibler Buchung verspricht das KWA-Team, einen geregelten Tagesablauf zu bieten. "Dabei sind die Mahlzeiten sehr wichtig, um den Tag zu strukturieren", sagt Kurka-Wöbking und verweist auf täglich drei Mittagsmenüs zur Auswahl mit Schon- und Diätkost. Der Tagespflege stehen ein Gruppenraum für Spiele und kreatives Gestalten sowie eine Küche für die Koch- und Backgruppe zur Verfügung. Auch gibt es zwei Ruheräume mit Ruhesesseln oder Bett, zwei behindertengerechte Toiletten und die Möglichkeit der Badnutzung im Wohnbereich Pflege. Auch ein Bierstüberl und ein kleiner Wintergarten stehen den Tagesgästen offen. Genutzt werden kann auch der Garten mit behindertengerechten Gehwegen, Ruhebänken, Hochbeeten, Bocciabahn und Café. Angeboten werde zudem Grund- und Behandlungspflege sowie auf Anfrage auch Physiotherapie, Fitesstraining, Friseur und Fußpflege.

CSU-Fraktionssprecher Richard Raiser begrüßte die Ausweitung des Angebots in Unterhaching "sehr". Er nannte sie einen "Meilenstein". Der Bedarf sei sicher da und ausbaufähig. Raiser gab sich zuversichtlich, dass auch andere Einrichtungen in der Gemeinde in diese Richtung gehen. "Wir sind da auf einem guten Weg", findet er. Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) bestätigte: "Wir stehen am Fuß dieses Berges." Wichtig sei vor allem, dass die Tagespflege "keine Insellösung" sei, sondern in die Einrichtung KWA eingebunden werde. Auch er betonte: "Es gibt noch mehr Einrichtungen in Unterhaching, auch dort werden wir uns einklinken."

© SZ vom 26.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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