Neubiberg:Heimat in der Fremde

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Die VHS Südost beschäftigt sich mit dem Thema Integration

Von Anna Hordych, Neubiberg

Wenn die eigene Heimat zum unbedingten Wunschziel anderer wird, wenn andere für die Flucht in die Fremde Monate, vielleicht Jahre der Entbehrung und Armut auf sich nehmen, ändert sich unweigerlich der eigene Blick auf das Bekannte und Vertraute. Was zuvor selbstverständlich erscheint, rückt in ein neues Licht. Was bedeutet Heimat für mich und was war und ist Heimat für die vielen Flüchtenden? Auf diese Fragen versucht die neue Programmreihe "Migration, Asyl und Integration" der Volkshochschule Südost zu antworten. "Heimat und Heimatverlust" heißt ein Vortrag der Serie.

Die VHS knüpft an den Schwerpunkt vom vorigen Jahr an, da ging es um Heimat und die eigene Identität. Die Thematik war 2015 hoch gehandelt worden, die ARD hatte eine ganze Themenwoche zum Wortkomplex Heimat ausgestrahlt. Blickt man nun auf die Gemeinde Neubiberg, scheint eine Fortführung des Heimatbegriffs und eine Beschäftigung mit dem Thema der Flucht sinnvoll. Seit dem vergangenen August dient in Neubiberg eine Traglufthalle als Flüchtlingsunterkunft, 240 Asylbewerber leben jetzt hier. Da liegt es nahe, das Programm der Volkshochschule als direkte Reaktion auf das neue Zusammenleben zu lesen.

Andrea Veit, Fachbereichsleiterin an der Volkshochschule, bestätigt dies: "Wir sind natürlich hier in Neubiberg unmittelbar betroffen", sagt die Pressesprecherin, "daher ist es uns ein Anliegen, den Leuten Hintergründe und Ursachen der Fluchtbewegungen nahezubringen". Das Programm reicht von einer Lesung des Entwicklungshelfers Kilian Kleinschmidt, der jahrelang das größte syrische Flüchtlingscamp in Jordanien leitete, über Seminare bis zur Plakatausstellung "Asyl ist Menschenrecht" im April. Zu den Empfehlungen von Andrea Veit gehört das Samstagsseminar zur "Interkulturellen Kommunikation" von Coach Irene Martius. "Hier wird Interessierten, die auf Flüchtlinge zugehen wollen und sich im Dialog zwischen Kulturen üben - gerade für Leute aus Neubiberg beispielsweise -, in zwei gleich aufeinanderfolgenden Basiskursen, ausreichend Möglichkeit dazu geboten."

Aber die VHS möchte auch ein junges Publikum ansprechen: "Gerade Kinder sind oft sehr neugierig und haben im Hinblick auf die Themen Flucht und Asyl viele Fragen. "Warum kommen so viele Flüchtlinge gerade in unser Land?", lautet sehr häufig eine der Kernfragen", erzählt Andrea Veit aus eigener Erfahrung. Sie ist selber Mutter. "Daher bieten wir speziell für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren die Kinder-Uni an", berichtet Veit, "hier versuchen wir möglichst klar und verständlich die Ursachen von Fluchtbewegungen und die Anziehungskraft Deutschlands zu erklären". Dozentin ist die Professorin Ursula Münch, die Direktorin der Akademie für Politische Bildung in Tutzing ist. Ihr Vortrag für Kinder trägt den Titel "Warum suchen so viele Menschen Asyl in Deutschland?".

Für Asylbewerber selber finden auch im neuen Semester Integrationskurse und spezielle Asyl-Sprachkurse an der Volkshochschule Südost statt. Für alle ehrenamtlichen Helfer, die Flüchtlingen Deutsch beibringen möchten, gibt es ein breites Angebot an Fortbildungen. Mit Freude berichtet Andrea Veit von der hohen Anzahl Freiwilliger aus ihrem Umfeld, die Asylbewerbern Deutschunterricht anbieten. Seit dem vergangenen September seien viele ehrenamtliche Deutschlehrer zum Helferkreis hinzugekommen, berichtet sie.

Das Programm der VHS, das ebenso Veranstaltungen zur Gesundheitspflege oder zur Vorbereitung aufs Abitur anbietet, ist an diesem Wochenende in den Haushalten im Südosten des Landkreises verteilt worden.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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