Neubiberg:Heiter bis tödlich

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Kabarett, Konzerte, Lesungen und ein Hinrichtungsvarieté: Das Kulturprogramm der Gemeinde Neubiberg wartet mit Vielfalt auf

Von Udo Watter, Neubiberg

Eine Wiesn ohne den Schichtl wäre wie eine Lederhose ohne Hosenlatz. Was Entscheidendes würde fehlen. Das traditionsreiche Illusionstheater - Markenzeichen "Weltberühmte Enthauptungen", wie es auf der Homepage heißt - kommt im Herbst nach dem Oktoberfest auch nach Neubiberg: Manfred Schauer, seit 1985 Chef und Entertainer des Wirtshauses "Auf geht's beim Schichtl" mit seinem Hinrichtungsvarieté, lädt am 4. November in der Aula der Grundschule zur "Matinee am Schafott" mit Bieranstich und Henkersmahlzeit. Der "Schichtl" und sein Kabinett - die "Schichtlin" an der Guillotine, Henker Ringo Prätorius und sein Knecht Andi, der Hamperer, - wollen dem Publikum ein skurriles Vergnügen bereiten.

Um echte Toten geht es dagegen in der ersten Veranstaltung, die zum Abo-Angebot der kommenden Neubiberger Spielzeit gehört: in "Mein Leben mit den Toten" schildert am 20. September Alfred Riepertinger, Oberpräparator der Pathologie am Klinikum München-Schwabing, seine ungewöhnlichsten Fälle und berührende Begegnungen mit Gestorbenen und ihren Angehörigen. Zu seinen prominentesten Fällen gehörten Rudolph Moshammer, Roy Black und Franz Josef Strauß, den er unter Polizeischutz einbalsamierte.

Die Saison 29018/19 hat freilich auch weniger "tödliche" Vorstellungen zu bieten. Für sommerliche Leichtigkeit und heitere musikalische Momente bürgen "Die Drei Damen" mit Gesang und charakteristisch bayerischem Charme. In ihrem Album "Träum weiter", das sie am 27. September in der Grundschulaula vorstellen, kombinieren Lisa Wahlandt, Andrea Hermenau und Christiane Öttl swingendes Savoir vivre, lässigen Jazz und Eigenkompositionen, die mal mit hochdeutschen, mal mit bairischen Texten vorgetragen werden. Eine Schweizerin wird das Neubiberger Publikum am 15. November mit scharfen Pointen versorgen. Lisa Catena gilt zwar als pünktlich, ist aber - anders als es das Klischee über ihr Geburtsland aussagt - nicht neutral, langsam oder zurückhaltend. Das mag daran liegen, dass die Bernerin Catena auch italienische Wurzeln hat. In Neubiberg wird sie ihr neues Programm "Der Panda Code" vorstellen. Als einzige Frau im deutschsprachigen Raum hat die 1979 geborene Kabarettistin ihre eigene politische Satiresendung auf SRF 1. "Humor verläuft entlang einer Geschmacks- und nicht einer Geschlechtergrenze", erklärt sie. Ihr männlicher Kollege Uwe Kleibrink alias Kurt Knabenschuh wird am 25. Januar in Neubiberg seinen Hund Otiz mit auf die Bühne bringen - eine Bulldogge - und sich fragen: "Wer ist hier der Boss?" Es geht darin natürlich nicht nur um Mensch und Hund, sondern auch um Autorität und Kommunikation. Man sagt Kleibrink nach, einen speziellem kabarettistischen Blick für die Banalitäten des Alltags zu haben. Der Münchner Michi Marchner, der im Februar kommt, nennt sich hingegen "Dichter, Denker, Vorverrenker".

Auch wegen der Sanierung des Hauses für Weiterbildung finden viele der Veranstaltungen in der Grundschule statt oder - wie im Fall der Klassikreihe - im Pfarrsaal St. Georg in Unterbiberg. Die Pianistin Anna Buchberger wird dort am 10. Oktober Werke von Scarlatti, Beethoven, Ginastera und Brahms spielen. Am 10. November hat sich das Mozart-Ensemble der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn angekündigt mit einem ungewöhnlichen Konzertprogramm: Das Holzbläserensemble wird sogenannte arrangierte Harmoniemusik nach Mozarts "Die Hochzeit des Figaro" spielen sowie seine Gran Partita. Hoch virtuos sind auch die Konzerte des Geschwisterpaars Ani und Nia Sulkhanishvili, die ihr vierhändiges Klavierspiel am 19. Januar präsentieren sowie das Violine-Klavier-Duo Anna Sophie Dauenhauer und Lukas Maria Kuen, das am 16. Februar in Unterbiberg gastiert. Ein musikalisch-intellektuelles Highlight etwas anderer Art präsentieren am 7. November Julia von Miller, Anatol Regnier und Frederic Hollay mit ihrer Schlagerrevue "Let it be: Kitsch und Tragik der 70er" in der Grundschule. Das Trio hat schon mit seinem vorherigen Programm "Ich tanze mit dir in den Himmel hinein: Deutsche Schlager von 1929 bis 1969" eine großartige musikalisch-literarische Zeitreise geschaffen.

Ansonsten gibt es etliche weitere Veranstaltungen - bemerkenswert ist noch der Kleinkunstabend im "Gleis 3" mit A-Cappella-Musik und Poetry-Slam am 20. Oktober. Die Abonnenten können aus insgesamt 17 Veranstaltungen in der kommenden Spielzeit ihr Programm zusammenstellen. "Spannend und vielseitig" nennt Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland das neue Programm und wirbt dafür, das "reichhaltige Angebot trotz neuer Örtlichkeiten rege zu nutzen".

Infos über www.neubiberg.de. Dort kann man auch das Programm "Kaleidoskop" downloaden. Die Bestellung des Abos ist bis 15. Oktober möglich.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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