Neubiberg:Hilfsbereitschaft und Ängste

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Norbert Büker: "Wir können noch mehr Helfer brauchen." (Foto: Angelika Bardehle)

350 Bürger besuchen in Neubiberg die Info-Veranstaltung zur geplanten Traglufthalle für Asylbewerber. Sie äußern Kritik an der Konzentration von Unterkünften und sorgen sich um die Sicherheit. Viele wollen aber einfach nur helfen

Von Daniela Bode, Neubiberg

Das Interesse ist groß. 350 Bürger sind am Mittwoch zur Informationsveranstaltung in der Aula der Grundschule Neubiberg zur geplanten Traglufthalle am östlichen Rand der Landebahn im Landschaftspark gekommen. Dort sollen vorübergehend Asylbewerber untergebracht werden. Bürgermeister Günter Heyland (Neubibergs Freie Wähler) und Landrat Christoph Göbel (CSU) standen den Zuhörern Rede und Antwort. Teilweise wurde hitzig diskutiert. Einige Anwohner äußerten Ängste, viele Bürger waren aber gekommen, weil sie helfen wollen.

3800 Flüchtlinge muss der Landkreis einer Prognose zufolge von Ende Juni bis Ende 2015 aufnehmen. Die Zahlen veränderten sich aber ständig nach oben, sagte Göbel. 1800 Flüchtlinge seien schon untergebracht. Für weitere 1900 würden Gemeinschaftsunterkünfte geschaffen. Da aber der Landkreis wöchentlich 90 Flüchtlinge aufnehmen muss, werden Notunterkünfte genutzt wie Turnhallen. "Das reicht aber schon wieder nicht", sagte er. Daher sollen sieben Traglufthallen mit Platz für je 300 Personen aufgestellt werden. Standorte werden außer Neubiberg und Taufkirchen auch Grünwald, Oberhaching, Unterföhring und Unterhaching sein. Zudem soll in Unterschleißheim, Planegg oder Feldkirchen eine Halle entstehen. Göbel betonte, dass die Halle in Neubiberg für sechs Monate aufgestellt werde, mit der Möglichkeit, den Vertrag um sechs Monate zu verlängern, je nachdem, ob die geplante Gemeinschaftsunterkunft an der Äußeren Hauptstraße fertiggestellt sei. Die Ergebnisse der Altlastenuntersuchung stehen noch aus.

Einige Bürger kritisierten die Standortwahl. Ein Zuhörer wollte wissen, warum so viele Hallen im Süden des Landkreises entstünden. Göbel begründete das mit der Notwendigkeit schneller Lösungen. Ein Anwohner der Siedlung "Auf der Heid" wünschte sich eine Anordnung im gesamten Gemeindegebiet. "Ich bin selbst aus einer Flüchtlingsfamilie, ich bin sicher nicht fremdenfeindlich. Aber ich verstehe nicht, warum Sie das ballen, warum nicht verteilen?" Er bezog sich darauf, dass außer der Halle auf der Landebahn auch eine auf dem Gelände der Bundeswehruniversität - auf Unterhachinger Grund - sowie die Gemeinschaftsunterkunft geplant sind und damit mehrere Unterkünfte in einem Teil der Gemeinde. Er bekam viel Applaus.

Der Rathauschef erläuterte, dass die Gemeinde dem Landratsamt mehrere Grundstücke für eine Gemeinschaftsunterkunft angeboten habe und die Behörde drei davon prüfe. "Wenn das Landratsamt mehrere Grundstücke für passend hält, dann spricht nichts dagegen", sagte er. Einige Neubiberger befürchteten, dass die Halle länger stehen könnte. Göbel sicherte mehrmals die Dauer von zwölf Monaten zu.

Einige Bürger sorgten sich auch um die Sicherheit. "Die laufen ja da rum", sagte einer. "Da ist auch die Angst, dass die Asylanten übergriffig werden auf unsere Kinder", sagte ein anderer. Beide Beiträge riefen ein Raunen im Saal hervor. Armin Ganserer, Leiter der Polizeiinspektion in Ottobrunn berichtete, dass von den bisher 3500 Straftaten in diesem Jahr 50 in den Unterkünften verübt worden seien, meist handle es sich um so etwas wie Hausfriedensbruch, weil ein Flüchtling bei einem Freund in der anderen Einrichtung habe übernachten wollen. Göbel versicherte, dass die Polizei, das Landratsamt und der Sicherheitsdienst eng zusammenarbeiteten. Altlandrätin Johanna Rumschöttel berichtete, dass sich die Ängste von Anwohner bisher nie bewahrheitet hätten.

Viele Bürger waren aber vor allem gekommen, um zu erfahren, wie sie sich engagieren können. "Wir freuen uns, dass wir die Flüchtlinge aufnehmen. Wie können wir helfen?", fragte etwa eine Frau. Norbert Büker, Koordinator des Helferkreises Asyl, betonte, dass man noch Mitwirkende brauchen könne. Es trugen sich im Anschluss viele Personen in Listen ein, die Büker ausgelegt hatte. In dem Zusammenhang lobten Göbel und Heyland die Arbeit des Helferkreises. Am Ende der Veranstaltung warb der Rathauschef erneut für Zusammenhalt bei der Bewältigung der Herausforderung und sagte "Wir schaffen das."

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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