"Die Alten erinnern sich zurück, die Jungen blicken nach vorne oder erinnern sich an Personen", sagt die 17-jährige Sabeth Traublinger. Wenn ihre Großmutter erfahren würde, wie ihre Enkelin das Thema "Jung und Alt" nicht nur in der Rede, sondern auch malerisch aufgegriffen hat, wäre sie sicher stolz auf sie. Stellvertretend freuten sich die zehn Senioren der Malgruppe über Traublingers Beitrag. Als eine von 25 Schülern des Wahlfachs Kunst am Gymnasium Neubiberg stellt sie gemeinsam mit zehn Senioren im Jugendzentrum "Gleis 3" ihre Porträts aus. Noch bis Donnerstag, 21. Juli, werden die 35 Werke in der "Open Gallery", der neuen Einrichtung des Jugendzentrums, hängen.
Die Exponate sind unabhängig voneinander entstanden. In der Ausstellung hängen sie erstmals zusammen. Die Schüler arbeiteten zum Thema "Jung und Alt" auch mit Collagen und unterschiedlichen Materialien. Ihre Arbeiten unterscheiden sich somit teilweise von den Senioren-Werken, die technisch meist auf Acryl setzten. Die angewandten Mal- und Zeichentechniken reichen von der klassischen Bleistiftzeichnung bis hin zum abstrakten Porträt, ganz nach Picasso.
Grundsätzlich waren dem generationsübergreifenden Projekt keine Grenzen gesetzt. In den Bildern sind Begegnungen zwischen sehr alten Menschen und sehr jungen Menschen, sogar Babys zu sehen. Mit dem Thema "Jung und Alt" setzte sich jeder auch auf persönliche Weise auseinander. Wie auch mit dem klassischen Gedicht "Abendlied" von Gottfried Keller, das die 84-jährige Ursula Knollmann aus Neubiberg anregte. Sabeth Traublinger, die 17-jährige Gymnasiastin, hatte dagegen eine Schildkröte über zwei Gesichter gemacht: eines jung und das andere alt. Die Schildkröte, das Reptil, steht für die Schülerin für das Alter und die Würde. Während die Elfklässlerin an ihrem Porträt mehrere Tage saß, benötigte Irene Schmidt aus Waldperlach für ihr abstraktes Porträt "Der Kuss" hingegen nur wenige Stunden. Die 76 Jahre alte stellvertretende Leiterin der Senioren-Malgruppe hatte ihr Bild bereits 2010 gefertigt.
Sowohl für Schmidt als auch für Traublinger ist es das erste gemeinsame Projekt. Allerdings gibt es schon seit mehr als fünf Jahren am Gymnasium Neubiberg einen Arbeitskreis Jung und Alt, derzeit geleitet von Svenja Westermeier (37). Der Arbeitskreis gibt Schülern von der 8. Klasse an die Möglichkeit, sich sozial zu engagieren. In sogenannten P-Seminaren erarbeiten sich die Teilnehmer generationsübergreifende Projekte. Um den Platz für neue Projekte müssen sich die Neubiberger Schüler nun keine Sorgen machen. So haben es zumindest Jugendzentrumsleiter Christian Schüehle sowie Bürgermeister Günter Heyland (FW.N@U) bestätigt. Heyland war zur Eröffnung des Projekts mit anderen Gemeinderäten gekommen. Ansehen möchte er die Ausstellung demnächst in Ruhe ein weiteres Mal.