Neubiberg:Party mit den Freunden

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Tilman Baumgartner ist Autist, aber sehr kommunikativ

Von Daniela Bode, Neubiberg

Tilman Baumgartner aus Neubiberg sitzt am Tisch und dreht an dem Rotor eines kleinen Plastikhubschraubers herum. Immer die gleiche Bewegung. Recht unvermittelt steht er auf, öffnet den Backofen und sieht nach, ob man dort auch einen Spieß anbringen kann. "Seine Aufmerksamkeit hält nicht sehr lange, er führt stereotype Bewegungen aus", beschreibt seine Mutter Barbara die Anzeichen seiner Behinderung. Ein Syndrom mit autistischen Zügen. Sicher nicht immer einfach im Alltag. Dennoch steht der 36-Jährige mitten im Leben.

Tilman Baumgartner liebt Volksmusik. Dank des Neubiberger Arbeitskreises Eltern behinderter Kinder hat er viele Freunde. (Foto: Claus Schunk)

Schon lange sind seine Eltern Mitglieder im Arbeitskreis Eltern behinderter Kinder in Neubiberg, der sich Anfang der Achtziger Jahre gründete. Für viele Familien wie die von Tilman Baumgartner war das ein Segen. "Damals gab es nur Angebote für Kinder mit Down-Syndrom. Hierher konnten alle kommen", sagt seine Mutter Barbara. Tilman Baumgartner hat schon an vielen Aktivitäten, die der Arbeitskreis für die Kinder oder für die ganzen Familien organisiert hat, teilgenommen. Beispielsweise besuchte er Schwimmgruppen in Haar. Er genoss auch immer die Ausflüge mit den Bussen. Für die Familien und ihre Kinder ist die Gemeinschaft, die sie bei den Aktivitäten erleben, eine große Bereicherung.

Baumgartner ist in vielen Bereichen ziemlich selbständig. Seit einer Weile wohnt er in einem eigenen Zimmer in einem Wohnheim der Lebenshilfe in Obergiesing. Dort übernimmt er auch eigene Dienste wie den Müll rauszubringen. "Er hatte sich so gewünscht, in diesem Wohnheim zu wohnen", erzählt seine Mutter. Jeden Tag unter der Woche holt ihn ein Fahrdienst ab, um ihn zur Arbeit in der Behindertenwerkstatt in Putzbrunn zu bringen. Seine Aufgabe ist es, Batterieteile an einem Rahmen aufzuhängen. Für die Dinge des täglichen Lebens wie etwa Einkaufen braucht er die Hilfe von Betreuern.

Tilmann Baumgartner wirkt ganz zufrieden mit seiner Situation. Wunschlos glücklich ist er allerdings nicht. Denn er würde am liebsten einmal seine Freunde, die er über den Arbeitskreis Eltern behinderter Kinder kennt, zu sich ins Wohnheim einladen, ihnen alles dort zeigen und eine Party feiern. "Das wäre toll, wenn es eine Disco gäbe", sagt er, juchzt und reibt sich vor Freude die Hände. Laut seiner Mutter liebt er besonders Volksmusik. Wenn irgendwo die Blaskapelle Harmonie Neubiberg spiele, freue er sich riesig. Auch Hiltrud Coqui, Leiterin des Arbeitskreises findet die Idee der Party toll. "Sie freuen sich einfach immer sehr, wenn sie sich gegenseitig ihre Wohnung zeigen können", sagt sie.

© SZ vom 27.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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