Neubiberg:Sieben Traglufthallen geplant

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Bereits im Juli sollen 250 Flüchtlinge in einem solchen Notbau im Landschaftspark Neubiberg untergebracht werden

Von Daniela Bode, Neubiberg

Weil der Landkreis München 90 Asylbewerber in der Woche aufnehmen muss, hat das Landratsamt einen Notfallplan aufgestellt. Mittelfristig sollen sieben Traglufthallen mit Platz für je 250 bis 300 Personen als vorläufige Unterkunft dienen. Eine davon soll am östlichen Rand der Landebahn im Landschaftspark in Neubiberg errichtet werden, wie Bürgermeister Günter Heyland von der Freie-Wähler-Gruppierung in Neubiberg im Gemeinderat berichtete. Er bezog sich auf ein Schreiben von Landrat Christoph Göbel (CSU), in dem dieser die Bürgermeister über die neuen Zahlen und die Strategie zur Bewältigung informiert. Der Gemeinderat bevollmächtigte Heyland einstimmig, eine entsprechende Vereinbarung abzuschließen.

Wie sieht so eine Halle aus? Ist es zumutbar, darin zu wohnen? Diese Fragen drängen sich auf. Die Halle in Neubiberg wird 72 mal 36 Meter groß sein. Gebaut wird sie von der Firma Paranet, die bereits in Berlin eine solche für Flüchtlinge errichtet hat. "Ich denke, dass sie da gut untergebracht sind", sagte Gemeinderat Michael Jäger (CSU). Er hat sich die Halle in Berlin bereits angesehen. "Die Raumtemperatur beträgt 21 Grad, es sind immer drei Zweibett-Einheiten, die nach oben offen sind", sagte Jäger. Die 250 Asylbewerber werden in abgetrennten Schlafbereichen untergebracht und über einen Caterer mit Essen versorgt. Sozialpädagogen vom Landratsamt kümmern sich um sie. Ein Hausmeister betreut das Objekt rund um die Uhr.

Die Gemeinderäte reagierten teils betroffen, teils mit Kritik am Bürgermeister, aber alle waren sich einig, dass sie die Aufgabe gemeinsam bewältigen müssen. Thomas Pardeller (CSU) warf Heyland vor, dass es auch deshalb zu dieser Situation gekommen sei ,"weil von Ihnen, Herr Bürgermeister, und der Gemeindeführung nichts getan wurde". So seien Anträge ignoriert worden. Damit spielte er auf Vorstöße von CSU, Grünen/ÖDP und dem Vertreter der Studentenvereinigung an, die dafür plädiert hatten, dass die Asylbewerber in Wohnungen und kleinen Sammelunterkünften untergebracht werden. Mit seinen Äußerungen löste Pardeller Unmut aus: "Solche Angriffe sind schmählich", sagte Elisabeth Stettmeier von den Freien Wählern. Sie betonte, dass die Unterbringung der Asylbewerber "gemeinsame Aufgabe" sei. Auch Gregor Röslmaier (SPD) mahnte, damit aufzuhören, sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben.

Heyland appellierte an die Gemeinderäte, in ihren Parteien und in Vereinen für eine tatkräftige Unterstützung zu werben. Die Gemeinde müsse sich darauf einrichten, Ende Juli 250 neue sowie die 24 bereits dort lebenden Flüchtlinge "bestmöglich gesellschaftlich zu begleiten". Im Helferkreis engagieren sich derzeit 40 Personen, künftig dürften rund 100 gebraucht werden, rechnete der Rathauschef vor. "Es steht in unser aller Verantwortung, diese Mammutaufgabe bestmöglich zu bewältigen." Voraussichtlich wird mit der Errichtung der Halle am 22. Juni begonnen, Mitte Juli könnte sie bezogen werden. Auch in Taufkirchen wird im Juli eine Traglufthalle eröffnet. Die Hallen sollen als Drehscheibe fungieren und Interimslösung sein. Ungeachtet der Notunterbringung muss sich Neubiberg darauf einstellen, dauerhaft mehr als 200 Flüchtlinge unterzubringen. Für den Bau von Gemeinschaftsunterkünften sind drei Grundstücke vorgesehen. Bei dem Areal an der Äußeren Hauptstraße liegen die Ergebnisse der Schadstoffprüfungen noch nicht vor. Am 1. Juli organisiert die Gemeinde eine Infoveranstaltung zum Thema Asyl, zu der auch der Landrat und Norbert Büker, Koordinator des Helferkreises, kommen (19.30 Uhr, Aula Grundschule Neubiberg).

Das Landratsamt prüft derzeit sieben bis zehn Standorte im Landkreis, ob sie sich für die Errichtung von Traglufthallen eignen. Das sagte Landrat Christoph Göbel am Montag in Gräfelfing. Konkret würden etwa Standorte in Feldkirchen, Grünwald und Ismaning gesucht, sagt Christine Spiegel, die Sprecherin des Landratsamts. Außer der mittelfristigen Lösung mit Traglufthallen verfolgt der Landkreis weiter die Strategie des Baus von Gemeinschaftsunterkünften. Kurzfristig beschlagnahmt er Turnhallen, wie etwa in Pullach. Bis Herbst muss der Landkreis nach Aussagen von Landrat Göbel 2000 weitere Plätze für Flüchtlinge schaffen.

© SZ vom 17.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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